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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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fahren zur Südküste, wo wir das Beiboot zurückgelassen haben.
    Das Boot, das du benutzt hast, lassen wir im Hafen liegen.
    Nicholas kann es morgen früh abholen.«
    Als Nicholas den Motor anließ, richtete sie sich kerzengerade auf und versuchte, den dumpfen Schmerz in ihrer Seite zu ignorieren. Sie musste nachdenken. Ein Stück des Puzzles fehlte. Und es gab eine Frage, die sie Kelby nicht zu stellen wagte.
    Aber sie hatte keine andere Wahl.
    »Die Truhe war leer, Kelby.«
    »Das weiß ich, verdammt.«
    Sie befeuchtete sich die Lippen. »Hast du die Sachen rausgenommen?«

    Sie sah, wie seine Schultern sich strafften. Dann drehte er sich ganz langsam zu ihr um. »Wie bitte?«
    »Du warst letzte Nacht hier auf Cadora.«
    Er schwieg einen Augenblick, und als er ihr antwortete, sprach er jedes einzelne Wort deutlich aus. »Wir wussten beide, wie wichtig es sein würde, Archer von dir abzulenken. Dass es nichts gab, was ihn ablenken konnte, hätte dich beinahe das Leben gekostet. Und jetzt fragst du mich, ob ich hergekommen bin und die verdammten Papiere geklaut habe?«
    Nicholas pfiff leise durch die Zähne. »Uups.«
    Sie nahm es kaum wahr. »Ich muss dich das fragen. Antworte mir einfach: Ja oder nein?«
    »Nein, verdammt, ich habe die Unterlagen nicht gestohlen.«
    Er wandte sich wieder nach vorne. »Und jetzt hältst du am besten die Klappe, bis wir am Kai ankommen, sonst werde ich noch zu Ende bringen, was Archer vermasselt hat.«
    Sie spürte seinen Zorn. Er war wütend und verletzt. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Ihr wäre es an seiner Stelle genauso gegangen.
    Aber über Kelby konnte sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Sie musste nachdenken. Eine böse Vorahnung stieg in ihr auf …

    16
    Ein paar Kilometer vor Erreichen des Hafens beugte Melis sich vor und sagte zu Nicholas: »Biegen Sie an der nächsten Ecke links ab.«
    »Wie?«
    »Tun Sie’s einfach.«
    Kelby warf ihr einen kühlen Blick zu. »Fängst du an zu phantasieren?«
    »Nein. Vielleicht. Ich glaube, ich weiß, wohin Phil die Unterlagen gebracht hat. Es gibt eine Stelle an der Küste. Ich muss dahin. Bitte. Und stell mir keine Fragen.«
    »Du glaubst, du wirst die Unterlagen dort finden?«
    »Möglicherweise. Ich muss auf jeden Fall dahin und nachsehen.«
    Nicholas schaute Kelby an.
    Kelby zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen. Sag ihm, wo er langfahren soll, Melis.«

    Das Ferienhaus sah genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte.
    Weiß getünchte Wände, blaue Fensterläden, die fest verschlossen waren. Sie öffnete die Tür und sprang aus dem Wagen, bevor Kelby dazu kam, ihr zu helfen.
    »Himmelherrgott, Melis.« Kelby holte sie ein und nahm ihren Arm. »Du bist doch noch viel zu schwach. Du kannst von Glück reden, wenn du nicht der Länge nach hinschlägst.«
    Sie fühlte sich nicht schwach. Sie spürte vielmehr, wie ein Adrenalinstoß sie durchfuhr.
    »Wie kommst du auf die Idee, die Unterlagen könnten hier versteckt sein?«, wollte Kelby wissen.

    »Während wir die Insel erkundet haben, haben wir mehrere Monate lang in diesem Haus gewohnt.« Den Blick auf die Eingangstür geheftet, schüttelte sie Kelbys Hand von ihrem Arm ab. »Es ist die einzige Erklä–«
    Die Tür öffnete sich und eine Gestalt zeichnete sich gegen schwaches Lampenlicht ab.
    Sie spürte, wie Kelby neben ihr erstarrte.
    Er fürchtete sich vor dieser unbekannten Gefahr. Auch sie fürchtete sich, aber aus anderen Gründen. Sie trat einen Schritt vor. »Phil?«
    »Du hättest nicht herkommen sollen, Melis.« Er kam auf sie zu. »Ich hatte gehofft, dich unter glücklicheren Umständen wiederzusehen.«
    »Wo denn? Im Himmel? Ich dachte, du wärst tot, Phil.«
    »Wie Mark Twain schon sagte, die Berichte über meinen Tod sind reichlich übertrieben.«
    Kelby trat einen Schritt vor. »Lontana?«
    Phil nickte. »Hallo, Kelby. Gut gemacht. Ich wusste, dass Sie es schaffen würden. Natürlich hätte ich es besser gemacht.«
    »Was denn?«
    »Marinth natürlich.« Phil lächelte. »Ich würde Ihnen gern die Hand schütteln, aber so weit sind wir wohl noch nicht, oder?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Kelby nahm wieder Melis’ Arm.
    »Aber ich möchte, dass Melis sich hinsetzt. Sie ist verletzt.«
    »Verletzt?« Phil schaute sie besorgt an. »Bist du schlimm verletzt?«
    »Was zum Teufel interessiert dich das?«, fauchte Melis. »Was hast du eigentlich erwartet, Phil?«
    »Es interessiert mich sehr wohl«, entgegnete Phil. »Ich finde es nicht fair, dass du

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