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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ist Dr. James Jenrette«, sagte er in den Hörer.
    »Ist Richter Begley wohl im Haus?«
    Der Ehrenwerte Hal Begley bestellte uns für eine halbe Stunde später in sein Amtszimmer. Ich fuhr, und Dr. Jenrette dirigierte mich. Als ich den Wagen in der College Street parkte, hatten wir noch viel Zeit.
    Das Gericht von Buncombe County war ein altes dunkles Backsteingebäude. Ich vermutete, daß es bis vor nicht allzu langer Zeit das höchste in der Innenstadt gewesen war. Es hatte zwölf Stockwerke, und im obersten befand sich das Gefängnis. Beim Anblick der vergitterten Fenster, umrahmt von einem leuchtendblauen Himmel, dachte ich an das überfüllte Gefängnis in Richmond, ein riesiges Areal, dessen einziger Ausblick Rollen von Stacheldraht waren. Auch Städte wie Asheville würden angesichts der alarmierenden Zunahme von Gewalt bald mehr Zellen brauchen.
    »Richter Begley ist nicht gerade bekannt für seine Geduld«, warnte Dr. Jenrette mich, als wir die Marmorstufen im alten Gerichtsgebäude hochstiegen. »Und ich kann Ihnen versprechen, daß ihm ganz und gar nicht gefällt, was Sie vorhaben. «
    Ich wußte, daß auch Dr. Jenrette mein Plan nicht gefiel. Kein Pathologe liebt es, wenn ein Kollege die Nase in seine Arbeit steckt. Wir beide wußten, daß hinter alldem die unausgesprochene Vermutung steckte, er habe keine gute Arbeit geleistet.
    »Hören Sie«, sagte ich, als wir den Flur im zweiten Stock entlanggingen, »mir gefällt das auch nicht, was wir da vorhaben. Ich mag keine Exhumierungen. Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg.«
    »Ich hätte gern einfach mehr Erfahrung mit Fällen, wie Sie sie jeden Tag zu sehen bekommen«, setzte er hinzu.
    »Ich habe nicht täglich mit derartigen Fällen zu tun«, sagte ich. Seine Bescheidenheit rührte mich. »Gott sei Dank nicht.«
    »Also, ich würde lügen, Dr. Scarpetta, wenn ich sagte, es wäre nicht wirklich hart für mich gewesen, als ich zu dem kleinen Mädchen gerufen wurde. Vielleicht hätte ich etwas mehr Zeit dort aufbringen sollen.«
    »Ich bin der Meinung, Buncombe County kann sich sehr glücklich schätzen, Sie zu haben«, sagte ich aufrichtig, als wir die Tür zum Vorzimmer des Richters öffneten. »Ich wünschte, ich hätte in Virginia mehr Ärzte wie Sie. Ich würde Sie mit Freuden einstellen.«
    Er wußte, daß ich das auch so meinte, und lächelte. Eine Sekretärin, die älteste Angestellte, die ich je in Aktion gesehen hatte, sah uns von unten durch ihre dicken Brillengläser an. Sie benutzte eine elektrische Schreibmaschine statt eines Computers, und angesichts der vielen grauen Stahlschränke an den Wänden mutmaßte ich, daß Akten ihre Stärke waren. Die Sonne drang schwach durch die fast geschlossenen Jalousien, und eine Wolke feinen Staubs schwebte in der Luft. Ich nahm einen zarten Rosenduft wahr, als sie ihre knochigen Hände mit einer Portion Feuchtigkeitscreme einrieb.
    »Richter Begley erwartet Sie«, sagte sie, bevor wir uns noch vorstellen konnten. »Gehen Sie nur hinein. Die Tür da.« Sie deutete auf eine Tür genau gegenüber von der, durch die wir gerade eingetreten waren. »Nur damit Sie's wissen, die Verhandlung wurde für die Mittagszeit unterbrochen. Pünktlich um eins muß er wieder dort sein.«
    »Danke«, sagte ich. »Wir werden uns bemühen, ihn nicht lange aufzuhalten.«
    »Macht keinen Unterschied, ob Sie sich bemühen oder nicht.«
    Auf Dr. Jenrettes zaghaftes Klopfen kam von drinnen als Antwort ein zerstreutes »Herein!«.
    Der Richter saß in Hemdsärmeln hinter einem Chefschreibtisch aufrecht in einem alten roten Ledersessel. Er war ein hagerer, bärtiger Endfünfziger. Als er uns über seinen Notizblock hinweg anschaute, fiel mir eine Reihe bezeichnender Dinge an ihm auf. Die Ordnung auf seinem Schreibtisch sagte mir, daß er geschäftig und tüchtig war. Und seine unmodische Krawatte und seine Kreppsohlenschuhe ließen auf einen Mann schließen, der sich den Teufel darum scherte, was Leute wie ich über ihn dachten.
    »Warum wollen Sie die Ruhe der Toten stören?« fragte er in langsamem Südstaatentonfall, der seinen offenbar schnellen Verstand Lügen strafte. Er blätterte seinen Notizblock um.
    »Nachdem ich mir Dr. Jenrettes Berichte angeschaut habe«, antwortete ich, »sind wir übereinstimmend zu der Auffassung gelangt, daß bei der ersten Untersuchung der Leiche von Emily Steiner einige Fragen offengeblieben sind.«
    »Ich kenne Dr. Jenrette, aber ich glaube, Sie kenne ich nicht«, sagte Richter Begley an

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