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Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Johnson
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das Vergnügungsgeschäft war die Stadt nicht konkurrenzfähig, und der Partei hätte das Geld gefehlt, um die eigene Dominanz zu sichern. Nucky hatte aus Kuehnles Demontage durch Woodrow Wilson eine wichtige Lektion gelernt: Es reichte nicht, der lokale Prinzipal zu sein, man musste in ganz New Jersey etwas gelten, wenn man vor Angriffen aus Trenton sicher sein wollte.
    Bei den Gouverneurswahlen von New Jersey im Jahre 1916 unterstützte Nucky Johnson den Kandidaten Walter Edge. Edge war ein Gefolgsmann Kuehnles, Mitglied der Bezirkskammer und 1910 sogar zum Senator von Atlantic County gewählt worden. Diese Wahl hatte durch die Macksey-Kommission eine zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Er war also ein Ehrenmann ganz im Stil Atlantic Citys, aber durchaus ein kompetenter und angesehener republikanischer Politiker. Edge stammte aus Philadelphia und war schon als Kind nach Atlantic City gezogen, weil sein Vater von der Eisenbahngesellschaft hingeschickt wurde. Edge war ein Selfmademan, der seine eigene Zeitung und PR-Firma gründete und dadurch zu viel Geld kam. Auch in der Politik war er schnell erfolgreich und bekleidete die meisten Ämter, die je ein Politiker aus Atlantic City auf sich vereinen konnte. Schließlich wurde er Gouverneur, US-Senator und Botschafter in Frankreich. Er war ein enger Freund von Warren G. Harding (29. Präsident der USA; A . d . Ü.) und wäre beinahe dessen Vizepräsident geworden. Obwohl Edge die Verbindung zu Kuehnle und Johnson später abgestritten hat, brauchte er damals ihre Unterstützung. Trotz seines Reichtums war er auf Kuehnles Machtapparat angewiesen, um im Atlantic County gewählt zu werden. Nicht umsonst vertraute Edge ausgerechnet Nucky Johnson die Leitung seines Wahlkampfs bei den Gouverneurswahlen an.
    Gegenkandidat war der wohlhabende Austin Colgate, Erbe des bekannten Zahnpasta-Imperiums. Bereits in den Vorwahlen ging es heiß her, und weil damals noch keine staatliche Regulierung der Wahlkampfbudgets existierte, ging Colgate sehr großzügig mit seinem Geld um. Nucky half wiederum Edge, die nötigen Gelder für seine Kampagne aufzutreiben, und verschaffte ihm Schützenhilfe aus einer unerwarteten Richtung.
    Bei den Demokraten gab es nämlich nur einen einzigen Kandidaten, dem Bürgermeister von Jersey City, Otto Wittpenn. Er war ein Reformer und damit ein Stachel im Fleisch des Parteivorsitzenden Frank »Ich bin das Gesetz« Hague. Weil er Wittpenn aus dem Weg haben wollte, sorgte er dafür, dass der auf der Karriereleiter nach oben fiel.
    Hague wurde zur gleichen Zeit Strippenzieher bei den Demokraten, als Nucky Johnson die republikanische Machtmaschine übernahm. Als Sohn irischer Einwanderer, geboren 1871 in Jersey City, verfügte er weder über eine solide Bildung – er flog in der sechsten Klasse von der Schule – noch über einen klangvollen Namen, aber er war der geborene Anführer. Er arbeite sich vom Wachtmeister hoch zum Kommissar für Wasser- und Straßenbau. Genau wie Nucky strebte auch er nicht nach landesweiter Macht, sondern wollte die Interessen seiner Stadt gegenüber der Politik des Bundesstaats wahren.
    Da Hague für die Gouverneurswahlen von 1916 keinem seiner Parteigenossen genug vertraute, um ihn für das Amt des Gouverneurs zu empfehlen, war er reif für ein Angebot von Nucky Johnson. Edge musste Hague versprechen, mit ihm zusammenzuarbeiten, und Hague ließ dafür seine Gefolgsleute das Lager wechseln. Wittpenn war das Bauernopfer in Nuckys und Hagues Spiel und verlor die Gouverneurswahl gegen Walter Edge deutlich. Und das war nur die erste von vielen Gelegenheiten, bei denen Hague und Johnson trotz unterschiedlicher Parteiinteressen gemeinsame Sache machten.
    Gouverneur Edge ernannte Nucky zur Belohnung zum Schriftführer des obersten Gerichtshofs des Bundesstaates. »Man muss sich das einmal vorstellen, ein Typ wie Nucky hat was in den Gerichten von New Jersey zu sagen«, amüsierte sich der Zeitzeuge und Ex-Politiker Richard Jackson.
    Obwohl er jetzt zwei Vollzeitjobs hatte, blieb Nucky Schatzmeister von Atlantic City. Ihm bedeutete die Position als Schriftführer eigentlich nichts, aber es war eine gute Gelegenheit, um in Trenton Kontakte zu den einflussreichen Republikanern von New Jersey zu knüpfen. Mit 33 Jahren war es Nucky gelungen, einen Gouverneur als Verbündeten zu gewinnen. Damit war er in der Position, jedem im Bundesstaat einen Gefallen erweisen zu können, und damit ein politisches Schwergewicht.
    Zur selben Zeit bemühte sich

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