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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gefoltert?«
    »Und zwar ausgiebig. Drei Tage lang. Sie haben ihm weder zu essen noch zu trinken gegeben und ihn die meiste Zeit in einer Hitzekammer eingesperrt. Als sie ihn wieder in die Zelle warfen, hatte er zwei gebrochene Rippen und war von Kopf bis Fuß grün und blau. Aber sie hatten seinen Willen nicht gebrochen. Wie gesagt, er ist ein zäher Bursche. Ich hätte nicht gedacht, dass er eine Flucht überleben würde, aber er hat es geschafft und dabei auch noch zwei Wächter getötet. Wir haben uns in den Bergen versteckt und uns über die Grenze durchgeschlagen. Erst fünf Tage nach unserer Flucht konnten wir über Funk einen Hubschrauber anfordern.«
    Er lächelte schief. »Ja, ich würde sagen, er ist ziemlich belastbar. Ich beneide Archer nicht darum, ihn zum Feind zu haben. Ist es das, was Sie wissen wollten?«
    Es war mehr, als sie hatte wissen wollen. Die Vorstellung von Kelby als Opfer gefiel ihr nicht – auch nicht als Opfer, das alle Grausamkeiten überlebt hatte. Das Bild von Kelby in der Zelle, gefoltert und geschunden, ging ihr allzu nah. »Ja, das war es, was ich wissen wollte.« Sie schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein. »Danke.«
    »Gern geschehen.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Und, was machen wir mit dem angebrochenen Vormittag?«
    »Wir?«
    »Kelby hat mir aufgetragen, Sie nicht aus den Augen zu lassen, bis er wieder hier ist.«
    »Ich brauche Sie nicht. Hier auf der Insel bin ich in Sicherheit.«
    »Doppelt genäht hält besser. Wollen wir schwimmen gehen und mit den Delphinen spielen?«
    »Spielen?« Sie überlegte. »Das hatte ich eigentlich nicht vor, aber warum nicht? Ziehen Sie Ihre Badehose an. Pete und Susie würden bestimmt liebend gern mit Ihnen spielen.« Sie grinste spitzbübisch. »Fragen Sie Cal.«

    »Archer war in Tobago«, sagte Kelby knapp, als Nicholas wenige Stunden später seinen Anruf entgegennahm. »Im Hotel Bramley Towers. Aber da ist er nicht mehr.«
    »Der Vogel ist ausgeflogen?«
    »Ja, verdammt. Cobb, der Mann, den du auf dem Boot gesehen hast, sagte, es hätte Pennig nervös gemacht, als er gesehen hat, wie du die Insel in Richtung Tobago verlassen hast. Offenbar hat das Archer ebenfalls beunruhigt und er hat es vorgezogen, sich aus dem Staub zu machen.«
    »Wissen wir, wohin?«
    »Cobb wurde in Miami angeheuert. Ich hab Detective Halley in Nassau angerufen, vielleicht kann er Archer in Miami aufspüren. Und ich hab ihn gebeten herzukommen und Cobb und dessen Kumpel Dansk abzuholen.«
    »Konnte Cobb dir nicht sagen, wohin Archer abgehauen ist?«
    »Wenn Cobb es wüsste, hätte er es mir gesagt, darauf kannst du Gift nehmen.«
    »Das bezweifle ich nicht«, erwiderte Nicholas. »Es wundert mich nur, dass du Cobb an Halley ausliefern willst.«
    »Er ist ein kleiner Fisch. Ich habe von ihm bekommen, was ich wollte. Du kannst Dansk einsammeln und ihn Halley am Flughafen übergeben.«
    »Du bist also endlich bereit zu delegieren? Aber ich kriege wahrscheinlich mal wieder die langweiligen Aufgaben zugeschoben.«
    »Dansk weiß auch nichts. Du würdest nur deine Zeit vergeuden. Übergib ihn einfach an Halley. Du kannst sofort losfahren. Ich bin auf dem Weg zurück auf die Insel.«
    »Gut zu wissen. Deine Melis hat einen seltsamen Sinn für Humor. Sie hat mich ins Wasser gelockt, um mit ihren Delphinen zu spielen, und das war ziemlich entwürdigend für mich.«
    »Sie ist nicht meine Melis und jeder, der dir einen Dämpfer verpasst, egal ob Mensch oder Tier, hat meinen Segen. Ruf mich an, falls es mit Dansk Probleme gibt.«

    9
    »Ist alles gut gelaufen?«, wollte Melis von Kelby wissen. »Sie wirken ziemlich angespannt.«
    »Ich bin nicht angespannt.«
    »Haben Sie die Tanks bestellt?«
    »Tanks? Äh, ja. Ich habe mich darum gekümmert.« Er schaute sie an. »Kaffee?«
    »Im Moment nicht. Die Sonne geht bald unter. Die Jungs müssten gleich hier sein, um gute Nacht zu sagen.«
    »Ich glaube, ich mache mir einen Kaffee.«
    Sie schaute ihm nach, als er ins Haus ging. Kelby mochte vielleicht nicht angespannt sein, aber er wirkte auf jeden Fall nervös. Seit seiner Rückkehr am Nachmittag schien er vor Energie zu bersten. Aber sie kannte ihn nicht sehr gut. Vielleicht war das bei ihm normal, wenn er zur Hochform auflief.
    Zum Glück beunruhigte sie das nicht, stellte sie fest. Sie gewöhnte sich allmählich an ihn und sie begann sogar, ihm zu vertrauen.
    Ihr Handy klingelte.
    Sie zuckte zusammen, dann nahm sie es vom Tisch und meldete sich.
    »Warum hast du mich

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