Bodenlose Tiefe
Phil?«
Lontana trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
»Ich denke, ihr solltet jetzt besser gehen.«
»Noch nicht.« Kelby kam einen Schritt näher. »Reden wir noch ein bisschen über Zielpersonen. Melis war also nicht die Zielperson. Wer war es dann, Lontana?«
Phil drehte sich um und wollte zurück ins Haus gehen.
»Das warst du, Kelby«, sagte Melis. »Und zwar von Anfang an. Alles, was Archer mir angetan hat, hatte nur den Zweck, uns weiter nach Marinth suchen zu lassen. Es sollte mich verstören, mich verunsichern, dafür sorgen, dass ich nicht lockerließ.
Archer war sich nicht sicher, ob er diese Forschungsunterlagen von mir bekommen würde, stimmt’s, Phil?«
»Unsinn.«
»Du wolltest Marinth und du hast dafür gesorgt, dass Kelby es für dich findet. Aber was sollte passieren, nachdem er es gefunden hatte? Ich glaube, du hast Archer gesagt, er soll Kelby töten und die Trina zerstören, damit du in das Unternehmen einsteigen kannst. Das ist das Einzige, was einen Sinn ergibt.
Marinth und Kelbys Tod für deine Forschungsunterlagen.
Warum hast du den Inhalt der Truhe verschwinden lassen?«
Lontana schwieg eine Weile, dann zuckte er die Achseln. »Ich hatte befürchtet, dass Archer ein doppeltes Spiel spielen würde.
Ihm war klar, dass du wusstest, wo die Truhe versteckt war.
Wenn er die Unterlagen von dir bekommen konnte, würde er mich im Regen stehen lassen.«
»Sie meinen, dann würde er mich nicht umbringen wollen«, bemerkte Kelby.
»Ich gebe überhaupt nichts zu«, sagte Phil. »Eigentlich sind Sie mir ganz sympathisch, Kelby. Wir haben eine Menge gemeinsam.«
»Archer hat tatsächlich ein doppeltes Spiel gespielt. Er hat damit gerechnet, dass du letzte Nacht zu der Lichtung kommen und mir beistehen würdest, Kelby«, sagte Melis. »Ich habe mich gewundert, dass es ihn offenbar nervös gemacht hat, als seine Männer im Wald niemanden gefunden haben. Er hatte damit gerechnet, dich dort anzutreffen. Denn falls ich ihn mit dem Versteck reinlegen würde, dann hätte er die Unterlagen immer noch von Phil bekommen können, als Preis für deinen Tod. Wo sind die Unterlagen, Phil?«
Er zögerte. »Im Schrank unter der Fensterbank.«
»Hattest du keine Angst, Archer könnte herkommen und sie finden?«
»Er weiß nicht, dass ich hier bin. So blöd bin ich nicht, dass ich ihm meinen Aufenthaltsort verrate. Wir verständigen uns per Telefon. Er ist ein Unmensch.«
»Und du? Was bist du, Phil?«
»Hol die Unterlagen, Nicholas«, sagte Kelby.
Nicholas nickte und schickte sich an, ins Haus zu gehen.
»Die Schrifttafeln gehören mir und ebenso die Forschungsunterlagen«, sagte Phil hastig. »Die können Sie mir nicht wegnehmen.«
»Na, das wollen wir doch mal sehen«, raunzte Kelby. »Es war Melis, die die Schrifttafeln gefunden hat, und die Forschungsergebnisse basieren auf den darauf befindlichen Inschriften. Sie bekommen gar nichts, Lontana.«
»Halt ihn auf, Melis. Du weißt, wie hart ich dafür gearbeitet habe.«
»Sie sind unglaublich«, bemerkte Kelby. »Erwarten Sie im Ernst, dass sie Ihnen hilft?«
»Ich habe ihr auch geholfen. Ich habe ihr ein Zuhause gegeben, als sie eins brauchte«, verteidigte er sich. »Wenn sie nicht so stur gewesen wäre, wäre das alles nicht nötig gewesen.«
»Hier sind sie. Die Unterlagen und die Schrifttafeln.«
Nicholas kam mit einer großen Holzkiste aus dem Haus. »Ich packe alles ins Auto.«
»Lass nicht zu, dass er sie wegbringt, Melis. Ich habe nur getan, was ich tun musste«, flehte Phil. »Ich habe doch nichts Böses getan. Es gibt noch so viele Reichtümer da unten in Marinth. Die Schallkanone war nur die Spitze des Eisbergs. Ich bin der Einzige, der das Recht hat, Marinth zu erforschen. Die ganze Welt könnte von dem profitieren, was ich dort finden würde.«
»Wirklich?« Melis’ Stimme zitterte. »Im Moment ist es mir schnurz, ob die Welt aufgrund deiner Lügen ein besserer Ort werden könnte. Ich möchte nur eins wissen. Als du versucht hast, Archer dazu zu überreden, nach Marinth zu suchen, hast du ihm offenbar eine Menge über mich erzählt. Hast du ihm auch das mit Carolyn und meiner Krankenakte gesteckt?«
Lontana antwortete nicht gleich. »Möglich, dass ich etwas davon erwähnt habe. Er meinte, er bräuchte etwas, womit er dich packen konnte. Wir haben über verschiedene Möglichkeiten gesprochen.«
Ihr wurde übel. »Möglichkeiten? Mein Gott.« Wut packte sie und sie trat dicht vor Phil hin. »Carolyn ist tot, weil
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