Bodenlose Tiefe
zurecht, Kelby. Wollen Sie zusätzlich zu Marinth noch ein kleines Bonbon? Sie können es haben. Geben Sie mir einfach Ihr Versprechen.«
»Verflucht.«
»Nur Ihr Versprechen.«
»Ich gebe Ihnen überhaupt nichts.« Er tat einen Schritt auf sie zu, seine Augen funkelten in seinem angespannten Gesicht. »Ja, verdammt, ich will Sie vögeln. Ich will es seit dem Augenblick, als ich Sie in Athen zum ersten Mal gesehen habe. Aber man fällt nicht über eine Frau her, die vom Schicksal gebeutelt ist.
Verdammt noch mal, ich bin doch kein Tier. Ich werde Sie nicht wie eine Hure behandeln, auch wenn Sie es mir anbieten. Wenn ich mich dazu entschließe, Marinth zu suchen, dann werde ich das nicht tun, weil ich Sie besitzen will.«
»Soll ich Ihnen jetzt dankbar sein? Sie begreifen überhaupt nichts. Es ist mir egal, was Sie tun. Es bedeutet mir nicht das Geringste.«
Er fluchte leise vor sich hin. »Mein Gott, kein Wunder, dass alle Männer auf Sie fliegen. Ich kann mir keinen Mann vorstellen, der sich den Wunsch, mit Ihnen zu vögeln, verkneifen würde, nur um Ihnen das Gegenteil zu beweisen.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging auf das Haus zu. »Ich muss mich vor Ihnen in Sicherheit bringen. Wir sehen uns morgen früh.«
Sie hatte es vermasselt, dachte sie verzweifelt, als er im Haus verschwunden war. Sie hatte sich vorgenommen, sich kühl und geschäftsmäßig zu geben, aber beim ersten Anzeichen von Widerstand war sie in Panik geraten.
Sie hatte ihm die einzige Ware angeboten, von der sie wusste, dass sie akzeptabel war.
Aber für ihn war sie nicht akzeptabel gewesen. Aus irgendeinem Grund hatte sie mit ihrem Angebot nur Wut und Empörung bei ihm ausgelöst.
Nicht, dass er kein Interesse gehabt hätte. Sie kannte die Anzeichen nur zu gut. Sie hatte seine Anspannung gespürt, seine Begierde.
Und sie war nicht davor zurückgeschreckt.
Die Erkenntnis verblüffte sie. Sie hatte nicht wie üblich mit Widerwillen reagiert. Vielleicht lag es daran, dass sie sich immer noch in einem emotionalen Vakuum befand. Andererseits waren ihre Emotionen wach genug gewesen, um sie in Panik zu versetzen, als sie fürchten musste, dass er sich weigern würde, ihr zu helfen.
Egal. Sie würde es am Morgen noch einmal versuchen.
Jetzt hatte er erst mal die ganze Nacht Zeit, über Marinth nachzudenken und darüber, was es ihm bedeutete.
Für einen Mann war Sex ohnehin nur ein flüchtiger Anreiz.
Ehrgeiz und die Gier nach Reichtum waren ein starker und dauerhafter Antrieb und fegten alles beiseite, was sich ihnen in den Weg stellte. Wer wusste das besser als sie?
Der Mond ging auf und leuchtete klar und schön über dem Wasser. Sie würde noch ein bisschen draußen auf der Veranda bleiben, vielleicht konnte sie sich etwas beruhigen, bevor sie zu Bett ging. Im Augenblick fühlte sie sich, als würde sie nie wieder schlafen können. Ihr Blick wanderte zu dem Netz hinüber, das die Bucht vor Eindringlingen schützte. So viel Böses jenseits des Netzes.
Haie, Barrakudas und die Schweinehunde, die Carolyn getötet hatten. Hier auf der Insel hatte sie sich immer in Sicherheit gefühlt, aber das war vorbei.
Das war vorbei …
Verdammt, er war total geil.
Und ein Idiot, dachte Kelby wütend. Ein kompletter Idiot.
Warum hatte er ihr Angebot nicht angenommen? Normalerweise hatte er mit solcher Selbstkasteiung nichts am Hut. Wenn er Sex haben konnte, sagte er nicht nein.
Wahrscheinlich lag es daran, dass ihr Angebot so völlig aus heiterem Himmel gekommen war; das hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Sie hatte sich nie anmerken lassen, dass sie spürte, wie sehr er sie begehrte. Verflixt, seit dem Tag, an dem er ihr zum ersten Mal begegnet war, befand er sich auf einer emotionalen Achterbahnfahrt.
Und genau das war das Problem.
Am besten, er schlug sich den Gedanken an Sex aus dem Kopf und konzentrierte sich auf die wichtigen Dinge.
Konnte er ihr glauben, wenn sie behauptete, sie könne ihm zeigen, wo Marinth lag? Sie war besessen von dem Wunsch, die Männer zu finden, die ihre Freundin getötet hatten, und zwar so sehr, dass sie womöglich auch lügen und falsche Versprechungen machen würde, um ihn dazu zu bringen, dass er ihr half. Es war eine komplizierte Situation.
Eine, die er erst nach einer kalten Dusche würde sachlich durchdenken können.
Als Kelby auf dem Weg in sein Zimmer war, klingelte sein Handy.
»Ich habe rausgefunden, wer die Siren gechartert hat«, sagte Wilson, als Kelby sich meldete. »Hugh Archer. In
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