Bodenlose Tiefe
Magmas im Erdinnern anzapfen könnte. Eine Möglichkeit, geothermische Energie zu gewinnen, die sowohl billig als auch sauber wäre. Er glaubte, er könnte die Welt retten.«
»Und er hat diesen Apparat entwickelt?«
»Ja. Er hat lange dafür gebraucht, aber er hat es geschafft.«
»Und das Gerät hat funktioniert?«
»Es hätte funktionieren können. Wenn man es so eingesetzt hätte, wie Phil es sich vorgestellt hatte. Er hat sich an einen amerikanischen Senator gewandt, der sich für den Umweltschutz stark machte. Man hat ihm ein Labor und ein Team zur Verfügung gestellt, damit er seine Arbeit beenden konnte.« Sie befeuchtete ihre Lippen.
»Aber was sich da abspielte, hat ihm überhaupt nicht gefallen.
Es gab zu viel Gerede von vulkanischen Effekten und zu wenig Interesse an geothermischer Energie. Er hatte den Eindruck, dass diese Leute seine Erfindung als Waffe einsetzen wollten.«
»Eine Schallkanone?« Kelby pfiff leise durch die Zähne.
»Das wäre eine teuflische Waffe. Erdbeben?«
Sie nickte. »Ganz genau.«
»Sie scheinen sich ja ganz sicher zu sein.«
»Es gab einen … Vorfall. Eine Tragödie. Es war nicht Phils Schuld. Er hatte sich längst mit seinen Aufzeichnungen und den Prototypen abgesetzt. Er hat mir versprochen, nicht weiter an dem Gerät zu arbeiten.« Sie verzog das Gesicht. »Aber Marinth hatte er nicht aufgegeben. Er hatte wieder angefangen, danach zu suchen.«
»Und Sie glauben, dass Archer von den Experimenten Wind bekommen hat und ein Stück vom Kuchen abhaben wollte?«
Sie zuckte die Achseln. »Für das Projekt waren einige ziemlich zwielichtige Typen angeheuert worden. Unmöglich ist es nicht.«
»Dann ist Archer also womöglich gar nicht auf Marinth aus.
Haben Sie Lontanas Aufzeichnungen?«
»Keine Prototypen.« Sie überlegte. »Aber ich habe die Schrifttafeln, die Transskripte und die Aufzeichnungen über die Arbeiten, die er für die Regierung durchgeführt hat.«
»Verdammt. Wo haben Sie das Zeug?«
»Nicht hier. Glauben Sie etwa, ich würde Ihnen sagen, wo es sich befindet?«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Aber es wäre vielleicht sicherer für Sie, wenn noch jemand außer Ihnen wüsste, wo sich das alles befindet.«
Sie schwieg.
»Also gut, sagen Sie’s mir nicht. Ich bin ohnehin nicht an Schallbomben interessiert.«
»Ach nein? Die meisten Männer interessieren sich für Kriegsspielzeug. Ihnen gefällt die Vorstellung, über genug Feuerkraft zu verfügen, um den Planeten ins Wanken zu bringen.«
»Sie scheren schon wieder alle über einen Kamm. Und allmählich geht es mir auf die Nerven, dass –«
»Da kommt jemand.« Sie sprang auf und ging zum Haus.
»Hören Sie Pete und Susie nicht?«
»Nein. Sie müssen einen siebten Sinn haben.« Er stand auf und folgte ihr. »Und es müssen ja keine Besucher sein, oder?«
»Nein, aber ich weiß, dass jemand gekommen ist.« Als sie aus der Haustür trat, atmete sie erleichtert auf. »Ach, es sind Cal und Nicholas. Ich hatte ganz vergessen, dass sie sich angemeldet hatten.«
»Sie waren ganz offensichtlich mit anderen Dingen beschäftigt«, sagte Kelby. Sie standen auf dem Steg und sahen zu, wie Cal das Netz herunterließ. »Sie sind ein bisschen früh dran. Sie müssen vor dem Morgengrauen aufgebrochen sein.«
Melis zuckte zusammen. »Aus welchem Grund denn?«
»Keine Ahnung.« Er beobachtete das Boot. »Aber machen Sie sich keine Sorgen, Melis. Über Cal weiß ich nichts, aber Nicholas ist in Ordnung. Er hat mir mehr als einmal das Leben gerettet.«
»Ich kenne Cal seit Jahren. Er würde bestimmt nie – Aber jetzt ist alles anders. Ich weiß überhaupt nicht mehr, womit ich rechnen soll.«
Cal winkte ihr zu, während er das Netz wieder befestigte.
Sie winkte zurück und entspannte sich. Sie machte sich selbst verrückt. Cal wirkte vollkommen normal und entspannt.
»Alles klar?«, fragte Kelby. »Pete und Susie kommen zurückgeschwommen. Ihre kleine Inselwelt scheint noch in Ordnung zu sein. Kommen Sie, gehen wir in die Küche, dann mache ich Rührei für alle.«
»Das übernehme ich. Ich muss mich beschäftigen.«
Cal und Nicholas näherten sich dem Steg. »Habt ihr Hunger?«, rief Melis. »So früh, wie ihr aufgebrochen seid, habt ihr bestimmt keine Zeit zum Frühstücken gehabt.«
»Ja, ich bin halb verhungert«, knurrte Cal, als sie am Steg anlegten. »Ich wollte mit Lyons in dem kleinen Restaurant am Strand frühstücken gehen, aber er wollte unbedingt auf schnellsten Weg herkommen. Ich hab ihm
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