Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
Fragen bestürmte. Doch der hielt sie mit einer polizeitypischen Geste – einer erhobenen Hand – zurück.
»Wir werden uns in diesem Moment aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu den Vorgängen äußern.«
»Entspricht es der Wahrheit«, bohrte einer der Reporter trotzdem weiter, »dass er vergiftet worden ist?«
»Ich wiederhole: kein Kommentar!«
»Oder«, fuhr derselbe Reporter unbeirrt fort, »dass er, als sie ihn gefunden haben, immer wieder nappt, nappt, nappt gemurmelt hat? Und das Wort Schatz ?«
Bobbie Faye beobachtete, wie Benoit ein Pokerface aufsetzte, und sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er verärgert war und der Reporter recht hatte.
»Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen beziehen«, erwiderte der Polizeisprecher, »aber das sind alles wilde Spekulationen. Dem Mann fehlte seine Frau, und er ist eben von uns geschnappt worden. Ich bin sicher, wir werden mehr wissen, nachdem er untersucht worden ist.«
Nappt. Man sollte diesen Tag offiziell zum Tag der Entführung ernennen. Hatte es schon jemals so viele Verschleppungen an einem einzigen Tag gegeben? Nappt, nappt, nappt, nappt schwirrte es durch Bobbie Fayes Kopf, und sie versuchte krampfhaft, diese Gedanken abzustellen.
Erneut blickte sie den Gang hinunter, aber er wurde von zwei Leuten blockiert, die ihnen entgegenkamen.
Nappt, nappt, nappt, nappt, nappt, kalt . Die Worte tanzten nun regelrecht durch ihren Kopf. Nappt, nappt, nappt, nappt, nappt, Schatz .
Nappt, nappt Schatz. Nappt Schatz. Nappt, nappt Schatz.
Nappt, nappt, nappt, nappt Schatz . Immerzu derselbe Rhythmus. Sie wurde die Worte einfach nicht los.
Sie betastete das Diadem nun bestimmt schon zum hundertsten Mal, seit sie es von Alex bekommen hatte, nur um sicherzugehen, dass es sich immer noch in ihren Händen befand und vorn an ihre Jeans gebunden war.
Nap’ Schatz, nap’ Schatz.
Nap Schatz.
Sie sah hinunter auf das Diadem.
Nap. Schatz. Ton Trésor est trouvé. Nap . Schatz?!
Jean Lafitte hatte Napoleons Gold bekommen, kurz bevor dieser nach Elba ins Exil gegangen war. Sie war mit dieser Geschichte aufgewachsen und hatte sie bestimmt hundertmal in der Highschool und weitere tausendmal auf dem Piratenfestival gehört.
Napoleons Gold. Ein Schatz .
Oh, Teufel noch mal!
Sie betrachtete die seltsamen Zeichen auf der Rückseite des Diadems. Zeichen, die sie immer für Kratzer gehalten hatte, die durch den jahrelangen Gebrauch entstanden waren.
»Was ist los?«, fragte Trevor leise, als sie das Diadem ins Licht hielt, damit sie die Markierungen besser erkennen konnte.
»Fuck«, flüsterte sie zurück.
»Tut mir leid, aber ich brauche schon ein paar Informationen mehr, um dich zu verstehen …«, seine Stimme schien in ihrem Ohr zu vibrieren, »… ich kann mir nämlich kaum vorstellen, dass du mich hier mitten im Raum gerade um einen Quickie bittest.«
»Ich glaube, es ist eine Schatzkarte.«
Erstaunt zog er seine Augenbrauen hoch. »Eine was?«
»Nap. Schatz«, sagte sie und zeigte auf den Fernseher, wo in der Berichterstattung gerade noch einmal aufgewärmt wurde, wer was zu wem gesagt hatte und was jeder Einzelne darüber dachte, was wer zu wem gesagt hatte. »Ich glaube, der Bankräuber hat versucht, Napoleons Schatz zu sagen. Er wollte in der Bank unter Garantie nicht nur Geld holen, sondern hat darauf gewartet, an das Diadem zu kommen. Und jetzt plappert er irgendwas von Napoleons Schatz, und es sieht so aus, als hätte jemand versucht, ihn zu töten. Ich glaube, er hat ›nap‹ wie ›Napoleon‹ gesagt. Und ›Schatz‹.«
Wieder wurden die Moderatoren unterbrochen. Dieses Mal erschien in der rechten oberen Ecke des Bildschirms ein aktuelles Foto des Professors. In seinem Anzug, an einem gut ausgestatteten Schreibtisch und mit teuren Regalen voller dicker Bücher hinter sich sah er gleich sehr viel besser aus.
»Inzwischen ist uns die Identität des mutmaßlichen Bankräubers bestätigt worden, obwohl seine Kollegen offenbar völlig überrascht sind. Bei dem Mann, der auf dem eingeblendeten Bild zu sehen ist …« – unter dem Foto des Professors erschien ein Kasten, in dem noch einmal die Aufnahmen der Überwachungskamera gezeigt wurden, die den Professor mit seiner Waffe und dem »Dynamit« zeigten – »handelt es sich eindeutig um Bartholomew Fred, Professor für Altertümer an der LSU. Er hat bereits mehrere vielbeachtete Entdeckungen gemacht, besonders was alte Schriften und Tagebücher angeht. In den letzten Tagen ist er
Weitere Kostenlose Bücher