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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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sich.
    Und als sie an Deck ankam, konnte sie schon auf eigenen Beinen stehen.
    Doch im nächsten Augenblick versetzte Archer ihr einen derartig heftigen Schlag, dass sie zu Boden stürzte.
    »Jed«, sagte Nicholas hinter ihm.

    Kelby setzte sein Fernglas nicht ab. »Nicht jetzt, du Scheißkerl.« Einer der Männer zog Melis auf die Füße und bugsierte sie auf die Treppe zu, die hinunter zu den Kabinen führte. Dann war sie verschwunden.
    Kelby fuhr zu Nicholas herum. Vor lauter Wut konnte er kaum sprechen. »Du Hurensohn. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    »Es war Melis’ Wunsch. Sie hatte es von Anfang an so geplant. Du wolltest ihre Hilfe nicht annehmen, also hat sie die Sache selbst in die Hand genommen.«
    »Mit deiner Unterstützung, du Idiot.«
    »Wenn ich ihr nicht geholfen hätte, hätte sie auf eigene Faust etwas unternommen. Du hast einen Fehler gemacht, Jed. Du kannst sie unmöglich da raushalten.«
    »Du hast mir keine Chance der Mitsprache gelassen.«
    »Richtig, und zwar weil ich an ihrer Stelle genauso gehandelt hätte. Sie muss das tun. Wir werden einiges bei ihr gutzumachen haben. In Cadora haben wir sie hintergangen. Außerdem brauchen wir dieses Ablenkungsmanöver.«
    Kelby musste daran denken, wie Archer Melis an Deck niedergeschlagen hatte. »Er hat sie in seiner Gewalt!«
    »Dann lass uns zusehen, dass wir sie da rausholen, bevor er ihr was antun kann. Ich habe deinen Taucheranzug und deine Ausrüstung mitgebracht«, sagte Nicholas.
    »Melis wird den Sprengsatz um ein Uhr fünfundvierzig zünden. Wir haben also eine gute Stunde Zeit, um dorthin zu schwimmen und uns bereitzuhalten. Wenn der Sprengsatz hochgeht, werden wahrscheinlich alle zur Kombüse rennen. Das ist die Gelegenheit für uns, an Bord zu klettern. Ich habe Melis gesagt, sie soll sich verstecken, sobald sie den Sprengsatz geworfen hat.«
    »Falls sie dann noch lebt.«

    »Sie ist klug, Jed. Sie wird schon keine Dummheiten machen.«
    Das wusste Kelby, aber es konnte seine Angst nicht mindern.
    Trotzdem musste er sie überwinden, um klar denken zu können.
    »Okay, wo befindet sich der Sprengsatz?«
    »In ihrem rechten Schuh.« Nicholas grinste. »In ihrem linken Schuh habe ich eins meiner Lieblingsstilette versteckt.«
    »Kann sie leicht an die Sachen kommen?«
    »Sie braucht nur den Schuh abzustreifen und die Sohle abzureißen. Das kann sie mit einer Hand machen.«
    »Ihre Hände sind gefesselt. War das deine Idee?«
    »Ich hab dir doch gesagt, das Ganze war Melis’ Idee. Wenn er ihr die Fessel nicht abnimmt, kann sie das Stilett benutzen.
    Nicht ganz einfach, aber machbar.«
    »Falls sie Gelegenheit dazu bekommt.«
    »Genau. Falls sie Gelegenheit dazu bekommt.«
    »Du hättest sie aufhalten können.«
    »Ich hab es gar nicht erst versucht.« Ihre Blicke begegneten sich. »Mach mir Vorwürfe, wenn es dir hilft. Aber es wird nichts ändern. Es ist nun mal geschehen.«
    Er hatte Recht. Es war geschehen. Und es gab keine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen.
    Nicholas’ Gesichtsausdruck wurde weicher, als er die Verzweiflung in den Augen seines Freundes sah. »Es tut mir leid, dass es so kommen musste. Mir gefällt das auch nicht besonders, Jed. Ich mache mir auch Sorgen.«
    »Sorgen? Du hast ja keine Ahnung.« Er wandte sich ab.
    »Machen wir uns auf den Weg. Wo ist mein Taucheranzug?«

    Vergoldetes Schnitzwerk an den Wänden der Kabine.
    Ein samtener Überwurf auf dem Bett. Melis lehnte sich gegen die Wand, nachdem der Mann sie in Archers Kabine geschoben hatte. Ihr war übel. Der wahr gewordene Alptraum. Auf dem Boden neben dem Bett standen sogar marokkanische Lampions.
    Konnte es sein, dass sie Trommeln hörte? Nein, das war bloß ihre überstrapazierte Phantasie. Sie schloss die Augen, um diese Dinge nicht ansehen zu müssen. Aber damit konnte sie ihre Erinnerung nicht verdrängen.
    Dazu musste sie schon ihre ganze Willenskraft aufbieten.
    Genau diese Reaktion hatte Archer bei ihr auslösen wollen. Er durfte nicht bekommen, was er wollte.
    Wie spät mochte es sein? Sie zwang sich, die Augen zu öffnen und einen Blick auf die goldgerahmte Wanduhr zu werfen. Noch fünfzig Minuten. Fünfzig Minuten in der Hölle. Wenn sie ganz still stehen blieb und nur an die Decke starrte, konnte sie es aushalten.
    Die Tür öffnete sich und Archer trat lächelnd ein. »Sie sehen ja aus wie ein Häufchen Elend. Wo bleibt Ihre Würde, Melis?«
    Mühsam richtete sie sich auf. »Sie haben sich ja richtig Mühe gegeben. Wann haben Sie

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