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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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hinzu.
    »Ich hätte gedacht, daß mehr davon da ist«, sagte Jenrette und stöpselte die Vibrationssäge ein.
    »Gewöhnlich haben diese Typen ganze Schrankkoffer voll davon«, sagte ich. »Sie werfen nie etwas davon weg. Es macht mich stutzig, daß wir nur vier Magazine gefunden haben, allesamt neuesten Datums.«
    »Es sieht aus, als sei er Neuling auf dem Gebiet gewesen.«
    »Es weist einiges darauf hin, daß er darin noch unerfahren war«, antwortete ich. »Vor allem aber habe ich eine Reihe von Widersprüchlichkeiten festgestellt.«
    »Als da wären?« Er schnitt die Kopfschwarte hinter den Ohren auf und klappte sie weg, um den Knochen freizulegen. Das Gesicht wurde plötzlich zu einer schlaffen, traurigen Maske.
    »So wie wir keine Parfümflasche gefunden haben, die zu dem Duft an seinem Körper paßt, haben wir im Haus auch keine Frauenkleider gefunden, außer denen, die er anhatte«, sagte ich. »In der Schachtel fehlte nur ein Kondom. Die Schnur war alt, und wir haben nichts gefunden, auch kein weiteres Stück, von dem sie hätte stammen können. Einerseits war Ferguson so vorsichtig, sich ein Handtuch um den Hals zu wickeln, andererseits aber hat er einen äußerst gefährlichen Knoten gebunden.«
    »Wie der Name schon sagt«, sagte Jenrette.
    »Ja. Die Schlinge mit einem Henkersknoten zieht sich reibungslos zusammen und läßt sich nicht mehr lockern«, sagte ich.
    »Den macht man sich nicht, wenn man betrunken auf einem lackierten Barhocker sitzt, von dem man leichter herunterfallen kann als von einem Stuhl.«
    »Ich nehme an, ein Henkersknoten ist nicht vielen Leuten bekannt«, sagte Jenrette nachdenklich.
    »Es stellt sich die Frage, warum Ferguson ihn kannte«, sagte ich.
    »Er könnte ihn aus einem Buch haben.«
    »Wir haben keine Bücher über Knotentechnik gefunden, keine Segelhandbücher oder ähnliches.«
    »Wäre es schwierig, einen Henkersknoten zu knüpfen? Mit einem Lehrbuch, zum Beispiel?«
    »Es wäre nicht unmöglich, aber ein wenig Übung braucht man schon.«
    »Warum könnte jemand an solch einem Knoten interessiert sein? Wäre ein Laufknoten nicht leichter?«
    »Ein Henkersknoten hat etwas Morbides, Unheimliches. Er ist ordentlich und präzise. Ich weiß nicht.«
    Plötzlich fiel mir siedendheiß etwas ein: »Wie geht es Lieutenant Mote?«
    »Sein Zustand ist stabil, aber er wird eine Weile auf der Intensivstation bleiben.«
    Dr. Jenrette schaltete die elektrische Säge ein. Wir schwiegen, während er die Schädeldecke abnahm. Er sagte erst wieder etwas, als er das Gehirn entfernt hatte und den Hals untersuchte.
    »Also, ich sehe nichts. Keine Blutung an den Halsmuskeln, das Zungenbein ist unverletzt, kein Bruch der oberen Schildknorpelhörner. Die Halswirbel sind nicht gebrochen, aber ich glaube, das passiert ohnehin nur bei Hinrichtungen.«
    »Es sei denn, man hat Übergewicht oder arthritische Veränderungen an der Halswirbelsäule, oder man gerät durch einen Unfall auf eine unglückliche Art ins Hängen«, sagte ich.
    »Wollen Sie es sich ansehen?«
    Ich streifte Handschuhe über und zog eine Lampe heran. »Wie können wir sichergehen, daß er noch lebte, als sich die Schnur um seinen Hals zuzog?«
    »Das können wir nicht mit Sicherheit sagen, es sei denn, wir finden eine andere Todesursache«, sagte ich.
    »Gift, zum Beispiel.«
    »Das einzige, was mir dazu im Moment noch einfiele. Doch in dem Fall hätte es ein sehr schnell wirkendes sein müssen. Wie wir wissen, war er noch nicht lange zu Hause, als Mote ihn tot auffand. Deswegen sprechen die Zeichen weniger für eine außergewöhnliche Todesursache und um so mehr hingegen für einen Tod durch Ersticken infolge von Erhängen.«
    »Und die Art und Weise - wie?«
    »Muß noch geklärt werden«, meinte ich.
    Nachdem Fergusons innere Organe seziert und in einem Plastikbeutel wieder in seinem Brustraum verstaut waren, half ich Jenrette saubermachen. Wir spritzten Tisch und Fußboden mit einem Schlauch ab, während ein Assistent Fergusons Leiche wegrollte und in ein Kühlfach schob. Anschließend, beim Abspülen der Spritzen und Instrumente, sprachen wir noch eine Zeitlang über das, was hier passiert war, und über die Gründe, warum es den jungen Arzt ausgerechnet in diesen Teil der Welt gezogen hatte. Jenrette sagte, ihn habe vor allem der Wunsch nach Sicherheit getrieben; er habe eine Familie an einem Ort gründen wollen, an dem die Menschen noch an Gott glaubten und an die Unantastbarkeit des Lebens. Er wollte seine Kinder in der

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