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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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vergangen. »Nehmen Sie mir die Fesseln ab.«
    »Aber es gefällt mir, wenn deine Hände gefesselt sind. Sag bitte.«
    »Bitte.«
    Er nahm sein Taschenmesser und schnitt die Fesseln durch.
    »Leg dich hin, sonst fessle ich dich wieder.«
    Langsam legte sie sich hin.
    O Gott, es würde wieder geschehen.
    Am liebsten hätte sie geschrien.
    Nein, sie würde die Oberhand behalten. Es würde nicht geschehen. Sie musste nur noch ein bisschen durchhalten.
    Damit umgehen.
    War das Carolyns Stimme?
    »Dein Gesichtsausdruck ist unbezahlbar«, sagte Archer heiser, den Blick gierig auf ihr Gesicht geheftet. »Ich wünschte, ich hätte eine Kamera zur Hand. Beim nächsten Mal muss ich unbedingt daran denken.« Er schaltete den Kassettenrekorder auf dem Nachttisch ein. »Aber ich bin zu sehr darauf gespannt, dein Gesicht zu beobachten …«
    Dann hörte sie ihre eigene Stimme vom Band.

    18
    Noch fünf Minuten.
    »Zwei Mann auf der Brücke«, murmelte Nicholas.
    »Wahrscheinlich wird einer am Steuer bleiben, auch wenn der andere zum Ort der Explosion rennt. Du oder ich?«
    »Du. Ich durchsuche die Kabinen.«
    »Dachte ich’s mir.«
    Angestrengt schaute Kelby zum Deck hinauf. Er konnte es kaum erwarten.
    Noch vier Minuten.

    Melis fuhr hoch und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »O Gott, ich glaub, ich muss kotzen.«
    »Wie lästig.« Archer setzte sich auf. »Gerade, wo es anfing, spannend zu werden.«
    Sie beugte sich vor und würgte.
    »Nein, nicht. Nicht in diesem Bett. Ich habe noch zu viel damit vor.« Er sprang auf und riss sie vom Bett. »Los, ins Bad, du Miststück.« Er zerrte sie zu dem angrenzenden Badezimmer.
    »Beeil dich. Und pass ja auf, dass du dir das Kleid nicht versaust.«
    Er schubste sie ins Bad und schlug die Tür zu.
    Sie war allein.
    Sie hatte schon befürchtet, er würde mitkommen. Aber die meisten Leute hatten keine Lust, anderen beim Kotzen zuzusehen. Bestimmt stand er vor der Tür und lauschte.
    Sie machte laute Würgegeräusche, während sie ihren rechten Schuh abstreifte. Vorsichtig entfernte sie den flachen Sprengsatz und legte ihn auf die Kommode.
    Dann holte sie das Stilett aus ihrem linken Schuh.
    »Bist du fertig?«, rief Archer.
    Sie würgte noch einmal. »Ich glaub ja.«
    »Dann wasch dir das Gesicht wie ein braves Mädchen und spül dir den Mund aus. Du hast mich ziemlich sauer gemacht.
    Ich werde dir wohl eine Tracht Prügel verpassen müssen.«
    Sie drehte den Wasserhahn auf und atmete ein paarmal tief durch, um sich zu beruhigen. Ihre Hand umklammerte den Griff des Stiletts. Sie musste handeln.
    Am besten, sie ließ das Wasser einfach weiterlaufen. So konnte sie ihn vielleicht besser überrumpeln, wenn sie aus der Tür trat.
    »Melis.«
    Sie riss die Tür auf und stürzte aus dem Bad. Flüchtig nahm sie den Schrecken in Archers Augen wahr, als das Stilett in seine Brust eindrang. Er sank zu Boden.
    War der Stich tief genug?
    Keine Zeit, es zu überprüfen. Sie war schon eine Minute drüber. Sie rannte aus der Kabine. Als man sie hier heruntergebracht hatte, war ihr aufgefallen, dass die Kombüse am Ende des Korridors lag. Sie hastete in die Richtung.
    Es war niemand da.
    Sie löste den Zündmechanismus aus.
    »Was machen Sie hier?« Ein Mann mit einem Sturmgewehr kam die Treppe herunter.
    »Ich suche nach Archer. Er hat mir befohlen, in der Kabine zu bleiben, aber ich –«
    Mit aller Kraft schleuderte sie den Sprengsatz in die Kombüse, fuhr herum, warf sich auf den Boden und schützte ihren Kopf mit den Armen.

    Die Kombüse explodierte mit einer Wucht, die das Schiff zum Schaukeln brachte und die Decke einriss. Sie hörte den Mann auf der Treppe vor Schmerz stöhnen.
    Trümmer flogen wie Geschosse in alle Richtungen.
    Sie spürte einen stechenden Schmerz im linken Bein, wagte es jedoch nicht, die Arme vom Kopf zu nehmen, um nachzusehen.
    Besser das Bein als der Kopf.
    Sekunden später riskierte sie einen Blick. Der Mann auf der Treppe lag reglos auf den Stufen, er blutete an der Stirn.
    Das Schaukeln hatte aufgehört. Die anderen Besatzungs-mitglieder würden bestimmt herunterkommen, um nach ihrem Kameraden zu sehen. Sie musste sich entweder verstecken oder machen, dass sie rauskam.
    Raus.
    Die Kombüse stand in hellen Flammen. Wenn sie noch länger hier unten blieb, würde sie bei lebendigem Leib gebraten werden.
    Aber sie konnte die Männer an Deck schreien und rufen hören.
    Wenn sie die Treppe hochstieg, würde sie ihnen direkt in die Arme laufen. Besser, sie versteckte sich, so

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