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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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zuschnappen zu lassen.«
    »Du bist total verrückt.«
    »Nein, aber ich habe verdammte Angst.«
    »Wir könnten das Schiff heute Nacht versenken und das Problem aus der Welt schaffen. Während ihr in Marinth rumgeschwommen seid, bin ich mit dem Beiboot nach Lanzarote gefahren und habe die notwendigen Sachen besorgt.
    Ich könnte in null Komma nichts ein paar Bomben basteln.«
    »Nein, sie will unbedingt dabei sein. Ich werde sie nicht hintergehen.«
    »Und warum kommst du dann zu mir? Doch sicherlich nicht, um deinem Ärger Luft zu machen?«
    »Um dich aus dem Bett zu scheuchen. Wir fahren heute Nacht nach Cadora.«
    Melis sah, wie das Beiboot erst nach Norden davonjagte und dann nach Osten abbog.
    Kelby fuhr nach Cadora. Die Truhe.
    Das war ihr erster Gedanke. Sie hatte ihm genau gesagt, wo er sie finden konnte. Nichts würde ihn daran hindern, sie an sich zu bringen. Nicht einmal sein Gewissen.
    Sie hatte ihm versprochen, ihm die Truhe zu übergeben, sobald Archer tot war.
    Aber Archer lebte noch. Und wenn Archer feststellte, dass die Truhe weg war, würde er vor Wut schäumen und sie, Melis, auf der Stelle erschießen.
    Und auch wenn es mich um den Verstand bringt, ich werde dir dabei helfen. Kelby hatte diese Worte zu leidenschaftlich ausgesprochen, als dass kühle Berechnung dahinterstecken konnte.
    Er würde die Truhe nicht an sich nehmen. Wahrscheinlich wollte er die Gegend auskundschaften und die Waffe für sie deponieren. Aber egal warum er nach Cadora fuhr, er tat es bestimmt nicht, um die Schrifttafeln zu stehlen. Sie stand ihm inzwischen so nahe, dass sie spürte, ob er die Wahrheit sagte oder nicht.
    Sie erstarrte. Sie stand ihm tatsächlich sehr nah. Sie war ihm Freundin, Gefährtin, Partnerin, Geliebte. Im Lauf der vergangenen Wochen war sie das alles für ihn geworden. Panik überkam sie. Wie hatte das geschehen können? Und wie würde sie ohne ihn weiterleben können, wenn das alles vorbei war?
    Leere. Einsamkeit.
    Damit konnte sie umgehen. Sie war ihr Leben lang eine Einzelgängerin gewesen.
    Doch nun hatte sie keine Lust mehr dazu. Sie hatte etwas anderes, etwas Besseres kennen gelernt.
    Was sollte sie also tun? Sich an Kelby klammern wie die Frauen, die er verabscheute? Sie hatte ihm versprochen, nie so zu werden wie sie.
    Und das würde sie auch nicht. Wenn der Zeitpunkt gekommen war, würde sie gehen. Sie würde weder bedauernswert noch hilflos sein. Sie wollte ihn, aber sie brauchte ihn nicht. Sie hatte ein Leben vor sich und es würde ein gutes Leben sein.
    Aber sie wünschte, sie hätte sich ihm nicht so geöffnet und nicht erfahren, was ihr fehlen würde.
    Wünsche nützen niemandem. Sie musste versuchen, das alles zu vergessen.
    Sie musste an Archer denken. An das, was sie am nächsten Tag erwartete.

    Auf dem Kai war niemand zu sehen.
    Eigentlich hatte Melis auch nichts anderes erwartet.
    Aber er bewegte sich irgendwo da draußen in der Dunkelheit und wartete auf sie. Selbst wenn er es ihr nicht gesagt hätte, wüsste sie es.
    Sie sprang aus dem Boot, vertäute es und ging über den Pier in Richtung Kai. Am Kai reihte sich Lagerhaus an Lagerhaus und es gab nur zwei Straßenlaternen, doch zum Glück war Voll-mond. Sie hörte Verkehrsgeräusche, allerdings von weit her.
    Komm schon, Archer, hier bin ich. Ich armes Häufchen Elend.
    Komm und lies mich auf.
    Am Ende des Piers blieb sie stehen. Sie gab sich alle Mühe, möglichst niedergeschlagen und nervös auszusehen.
    Sie trat von einem Fuß auf den anderen und ihr Blick wanderte verzweifelt den ganzen Straßenzug hinunter und wieder zu den Lagerhäusern.
    »Hallo, Melis. Wie schön, Sie zu sehen.«
    Sie fuhr herum und starrte auf die Tür zum zweiten Lagerhaus rechts von ihr.
    Archer.
    Freundlich lächelnd kam er auf sie zu. Cox. Klein. Schütteres, nach hinten gekämmtes Haar. In Las Palmas hatte sie nur einen kurzen Blick in das Auto werfen können, aber es bestand kein Zweifel. Sie befeuchtete sich die Lippen. »Da bin ich.«
    »Und so verängstigt. Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben. Wir sind uns doch inzwischen so nah gekommen. Wie Sklavin und Meister. Nicht wahr?«
    »Meinetwegen. Ich will Ihnen nur die Unterlagen aushändigen.«
    »Sie kennen doch das Unterwerfungsspiel? Es ist eins meiner Lieblingsspiele mit den kleinen Mädchen in meinem Lieblingsclub in Buenos Aires.«
    »Bitte. Gehen wir die Papiere holen.«
    »Sie ist ganz ungeduldig«, sagte Archer über die Schulter hinweg zu Pennig. »Vielleicht sollten wir uns jetzt

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