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Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Johnson
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Die Rebellen verlegten die Razzien daraufhin in ihre Freizeit und wurden dafür regelmäßig für fünf Tage am Stück suspendiert, was die Maximaldauer im öffentlichen Dienst ohne gerichtliche Anhörung war. Schließlich wurde den »Four Horsemen« dienstliches Fehlverhalten vorgeworfen, und sie wurden aus dem Polizeidienst entlassen.
    Bevor sie endgültig erledigt waren, hatten die »Horsemen« noch einen Auftritt im Rampenlicht als Zeugen vor dem Kefauver-Ausschuss. Portock und seine Gefolgsleute traten vor das Komitee und benannten die wichtigsten Gangster und korrupten Politiker im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel und füllten damit eine Liste mit mehr als dreihundert Namen. Sie berichteten auch, wie die Lotteriebarone den Einwohnern und Touristen jährlich bis zu 15 0 000 Dollar abnahmen, und legten die Korruptionsvorgänge innerhalb der Polizei offen. Polizeichef Harry sei lediglich ein Strohmann, und der Direktor für öffentliche Sicherheit, William Cuthbert, ein seniler alter Knacker. Es stellte sich heraus, dass sich Cuthbert regelmäßig von Beamten der Feuerwehr durch die Gegend fahren ließ, um Eier auszuliefern, die von seiner Farm auf dem Festland stammten. In Wirklichkeit kontrollierten Stumpy Orman und Jimmy Boyd die Polizei. Orman war der führende Racketeer in der Stadt, er stellte sicher, dass jeder bezahlte. Boyd war ein ideologischer Einpeitscher und sorgte dafür, dass im politischen Apparat niemand aus der Reihe tanzte. Im Kefauver-Bericht ist festgehalten, dass »Orman die Polizei von Atlantic City zum Vorteil der Glücksspielmafia kontrollierte« 81 .
    Orman wurde vorgeladen, aber die Anhörung blieb erfolglos. Er beantwortete ein paar Fragen, redete sich aber überwiegend auf sein »sehr schlechtes Gedächtnis« hinaus.
    Unterstützer der »Four Horsemen« wie die ehemaligen Richter Paul Warke und Jack Wolfe berichteten dem Ausschuss von Schikanen gegen die Kritiker des korrupten Systems. Als Bezirksrichter hatte Warke gegen etliche Glücksspielbetreiber hohe Strafen verhängt. Er wurde nach Ablauf seiner Amtszeit nicht wieder berufen. Farley bestritt wenig glaubhaft, dass Warkes Urteile der Grund dafür waren. Jack Wolfe war mithilfe der Demokraten ins Parlament eingezogen und hatte Farleys Organisation massiv kritisiert. Man erhöhte daraufhin durch eine Veränderung der Bemessungsgrundlagen die Nebenkosten und Steuerabgaben an seinem Firmensitz.
    Der Kefauver-Ausschuss kam zu dem Ergebnis, dass die Allianz von Politik und Verbrechen in Atlantic City weiterhin bestens funktionierte und die Republikanische Partei der Stadt sich nach wie vor aus Schutzgeldern finanzierte. Stumpy Orman gab von Zeit zu Zeit eine Liste mit geduldeten Glücksspielunternehmen heraus, und Unternehmen, die nicht auf der Liste standen, wurden geschlossen. Lester Burdick, einer von Farleys Vertrauten und gleichzeitig Senatsbeamter, kassierte die Anteile an den Pferdewetten von den Wettbürobetreibern ab; Vincent Lane, ein Bewährungshelfer, trieb nebenbei Geld von den Glücksspielbetreibern ein; die Racketeers, die von den Horsemen wegen Ordnungswidrigkeiten verhaftet worden waren, landeten zwar nach einer Verurteilung im Bezirksgefängnis, wurden aber sofort wieder entlassen. In einem dieser Fälle chauffierte der Fahrer von Polizeichef Gerald Gormley den rechtskräftig verurteilten Buchmacher Austin Johnson sogar am Wochenende persönlich nach Hause. Farley reagierte auf die schlechte Publicity, indem er sein »Personal« austauschte. Es wurde zwar bald darauf eine Grand Jury einberufen, aber die Einzigen, die tatsächlich verurteilt wurden, waren die »Four Horsemen«.
    Kefauvers Anhörungen hinterließen zumindest bei der organisierten Kriminalität einen bleibenden Eindruck, denn nach den Anhörungen konnte das Glücksspiel in Atlantic City nicht mehr in aller Öffentlichkeit stattfinden, was den Ertrag empfindlich schmälerte. Für Farley selbst hatte die ungewollte Publizität ebenfalls negative Auswirkungen. Seine Gegner fühlten sich gestärkt und wollten sich mit ihm bei den nächsten Wahlen messen.
    Bei den Stadtratswahlen von 1952 schickte Farley seine bewährten Handlanger unter der Leitung von Bürgermeister Altman ins Rennen, allerdings ohne Sicherheitschef William Cuthbert, den man zum Rücktritt gezwungen hatte. Die Liste der Opposition führte der ehemalige Polizeichef James Carmack unter dem Namen »Fusion For Freedom« (deutsch: »Eine Verbindung für die Freiheit«) an. Carmack hatte

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