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Bob, der Streuner

Bob, der Streuner

Titel: Bob, der Streuner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bowen
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angewidert das Gesicht und machte einen entsetzten Schritt rückwärts.
    »Tja, Partner, das hast du jetzt davon«, warf ich ihm vor. »Nur weil du nicht aufhören kannst, im Müll herumzuwühlen, musst du jetzt diesen ekeligen Saft schlucken.«
    Die Medikamente wirkten schnell. In dieser Nacht schlief er wie ein Baby, und am nächsten Morgen begrüßte mich ein viel fröhlicheres Rotpelzchen. Seine Kräfte kehrten zurück, und er wehrte sich bereits ganz beachtlich gegen die morgendliche Dosis Darmkur. Ich musste seinen Kopf festhalten, um ihm das Zeug einzuflößen.
    Am Donnerstag ging es ihm schon wieder blendend. Trotzdem fuhren wir zur mobilen Ambulanz des Blue Cross nach Islington. Ich wollte sicher sein, dass er wieder gesund war. Die Tierärztin erkannte Bob sofort wieder und schien ehrlich besorgt zu sein, als ich ihr erzählte, wie schlimm es Bob gegangen war.
    »Ich werde ihn gleich mal untersuchen«, sagte sie und nahm ihn mir ab. Sie stellte ihn auf die Waage, leuchtete mit einer kleinen Taschenlampe in sein Mäulchen und tastete seinen Körper gründlich ab.
    »Sieht gut aus«, informierte sie mich danach. »Ich denke, es geht ihm schon viel besser.« Ich war sehr erleichtert.
    Als wir den Bus verlassen wollten, gab sie Bob noch eine Warnung mit auf den Weg: »Und bleib weg von den Müllcontainern, Bob! Ich hoffe, es war dir eine Lehre!«
    Bobs Krankheit hatte mich wachgerüttelt. Bisher war er mein Fels in der Brandung gewesen, ich hatte nie daran gedacht, dass er krank werden könnte. Die Erkenntnis, dass Bob sterblich war, hatte mich tief erschüttert.
    Ich musste endlich aktiv werden und einen heimlichen Wunsch, der sich schon länger in mir regte, in die Tat umsetzen. Es war Zeit, wirklich clean zu werden.
    Ich hatte die Schnauze voll von meinem Lebensstil. Wollte endlich raus aus den dumpfen Zwängen, die mir die Methadon-Abhängigkeit auferlegte. Der tägliche Gang zur Apotheke, zweimal im Monat die lange Fahrt zur Drogenambulanz. Ich wollte endlich das Gefühl loswerden, immer noch suchtgefährdet zu sein.
    Bei meinem nächsten Besuch in der Klinik erklärte ich meinem Therapieleiter, dass es Zeit sei, das Methadon abzusetzen. Ich war bereit für den letzten Schritt. Natürlich hatten wir schon öfter darüber gesprochen, aber der Methadon-Entzug verlangt viel Kraft und einen starken Willen. Diese Voraussetzungen hatte ich ihm bisher nicht glaubhaft vermitteln können. Aber an diesem Tag überzeugte ich ihn.
    »Das wird nicht leicht, James«, warnte er mich.
    »Ja, ich weiß!«
    »Du bekommst ein Medikament namens Subutex. Die Dosis wird über Monate hinweg langsam reduziert, bis du es gar nicht mehr brauchst.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Aber die Umstellung ist hart. Du wirst starke Entzugserscheinungen haben, bevor wir dir Subutex geben können«, warnte er mich. Dabei lehnte er sich über seinen Schreibtisch und sah mir tief in die Augen.
    »Das ist mein Problem«, konterte ich wild entschlossen. »Ich will das unbedingt. Für mich, aber auch für Bob!«
    Mein Berater war sichtlich beeindruckt. »Okay, dann werde ich mich mal um alle Formalitäten kümmern«, stimmte er zu. »In ein paar Wochen kann es losgehen!«
    Als ich wieder auf der Straße stand, atmete ich tief ein und aus. Zum ersten Mal seit Jahren sah ich ein winziges Licht am Ende meines sehr dunklen Tunnels.

15
    Die schwarze Liste
    A n einem kalten, feuchten Montagmorgen erreichte ich den Verteilerstand und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ein paar Big-Issue -Verkäufer standen herum, stampften mit den Füßen, um sich warm zu halten, und tranken heißen Tee aus Styroporbechern. Sobald sie mich und Bob erblickten, steckten sie tuschelnd die Köpfe zusammen und warfen uns finstere Blicke zu. Niemand grüßte, und ich kam mir vor wie ein ungebetener Gast.
    Sam tauchte mit einem Stapel frisch gedruckter Magazine hinter dem Lieferwagen auf. Als sie mich sah, zeigte sie sofort mit dem Finger auf mich.
    »James, wir müssen reden.« Es war ein Befehl.
    »Ja, gern, gibt’s ein Problem?«, strahlte ich sie an und ging mit Bob auf meiner Schulter zu ihr hinüber. Sonst hatte sie immer einen Extragruß und eine Streicheleinheit für ihn übrig, aber nicht an diesem Morgen.
    »Ich habe eine Beschwerde bekommen, genauer gesagt, es waren mehrere«, kam sie ohne Umschweife zur Sache.
    »Und worüber?«, fragte ich verwundert, denn ich war mir keiner Schuld bewusst.
    »Ein paar von den anderen Verkäufern sagen, du ›flanierst‹. Du

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