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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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müssen. Wie spät ist es?«
    »Kurz nach drei Uhr früh.«

    Die Kugel musste sie etwa gegen Mitternacht getroffen haben.
    »Ich war drei Stunden bewusstlos?«
    »Sie waren drauf und dran, wieder zu sich zu kommen, als Kelby Sie hergebracht hat, aber ich habe Ihnen ein Beruhigungsmittel gegeben, damit ich Ihre Wunde säubern und verbinden konnte.«
    Archer.
    Und drei Stunden waren eine lange Zeit.
    »Ich muss jetzt wirklich mit Kelby reden, Doktor.«
    Er zuckte die Achseln. »Wenn Sie darauf bestehen. Aber es widerstrebt mir sehr, mich seinen Forderungen zu beugen. Er sollte lernen, sich in Geduld zu üben.« Er ging zur Tür.
    »Versuchen Sie, sich nicht von ihm in Aufregung versetzen zu lassen.«
    Sie war längst aufgebracht. Sie hatte einen Mann getötet, sie begriff absolut nicht, warum die Truhe leer gewesen war, und sie wusste nicht, was mit Archer geschehen war.
    Die Truhe. Sie musste rausfinden, wo die Forschungsunterlagen abgeblieben waren.
    Aber als Kelby das Zimmer betrat, fragte sie ihn nur: »Archer?«
    »Ich hätte mir denken können, dass das dein erster Gedanke sein würde.« Er schüttelte den Kopf. »Er saß schon in seinem Wagen und fuhr gerade mit quietschenden Reifen los, als Nicholas die Straße erreichte.«
    »Dann war alles umsonst.« Sie schloss verzweifelt die Augen.
    »Ich habe unser aller Leben aufs Spiel gesetzt und er lebt immer noch.«
    »Aber nicht mehr lange«, sagte Kelby grimmig. »Wir werden ihn schon kriegen. Er wird sich nicht in seinem Loch verkriechen. Der ist bestimmt stinkwütend und wird auf Rache sinnen.« Er lächelte schwach. »Und es war auch nicht ganz umsonst. Wir haben die Welt von vier Schmeißfliegen befreit.«

    Sie öffnete die Augen. »Werden wir Ärger mit der Polizei kriegen?«
    »Ich glaube nicht. Die spanischen Behörden sind mit Waffenhändlern wie Archer, die Terroristen beliefern, nicht besonders zimperlich. Ich habe Wilson gebeten, aus Madrid herzukommen und Fahndungsfotos sowie Auszüge aus dem Strafregister dieser Typen mitzubringen und uns grundsätzlich den Weg frei zu machen. Natürlich wird er der Polizei nicht erzählen, dass wir etwas mit der Sache zu tun hatten. Aber ich wette, wenn die erst mal rausfinden, um was für Abschaum es sich bei den Toten dort im Wald handelt, dann werden sie ganz schnell vergessen, dass diese Typen überhaupt je existiert haben.« Er lächelte schief. »Schließlich ist das hier ja eine
    ›friedliche‹ Insel.«
    »Dr. Gonzales scheint jedenfalls sehr nett zu sein.«
    »Unsere Begegnung war nicht gerade freundlich. Aber er weiß, was er tut. Er meint, wir könnten dich mitnehmen, wenn du versprichst, dich in den nächsten paar Tagen auszuruhen. Ich nehme nicht an, dass du lieber hier bleiben würdest.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Würdest du mir aufhelfen?«
    Sie schaute an sich hinunter. »Wo ist meine Bluse?«
    »Die war so voller Blut, dass wir sie gleich weggeworfen haben.« Er zog sein schwarzes Hemd aus. »Zieh das an.« Er half ihr, sich aufzusetzen und in das Hemd zu schlüpfen. »Geht’s?«
    Um sie herum drehte sich alles und die Wunde pochte.
    »Ja, es geht.«
    »Lügnerin.« Er nahm sie auf die Arme und trug sie zur Tür.
    »Aber wenn wir nach Hause kommen, wirst du dich schon wieder erholen.«
    Nach Hause? Ach ja, die Trina. Das Schiff war Kelbys Zuhause und in den vergangenen Tagen war es auch zu ihrem Zuhause geworden. Seltsam … »Bin ich nicht zu schwer? Ich kann gehen.«
    »Das weiß ich. Aber ich habe was für Effizienz übrig. So geht’s schneller.« An der Tür blieb er kurz stehen, und als Dr. Gonzales erschien, sagte er knapp: »Ich nehme sie mit.
    Danke für Ihre Hilfe.«
    »Danke, dass Sie gehen.« Gonzales lächelte Melis an. »Passen Sie auf, dass die Naht nicht reißt. Und halten Sie sich von gewalttätigen Menschen wie diesem Kelby fern. Sie tun Ihnen nicht gut.« Den letzten Satz rief er hinter ihnen her, als Kelby mit Melis auf dem Arm nach draußen auf den Wagen zuging, der in der Einfahrt stand. Nicholas sprang heraus und öffnete die hintere Tür. »Am besten, Sie legen sich hin. Vielleicht können Sie unterwegs ein bisschen schlafen.«
    Melis schüttelte den Kopf, während Kelby sie vorsichtig auf der Rückbank absetzte. Sie wollte nicht schlafen.
    Irgendetwas war fürchterlich schief gelaufen und sie musste nachdenken. »Ich bleibe lieber sitzen.«
    »Nicht ratsam«, bemerkte Kelby, als er auf dem Beifahrersitz Platz nahm. »Aber ich werde mich nicht mit dir streiten. Wir

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