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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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wusste er alles.
    Kelby saß in einem Liegestuhl und deutete mit dem Kinn auf die Kaffeekanne auf dem Tisch, als sie auf die Veranda trat.
    »Ich habe frischen Kaffee gemacht, als ich gehört habe, dass Sie aufgestanden sind.« Er musterte ihr Gesicht. »Sie sehen schrecklich aus.«
    »Danke.« Sie füllte eine Tasse. »Sie sehen auch nicht gerade blendend aus. Haben Sie die ganze Nacht hier draußen verbracht?«
    »Ja. Was hatten Sie denn erwartet? Als Sie in Ihr Zimmer gerannt sind, haben Sie ausgesehen wie eine Holocaustüberlebende, die gerade zurück nach Auschwitz geschickt wurde.«
    »Und das hat Ihre Neugier geweckt.«
    »Ja, so könnte man auch sagen. Wenn Sie mir nicht zutrauen, dass ich mir Sorgen mache. Werden Sie mit mir reden?«
    »Noch nicht.« Sie legte ihr Telefon auf den Tisch, bevor sie es sich in einem Liegestuhl bequem machte, den Blick aufs Meer gerichtet. »Er … hat meine Patientenakte. Ich habe Carolyn Dinge offenbart, über die ich noch nie mit jemandem gesprochen habe. Er weiß genau, wo er mich treffen kann. Er will mich manipulieren.«
    »Hurensohn.«
    »Sind Sie mir nicht aus demselben Grund aus Athen hierher gefolgt? Sie wollten rausfinden, wie Sie mich dazu bringen können, Ihnen von Marinth zu erzählen. Er will dasselbe wie Sie.«
    »Ich glaube, es behagt mir nicht besonders, wenn Sie mich mit ihm vergleichen.«
    »Das tue ich auch nicht. Kein Mensch auf der Welt ist so niederträchtig wie er.«
    »Wie tröstlich.«
    Vielleicht sollte sie sich entschuldigen. Sie war so erschöpft, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. »Ich wollte Sie nicht – Ich sitze einfach in der Falle und versuche mich freizukämpfen. Ich weiß nicht, wohin oder an wen ich mich –
    Glauben Sie mir, ich hätte Sie nicht um Ihre Hilfe gebeten, wenn ich der Meinung wäre, dass Sie so sind wie er.«
    »Das Angebot steht also noch?«
    »Natürlich. Hatten Sie geglaubt, er könnte mich einschüchtern?« Ihre Lippen spannten sich. »Ich werde ihm niemals geben, was er haben will.«
    »Wir wissen doch noch gar nicht, was er will.«
    »Marinth. Er hat’s mir gesagt.«
    »Archer handelt im großen Stil mit Waffen. Ich verstehe gar nicht, was der überhaupt mit dieser Geschichte zu tun hat. Ich kann mir vorstellen, dass er scharf darauf ist, von einem wertvollen Fund was abzusahnen, aber er –«
    »Er ist Waffenhändler?«
    »Ja.« Er sah sie durchdringend an. »Das scheint Sie auf eine Idee zu bringen.«
    »Vielleicht weiß ich, wie er an die Sache geraten ist. Phil brauchte dringend Geld für die Expedition. Ich bin mir sicher, dass er deswegen versucht hat, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen.
    Aber Archer könnte von Phil gehört und sich mit ihm in Verbindung gesetzt haben.«
    »Und was könnte er gehört haben?«
    Sie antwortete nicht gleich. Nachdem sie es so lange gewohnt gewesen war, Phil zu schützen, fiel es ihr schwer, jemandem zu vertrauen. Aber Phil war tot. Sie brauchte ihn nicht mehr zu schützen. »Wir … haben Schrifttafeln gefunden. Aus Bronze. In zwei kleinen metallenen Truhen, bis obenhin voll mit Schrifttafeln.«
    »In Marinth.«
    »Nicht in den Ruinen. Die haben wir nicht gefunden. Phil meinte, die Truhen seien wahrscheinlich durch die Wucht, die die Stadt zerstört hat, weggeschleudert worden. Vielleicht waren die Tafeln auch schon vor der Katastrophe versteckt worden.
    Aber das war unerheblich. Phil war völlig aus dem Häuschen.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Sie waren mit Hieroglyphen beschrieben, die sich aber etwas von denen unterschieden, die man aus Ägypten kennt. Phil musste sehr vorsichtig sein bei der Suche nach einem Übersetzer, dem er vertrauen konnte, und es hat über ein Jahr gedauert, bis er jemanden gefunden hat, der sie entziffern konnte.«
    »Heiliger Strohsack.«
    »Ja, das fasziniert Sie, was? Phil hat es auch fasziniert.«
    Sie schaute aufs Meer hinaus. »Mich anfangs auch. Es war, als würde man eine ganz neue Welt des Wissens und der Erfahrungen entdecken.«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Aber irgendwas hat Sie dann abgeschreckt. Was war es?«
    »Manchmal sind neue Welten nicht das, was man in ihnen sehen will. Aber Phil war glücklich. Er hatte sich mit thermischen Kanälen am Meeresboden beschäftigt und glaubte, auf einer der Schrifttafeln etwas entdeckt zu haben, das seiner Meinung nach die Welt verändern würde. Eine Formel, mit der sich ein Schallapparat konstruieren ließe, mit dem man die Kanäle und vielleicht sogar die Energie des

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