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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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mit ihm im Jeep durchaus einen einsamen, fürchterlichen Tod bedeuten konnte.

Portsmouth
     
     
    »Hark! – Ich hör ihn nicht. Doch bitte, geh.«
     
    »Ich glaub dir nicht, dass er es – «
     
    »Er ist’s bestimmt – ein Helfershelfer sonst.
    Jetzt mit dem Wissen, wo er ist, ist’s Zeit,
    Für immer mit ihm Schluss zu machen.
    Lass ihn entkommen, find ich nie Ruh,
    Vermut’ ihn hinter Busch und Baum,
    Und nie mehr werd ich sonst mich traun,
    Auch nur den Fuß vor eine Tür zu setzen.
    Ich halt es nicht mehr aus. Joel, lass mich gehn!«
     
    »Unsinn, zu glauben, es läge ihm genug daran.«
     
    »Du meinst, du kannst es nicht verstehen.
    Oh, sieh doch, es war für ihn noch nicht genug –
    Joel, ich werd nicht – werd nicht –
    Ich versprech’s.
    Nichts Böses wolln wir sagen. Auch du nicht.«
     
    »Wenn jemand geht, dann ich.«
     
    – Robert Frost, Die Angst

40. Kapitel
     
    Beim Gemeindehaus am Silver Lake, in der Nähe von Charlie Tatums Steg, fuhr Detective Violet King auf einen Parkplatz. Ich saß direkt hinter dem Fahrersitz, während die junge Frau ihren Jeep Cherokee auf Parken schaltete und den Motor abstellte. Sie hatte den ganzen Weg von Howards Pub bis hierher geweint und weinte immer noch, als sie mir die Wagenschlüssel reichte und ihren Kopf aufs Lenkrad legte.
    Während sie schluchzte, hämmerte der Regen auf das Autodach und lief die Scheiben hinab.
    Die .45er zitterte in meiner Hand.
    »Wie heißen Sie noch mal?«, fragte ich.
    »Violet«, antwortete sie wimmernd.
    »Setzen Sie sich richtig hin, Violet. Ich möchte, dass sie aufhören zu weinen.«
    Violet rieb sich die Augen und starrte mich im Rückspiegel an. Ich rutschte auf den mittleren Sitz und befahl ihr: »Legen Sie die Hände auf das Lenkrad und lassen Sie es nicht los!«
    »Ich bin schwanger«, sagte sie flehend, bereit, gleich wieder loszuheulen. »Ich weiß es erst seit heute Morgen. Wenn Sie mich umbringen, dann werden Sie – «
    »Klappe! Das ist mir egal. Geben Sie mir Ihre Brieftasche und ihre Marke.« Sie griff in ihre Tasche und reichte mir beides. »Und auch das Handy. Haben Sie einen Pieper?«
    »Nicht dabei.« Sie nahm das Handy vom Beifahrersitz. Ich nahm es ihr aus der Hand, ließ es auf den Boden fallen und zertrat es mit dem Stiefelabsatz. Dann öffnete ich ihre Brieftasche und sah mir den Führerschein an. Sie war aus Davidson, North Carolina, meiner alten Heimat, und sie war erst sechsundzwanzig.
    »Ich hab Ihnen gesagt, Sie sollen das Lenkrad festhalten. Sind Sie mir hierher gefolgt?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Ich schwöre es.«
    »Was zum Teufel tun Sie dann auf Ocracoke?«
    »Ich bin hierher gekommen, um einen Mann namens Luther Kite zu finden. Seine Eltern leben hier und das war sein letzter bekannter – «
    »Ermitteln Sie im Mordfall an dieser Familie in Davidson?«
    »Ja. Und auch im Entführungsfall Elizabeth Lancing.«
    »Himmel, Sie haben mir wirklich alles versaut!«
    Die Uhr im Armaturenbrett zeigte 15:05 an. Es würde bald dunkel werden und Charlie Tatum erwartete mich.
    Durch die Windschutzscheibe sah ich, wie er aus seiner Hütte am Ende des Stegs trat und in sein Boot kletterte. Daraufhin tuckerte der Motor im Wasser.
    Als ich wieder zu Violet schaute, hatte sie ihren Kopf gedreht. Sie starrte auf den Revolver. Vermutlich hatte noch nie jemand mit einer geladenen Waffe auf sie gezielt.
     
    »Also, der Plan sieht folgendermaßen aus«, sagte ich zu Violet. »Wir machen einen Bootsausflug. Du bist meine Frau und heißt… Angie. Sag kein Wort. Heul vor allem nicht. Wenn wir auf dem Boot sind, dann setz dich einfach hin und starre auf das Meer, als ob wir uns gestritten hätten.«
    »Wohin – «
    »Und lass mich dir eins sagen. Dieser alte Mann, der uns rausfährt… sein Leben ist in deinen Händen. Denn wenn du anfängst zu heulen oder auszuflippen und er Verdacht schöpft, schieß ich ihn über den Haufen und werfe ihn ins Meer. Verstanden?«
    »Ja, Sir. Sie brauchen niemanden zu verletzen.«
    »Das hängt von dir ab. Ich habe mich sieben Jahre lang versteckt. Ich werde nicht ins Gefängnis gehen.«
    Ich griff hinter den Sitz und holte einen roten Poncho und ein Paar feuchte Bergstiefel nach vorn. Dann zog ich den Rucksack, den ich in Bubbas Camping- und Angelladen gekauft hatte, auf den Rücksitz.
    »Hier.« Ich reichte ihr den Poncho und die Stiefel. »Es wird kalt und nass sein, dort, wo wir – «
    »Werden Sie mir was antun?«, fragte sie.
    Ich hätte am liebsten Nein, bei mir

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