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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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haben Zeit.«

55. Kapitel
     
    Freude, Leichtsinn und schmerzhafte Hoffnung übermannten ihn. Horace Boone rannte auf der Suche nach dem Raum mit dem Eichenholzstuhl durch die dunklen Gänge und wusste, dass er Angst haben sollte, doch die Erregung war stärker als seine Furcht.
    Er verließ das Labyrinth auf der gegenüberliegenden Seite der Treppen, über die er es vor zehn Minuten betreten hatte, stürzte in den breiten Gang und stand nach kurzer Zeit wieder im Eingang des kleinen Raums mit dem Eichenstuhl.
    Er leuchtete mit seiner schwächer werdenden Taschenlampe über den Boden, auf dem Hammer, Schraubenschlüssel, Kneifzangen und jede Menge Nägel und Schrauben lagen. Als er den Raum betrat, erblickte er, wonach er suchte – auf einem Stück Kupferblech lag eine Eisensäge.
    Er griff danach, lief zur Treppe zurück und versuchte, den Weg zu Andrew Thomas und den Frauen wiederzufinden.
    Die Lampe ging aus.
    Komplette Dunkelheit.
    Horace klopfte mit der Lampe gegen den Stein. Das Licht kam wieder, wenn auch etwas schwächer.
    Er bewegte sich durch die verzweigten Tunnel und bog nur einmal falsch ab, bevor er wieder in den gewölbten Nebenraum gelangte.
    »Was hast du gefunden?«, flüsterte Andrew.
    »Eisensäge.«
    »Da Beth bereits eine Hand befreit hat, solltest du ihre Kette zuerst durchsägen.«
    »Halten Sie das hier ruhig.«
    Horace legte Andrew die Taschenlampe in die Hand. Dann ging er zu Beth und ergriff die Kette, die ihre Handschellen mit dem Eisenring verband.
    »Lehnen Sie sich zurück«, flüsterte er. »Sie müssen sie stramm ziehen.«
    Beth zog an der Kette und Horace setzte die Klinge auf dem Metall an.
    »Andrew«, sagte er, als er gerade mit dem Sägen beginnen wollte. »Versprechen Sie mir, dass ich die Rechte für ein Exklusivinterview kriege, wenn wir hier heil rauskommen?«
    Noch in der Sekunde, in der er das gesagt hatte, fühlte er sich schäbig und bereute es, gefragt zu haben.
    »Wenn du uns hier rauskriegst, werde ich sogar deine Kinder großziehen.«
    Horace grinste erfreut und begann zu sägen.
    Zunächst stellte er sich ungeschickt an; die Kette bewegte sich so stark, dass die Säge immer wieder abrutschte. Doch nachdem er eine Kerbe gesägt hatte, glitt die Säge ganz leicht durch das Metall. Er hatte die erste Hälfte des Kettenglieds in weniger als zwei Minuten durchgesägt, aber als er gerade mit der zweiten Hälfte begann, ging das Licht wieder aus.
    »Verdammter Mist!«
    »Der Lichtstrahl war schon ziemlich schwach«, sagte Andrew. »Kann sein, dass sie nicht mehr angeht.«
    »Ich habe erst heute Nachmittag frische Batterien eingelegt.«
    Andrew knipste die Lampe mehrere Male an und aus, bis ein schwaches orangefarbenes Licht erschien. Zum Arbeiten reichte es.
    Horace machte sich an das letzte Stück.
    Als die Kette aufging, fiel Beth rückwärts gegen die Wand, wobei eine Handschelle immer noch an ihrem linken Handgelenk hing.
    »Wer ist der Nächste?«, fragte Horace.
    »Befrei ihn«, sagte die kleine Blondine.
    Horace hielt Beth die Taschenlampe hin und sagte:, »Leuchte hierhin.«
    Andrew lehnte sich zurück und zog die Kette stramm.
    Horace führte die Säge langsam über das Metall, bis er eine Kerbe spüren konnte. Dann sägte er wie verrückt weiter, bis die Reibung auf dem Metall ein metallisches Schreien verursachte und der Raum nach erhitztem Stahl roch.
    Er hatte das erste Glied in weniger als einer Minute durchgesägt und gerade mit dem zweiten begonnen, als die Blondine »Halt!« flüsterte.
    Horace hörte auf zu sägen.
    Sie lauschten.
    Irgendwo im Keller knackte es.
    »Was ist das?«, fragte Beth.
    Horace spürte, wie ihn ein Zittern durchfuhr.
    »Jemand kommt die Treppe herunter«, sagte er.
    Als er nach der Taschenlampe griff, ging sie erneut aus.
    »Verdammt, verarsch mich nicht!«
    Horace griff nach der Taschenlampe, schaltete sie ein paar Mal an und aus, und als nichts passierte, schlug er sie auf den Stein. Er hörte, wie die Batterien herausfielen und über den Boden rollten.
    Andrew sagte: »Horace, du musst abhauen und dich irgendwo verstecken. – Beth?«
    »Ich bin hier.«
    Sie waren jetzt nur noch Geflüster in der Dunkelheit.
    »Setz dich wieder auf den Boden und halte deine Hände so, als wären sie noch angekettet.«
    »Wer, glaubst du, kommt da?«, fragte Horace.
    »Egal«, sagte Andrew. »Sie sind alle Psychopathen. Jetzt geh und nimm die Metallsäge mit, damit sie sie nicht sehen. «
    Das Knacken hatte aufgehört.
    Horace streckte den Arm

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