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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gleich gesagt, dass es keine Bedeutung hat.«

    »Was hat keine Bedeutung?«, wollte Kelby wissen.
    »Das hier lag heute Morgen vor Cals Tür«, sagte Lyons und nahm etwas aus dem Boot. »Mit einem Zettel, auf dem Melis’
    Name stand.«
    »Bloß ein leerer Vogelkäfig«, sagte Cal. »Ich könnte die Aufregung verstehen, wenn ein toter Vogel dringelegen hätte oder sonst was. Eigentlich ein ganz hübsches Stück. Ich hab noch nie einen vergoldeten Vogelkäfig gesehen.«
    Kafas.
    Sie spürte, wie der Steg unter ihren Füßen schwankte.
    Nicht in Ohnmacht fallen. Nicht kotzen. Das würde ihm nur Genugtuung verschaffen. Macht. Solche Menschen berauschten sich an Macht.
    »Melis?«, sagte Kelby.
    »Das … war Archer. Das kann nur er gewesen sein.«
    »Was soll ich damit tun?«
    »Das ist mir egal. Ich will das Ding nie wieder sehen.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um. »Ich gehe schwimmen.
    Füttern Sie die Delphine, Kelby.«
    »Sicher. Mach ich.«
    Wie sollte sie sich um irgendetwas kümmern, wenn sie an nichts anderes denken konnte als an diesen verdammten goldenen Vogelkäfig? Kafas.
    Nicholas pfiff leise durch die Zähne, als Melis im Haus verschwand. »Gibt’s Ärger?«
    Kelby nickte. »Und der Vogelkäfig ist nur die Spitze des hässlichen Eisbergs.« Er wandte sich an Cal. »Machen Sie Kleinholz aus dem verdammten Ding und sehen Sie zu, dass sie es nie wieder zu Gesicht bekommt.«
    Cal zog die Brauen zusammen. »Ich wollte nicht – Ich hätte nie gedacht, dass sie so darauf reagieren würde.«

    Er nahm den Vogelkäfig und ging ans Ende des Stegs.
    »Er ist doch eigentlich ganz hübsch.«
    »Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass nicht alles Gold ist, was glänzt«, sagte Nicholas. »Was bringt sie so aus der Fassung?«
    »Ein Waffenhändler namens Hugh Archer, der wahrscheinlich Lontana, Carolyn Mulan und ihre Sekretärin umgebracht hat. Er ist gestern Abend draußen am Netz gewesen und hat ihr Ärger gemacht.«
    Nicholas schaute zum Netz hinüber. »Dann beobachtet er wahrscheinlich die Insel. Soll ich mir ein Boot nehmen und mich mal umsehen?«
    »Genau das wollte ich dir gerade vorschlagen.«
    »Dachte ich’s mir. Darf ich zuerst frühstücken?«
    »Aber gern. Melis hat mich angewiesen, dich zu verpflegen.«
    »Sie hat dich angewiesen? Wirklich?« Nicholas grinste.
    »Ich glaube, diese Insel könnte mir gefallen.«

    7
    An jenem Abend rief Archer um neun Uhr an.
    »Tut mir leid, dass ich Sie habe warten lassen, Melis. Das muss Ihnen ziemlich zugesetzt haben. Aber ich wollte die volle Schockwirkung abwarten. Hat Ihnen der Vogelkäfig gefallen?
    Es war ziemlich viel Arbeit, ihn mit Goldbronze zu besprühen.
    Ich bin eben ein Perfektionist.«
    »Das war sadistisch und dumm. Und Ihr Katz-und-Maus-Spiel hat mich nicht im Geringsten schockiert.«
    »Sie lügen. Sie können es nicht ertragen zu warten. Es löst zu viele Erinnerungen aus. Das haben Sie schließlich selbst gesagt.
    Ich glaube, auf Band drei.«
    »Ich bin drüber weg. Ich habe eine Menge Traumata überwunden, an denen Sie sich einen runterholen.«
    »Sie haben tatsächlich Recht. Die Bänder haben mich angenehm erregt. Ich stehe auf kleine Mädchen. Aber ich denke, ich würde Sie jetzt ebenso anziehend finden.
    Ich wäre wirklich sehr enttäuscht, wenn Sie mir diese Forschungsunterlagen allzu bereitwillig aushändigen würden.«
    »Ich werde Ihnen überhaupt nichts aushändigen.«
    »Das hat Ihre Freundin Carolyn auch gesagt. Wollen Sie etwa wie sie enden?«
    »Sie Scheißkerl.«
    »Nein, ich würde es nicht genauso machen. Eine Strafe muss ganz persönlich auf einen Menschen zugeschnitten sein. Wie gesagt, ich bin ein Perfektionist. Ich glaube, Sie sehnen sich immer noch nach Istanbul. Ich denke, ich sollte versuchen, einen passenden Ort für Sie zu finden. Ich bin noch nie in einem Kafas in Istanbul gewesen, aber die gibt es auch an anderen Orten auf der Welt. In Albanien zum Beispiel, in Kuwait, in Buenos Aires.
    Ich bin schon in vielen Kafas Stammkunde gewesen.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Sie hatte Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. »Etwas anderes hätte ich auch nicht von Ihnen erwartet.«
    »Und Ihr besonderer Spielplatz gefällt mir am allerbesten.«
    Der Käfig. Das goldene Schnitzwerk. Das Dröhnen der Trommeln.
    »Ah, Sie können im Moment nicht reden? Ich merke schon, dass das sehr schwierig für Sie ist. Wussten Sie, dass Dr. Mulan wegen Ihrer Prognose sehr besorgt war? Sie haben sich zu sehr unter Kontrolle. Sie

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