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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Morgen«, fuhr Rufus fort. »Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört. Manchmal glaube ich, dass er tot ist.«
    »Nein, er ist nicht tot, Schatz. Luther hat nur ein anderes Verständnis von Zeit als wir. Ich glaube, für ihn sind sieben Jahre nicht lang. Er kommt wieder nach Hause, wenn ihm danach ist. Das ist einfach seine Art.«
    »Hatte Luther auf Ocracoke enge Freunde?«
    »Luther war nie an Freundschaften interessiert. Wie ich schon sagte, er ist ein Einzelgänger.«
    »Nein, Liebes, erinnerst du dich an Scottie?«
    »Manning?«
    »Nein, Claude und Helens Sohn.«
    »Wer ist das?«, fragte Vi.
    »Ein Kerl namens Scottie Myers. Ein echter Einheimischer. Lebt drüben auf der Back Road. War früher Fischer, als man noch davon leben konnte. Ich glaube, er kellnert jetzt im Howards. Er und Luther sind im gleichen Alter. Während der High-School-Zeit gingen die beiden an den Wochenenden mit Claude Krabben fangen.«
    »Ich glaube nicht, dass sie eng miteinander befreundet waren, Rufus.«
    »Nun, ich versuche nur, Miss King zu helfen. Ich meine, ist das für Sie überhaupt hilfreich?«
    »O ja, absolut. Sie sagten, er arbeitet im Howards. Was ist das?«
    »Eine Kneipe an der Zwölf, in die all die Einheimischen gehen. Und auch jede Menge Touristen. Bringen Sie einen ordentlichen Appetit mit.« Er spreizte Daumen und Zeigefinger zweieinhalb Zentimeter auseinander. »Die frittierten Austern sind so dick.«
    »Schatz, ich bin müde«, jammerte Maxine.
    »Miss, ich weiß nicht, ob Sie noch mehr Fragen haben, aber vielleicht könnten wir aufhören, dieses – «
    »Ich könnte morgen wiederkommen.«
    »Aber dann später am Nachmittag«, meinte Maxine. »Nach fünf.«
    »Das ist in Ordnung«, erwiderte Vi lächelnd. »Also, danke, Sie haben mir sehr geholfen. Ich weiß, dass Ihnen das nicht leicht gefallen ist.«
    Rufus sagte: »Es war uns eine Freude.«
    Vi stand auf und nahm ihre Tasche.
    »Sie haben eines der interessantesten Häuser, die ich je gesehen habe. Wann wurde es erbaut?«
    »Achtzehnhundertsiebzehn«, antwortete Rufus. »Eines der ältesten Gebäude auf der Insel. Von der Kuppel aus kann man den Leuchtturm und das Meer sehen.«
    Vi hängte sich ihre Tasche über die Schulter.
    »Wäre es aufdringlich, Sie um eine Führung durch dieses großartige Haus zu bitten?«
    »Vielleicht ein anderes Mal, Miss King«, erwiderte Maxine. »Ich wollte mich gerade hinlegen, als Sie geklopft haben.«
    Rufus küsste seine Frau auf die Stirn und mühte sich auf die Beine.
    »Ich bringe Sie noch bis zum Auto«, erklärte er. »Ich würde Sie ja selbst durchs Haus führen, aber ich brate gerade vier Flundern in der Küche, und die zerfallen leicht, wenn ich hier weiter herumtrödele.«
     
    Als Vi die Tür ihres Jeeps öffnete und ihre Tasche auf den Beifahrersitz warf, sagte Rufus: »Miss King, ich wollte mich nur bei Ihnen bedanken.«
    »Wofür?«
    Rufus lehnte sich an den dreckigen Jeep.
    Ein Regentropfen zerplatzte auf Vis Wange.
    »Dass Sie meiner Frau nicht gesagt haben, um welches Verbrechen es geht. Maxine ist nicht gut dran. Sie braucht es nicht zu hören und ich bin Ihnen dafür dankbar. Sie sagten, Sie sind aus Davidson, North Carolina?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich weiß, warum Sie hier sind. Hat mein Junge… hat er diese Familie umgebracht?«
    Vi schloss die Tür und berührte Rufus’ Arm.
    »Mr Kite, das können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Das ist die Wahrheit.« Rufus nickte und tätschelte ihre Hand. »Aber würde es Sie überraschen, wenn er es getan hätte?«
    Der alte Mann stieß ein leises Wimmern aus.
    »Kommen Sie morgen wieder«, sagte er und ging durch das Unkraut in Richtung Wasser davon.
    Als Vi von diesem düsteren, zerfallenden Haus wegfuhr, beobachtete sie Rufus Kite im Rückspiegel. Trotz des tiefen Nebels konnte sie ihn am Ufer stehen und über das bleierne Wasser starren sehen.

33. Kapitel
     
    Mein Blick glitt über die kitschige Bemalung der Decke meines kleinen Zimmers. Es war Donnerstag, mein zweiter Morgen in Ocracoke, und ich war vom Staubsaugerlärm aus dem Nachbarzimmer aus dem Schlaf gerissen worden.
    Es war der sechste Morgen, an dem ich an einem fremden Ort aufwachte. Zu Hause waren meine Augen immer zuerst zu den Stützbalken meiner Hütte gewandert – ein immer wiederkehrender Trost, der mich beruhigte, wie das vertraute Atmen einer schlafenden Ehefrau. Es schmerzte mich, dieses Gebälk nicht sehen zu können und statt in meinem Blockhaus in der Wildnis

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