Bodenlose Tiefe
mir ein Vergnügen.«
»Ich will, dass er ganz langsam stirbt. Das ist zwar immer noch eine zu milde Strafe, aber es wird reichen müssen.« Sie wandte sich um und betrachtete die Flammen, die sich vom Unterdeck her ins Holz des Oberdecks fraßen. »Ich hoffe, dass das Schiff nicht zu schnell untergeht.«
»Trotzdem sollten wir lieber machen, dass wir hier wegkommen. Man kann nie wissen«, sagte Kelby und steuerte das Beiboot an. »Los, komm.«
»Nur noch eins.« Melis zog sich das Organzakleid aus und behielt nur BH und Slip an. Dann nahm sie die rosafarbene Schleife aus ihrem Haar und warf beides in Richtung Feuer.
»So, jetzt können wir gehen.« Sie sprang ins Beiboot.
»Jed, bring mich auf die Insel, ich warte dort, bis das Schiff sinkt«, sagte Nicholas. »Wir wollen schließlich nicht, dass in letzter Sekunde noch irgendwas schief geht.« Er warf Melis eine Decke zu. »Wickeln Sie sich darin ein, sonst erkälten Sie sich noch.«
»Ich erkälte mich schon nicht.« Sie fühlte sich stark, unversehrt und … frei.
Sie hörte Archer vor Schmerzen schreien.
Kelby ließ den Motor an und sie entfernten sich langsam vom Schiff.
Archer schrie immer noch.
Die ersten züngelnden Flammen hatten das Organzakleid erreicht. Der zarte Stoff kräuselte sich und wurde schwarz. Dann ging er in Flammen auf.
Innerhalb kurzer Zeit waren Kleid und Schleife verschwunden.
Zu Asche geworden.
Als Melis und Kelby zwei Stunden später an Deck der Trina standen, sahen sie im Osten ein helles Licht aufblitzen.
»Das war’s«, sagte Kelby. »Das Feuer hat die Waffen erreicht.
Hat länger gedauert, als ich dachte.«
»Ich wünschte, es hätte noch länger gedauert.«
»Blutrünstiges Weibsstück.«
»Genau.«
»Wirst du jetzt endlich nach unten gehen und duschen? Seit wir zurück sind, stehst du wie festgeklebt hier an der Reling.«
»Noch nicht. Ich warte auf Nicholas. Ich muss mich vergewissern. Du kannst ja schon runtergehen.«
Kopfschüttelnd beugte er sich über die Reling und schaute in Richtung Osten.
Eine halbe Stunde später traf Nicholas ein.
»Der reinste Urknall«, sagte er, als er an Bord kletterte.
»Die müssen einen beachtlichen Munitionsvorrat auf dem Schiff gehabt haben.« Er wandte sich an Melis. »Keine Rettung in letzter Minute. Der Dreckskerl ist tot, Melis. Zur Hölle gefahren.«
Sie blickte nach Osten.
Er ist tot, Carolyn. Er wird dir nicht mehr wehtun.
»Melis.« Sie spürte Kelbys zärtliche Hand an ihrem Arm.
»Zeit, das alles loszulassen.«
Sie nickte und wandte sich ab. Es war vorbei. Geschehen.
Zeit, es tatsächlich loszulassen.
Als sie am nächsten Morgen an Deck kam, waren Pete und Susie verschwunden.
»Ist das okay?«, wollte Kelby wissen, als er neben sie an die Reling trat. »Du hast gesagt, Pete würde wissen, wann er wieder gesund genug wäre.«
»Ich glaube, es ist okay.« Sie zuckte die Achseln. »So vieles an Delphinen ist mir noch immer ein Rätsel. Manchmal habe ich das Gefühl, Pete und Susie überhaupt nicht zu kennen.«
»Und manchmal weißt du ganz genau, dass du sie jeden Tag besser kennen lernst. Sie werden zurückkommen, Melis.«
Sie nickte und setzte sich. »Und ich werde hier sein. Willst du heute tauchen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich werde der Küstenwache einen Besuch abstatten. Man kann kein Schiff versenken ohne polizeiliches Nachspiel, selbst wenn es für kriminelle Aktivitäten benutzt wurde. Aber wenn die bereit waren, sich von Archer bestechen zu lassen, dann werden sie mein Geld auch nicht ablehnen.«
»Geld löst alle Probleme.«
»Das zwar nicht, aber es ist sehr nützlich. Ruf mich, falls es Probleme mit Pete gibt.«
»Ich komm schon zurecht.«
Er schaute sie nachdenklich an. »Du bist ganz weit weg heute.«
»Ich fühle mich … benommen. Vielleicht ein bisschen leer.«
Sie lächelte schwach. »In den vergangenen Wochen hatte ich nur ein Ziel und das ist jetzt nicht mehr da. Sobald ich mich daran gewöhnt habe, wird es mir schon wieder besser gehen.
Wann wirst du zurück sein?«
»Kommt drauf an, wie viel Zeit und Geld ich brauche, um die Jungs von der Küstenwache davon zu überzeugen, dass Archers Schiff in die Luft geflogen ist wegen der Waffen, die er geladen hatte. Die gerechte Strafe.«
Er ging in Richtung Beiboot. »Ich melde mich, falls sie Probleme machen.«
»Du bist nicht verpflichtet, mir Bericht zu erstatten.« Sie schaute aufs Meer hinaus. »Ich habe dir versprochen, dir kein Klotz am Bein zu sein.«
Er runzelte
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