Bodenrausch
Menschen in Mali zu ernähren. 74
Die Deutsche Welthungerhilfe stellt 2011 fest: »Chronische Fehl- und Mangelernährung sind unter der Bevölkerung weit verbreitet und betreffen vor allem die Kinder.« 75
Der Welthungerindex stuft die Lage in Mali als »kritisch« ein.
Im Südwesten Malis entspringt der Senegal aus dem Zusammenfluss von Bafing und Bakoyé. Er bringt das Wasser in eines der größten Deltagebiete Westafrikas. Obwohl das Land über genügend Wasser und damit Fruchtbarkeit verfügt, ist auch der Senegal bitterarm. 26 Prozent der Bevölkerung können sich ihr tägliches Brot nicht leisten, der Welthungerindex stuft die Lage im Senegal als »ernst« ein.
Die Regierung hat bisher Verträge über 800000 Hektar mit ausländischen Investoren abgeschlossen. Auf 100000 plant China Erdnussproduktion und 700000 hat die Foras International Investment Company aus Saudi-Arabien für Reisanbau vorgesehen. Auch hier heißt der Tausch: Kleinbauern gegen Plantagen. Auch hier ziehen die Planierraupen riesige Reisfelder plan. Kanäle zapfen das Wasser aus dem Senegalstrom und leiten es in die Produktionsebenen. Mit Nachhaltigkeit hat dies alles nichts zu tun. Denn schon heute ist klar, dass die Bewässerungsmethode zu einer wachsenden Versalzung der Felder führen wird. Der Profit, der hier abfällt, wird kaum einem senegalesischen Bauern dienen, es sei denn, er arbeitet zu Dumpinglöhnen auf den Plantagen.
Der Senegal steht ebenso wie Mali auf der Einkaufsliste der Landkäufer. Etwas weiter südlich kommt Ghana hinzu. Es ist begehrt insbesondere bei denen, die sich für Biosprit entschieden haben. Die tropische Sonne und die reichliche Wasserversorgung durch den Fluss Volta und den riesigen Voltasee, der das Land von Süden nach Norden durchzieht, bieten ideale Voraussetzungen für Zuckerrohr und Ölpflanzen.
Ghana: Alphaland
Alpha steht im Branchenjargon für eine Investition, deren Ertrag das Risiko übersteigt. Wer in Ghana investiert, befindet sich auf der sicheren Seite, versprechen die Investmentbanker. Und wer das Land durchquert, muss ihnen zustimmen. Was hier wächst, verspricht vor allem eines, gute Rendite, allerdings nicht für jedermann oder -frau, wie die Afrikakennerin und Journalistin Birgit Morgenrath erfuhr, die sich auf den Weg gemacht hat durch das Innere des Alphalandes Ghana.
Auf der roten Sandpiste nach Efirise, einem kleinen Dorf in der Ashantiregion in der Mitte Ghanas, kommt unser Kleinwagen schnell voran. Das Land ist hier erstaunlich eben. Hin und wieder taucht am Horizont eine riesige Staubwolke auf, kommt uns entgegen. Große Aumann-Trucks donnern vorbei, chinesische Mercedes-Lkw. Chinesen bauen hier die zweite wichtige Verbindungsstraße zwischen Ashanti und dem Voltasee im Osten aus, erklärt David Eli. Er vertritt FoodSPAN, ein Netzwerk Ehrenamtlicher, das sich für Ernährungssicherheit in Ghana einsetzt. David Eli verfolgt die Entwicklungen von Anfang an. »Vor drei Jahren fing alles an. Dorfbewohner hier aus der Waldsavanne, die ja ökologisch sehr wertvoll ist, haben uns von ihren Erlebnissen berichtet. Dann haben wir uns das genauer angesehen.« Das war gar nicht so einfach. Der Weg von der Hauptstadt Accra aus ist weit und beschwerlich. Die Piste ist von Schlaglöchern übersät. Da heißt es, geschickt ausweichen und umrunden. Nur dem guten Fahrer ist zu verdanken, dass wir nicht in den tiefen Löchern voller Regenwasser stecken bleiben. Kein Mensch weit und breit, die Gegend scheint unbewohnt. Links und rechts der Straße wächst Busch, durchsetzt mit Bäumen, die das üppige Grün nur wenig überragen. David Eli fährt zum zweiten Mal in diesem Jahr nach Efirise. Der 54-Jährige besitzt eine kleine Farm und arbeitet aus Überzeugung für FoodSpan.
Nach zwei Stunden erreichen wir die Grenze einer Jatrophaplantage. Kein Baum ist mehr zu sehen, wohl aber wucherndes Grün. »Hier war dichter Busch, die Frauen aus dem Dorf haben die Nüsse der Karité-Bäume gesammelt, haben sie zu Sheabutter verarbeitet und etwas Geld damit verdient«, erzählt David Eli. »Mit dem Geld konnten die Schulgebühren der Kinder bezahlt werden. Und die Früchte des Dawadawa, eines anderen Baumes, der auch mal ohne Regen auskommen kann und Dürren aushält, haben sie zu einem beliebten Gewürz fermentiert oder daraus Suppe gekocht.« Ein Baum wirft bis zu 100 Kilogramm Früchte jährlich ab.
Dann plötzlich taucht mitten im einsamen Busch ein großes weißes Wirtschaftsgebäude auf; unter
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