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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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bißchen spät.« Während ich das sagte, zog ich die .38er aus der Jackentasche und steckte sie zurück in die Handtasche, eine Bewegung, die Marino natürlich nicht entging. Seine Laune wurde von Minute zu Minute schlechter.
    »Wissen Sie, ich habe keine Ahnung, wo Ihr verdammtes Problem ist. Ich glaube, Sie sind fertig, Doc. Ich glaube, Sie haben sich verrannt und verblöden wie eine Scheißhausratte. Vielleicht sind das die Wechseljahre.«
    »Wenn es das wäre oder sonst etwas sehr Persönliches, würde ich es ganz bestimmt nicht mit Ihnen besprechen, denn das geht Sie einen feuchten Dreck an. Und sei es nur wegen Ihrer unbeschreiblichen männlichen Dummheit, beziehungsweise der Tatsache, daß Sie die Sensibilität eines Besenstiels haben - die, das muß ich fairerweise hinzufügen, geschlechtsspezifisch sein kann, aber nicht muß. Schließlich möchte ich nicht unterstellen, daß alle Männer sind wie Sie. Wäre das nämlich so, würde ich sie komplett aufgeben.«
    »Vielleicht sollten Sie das.«
    »Vielleicht werde ich's.«
    »Na prima! Dann können Sie's halten wie diese Göre, Ihre Nichte! Oder glauben Sie etwa, es sei nicht offensichtlich, was für eine die ist?«
    »Und auch das geht Sie, verflucht und zugenäht, einen Dreck an«, sagte ich zornbebend. »Ich kann nicht glauben, daß Sie so tief gesunken sind, Lucy nur deswegen so herunterzumachen, weil sie sich weigert, sich in Ihre Klischeevorstellungen einzufügen.«
    »Ach ja? Vielleicht tut sie ja exakt das, was ich tue. Ich gehe mit Frauen aus.«
    »Sie haben nicht die leiseste Ahnung von Frauen«, sagte ich und bemerkte plötzlich, was für eine Bullenhitze im Wagen herrschte. Auch hatte ich nicht die geringste Ahnung, wohin wir fuhren. Ich drehte die Heizung herunter und sah aus dem Fenster.
    »Immerhin weiß ich genug über Frauen, um zu begreifen, daß Sie jeden zum Wahnsinn treiben können. Und ich kann es einfach nicht glauben, daß Sie nach Einbruch der Dunkelheit einfach um den See marschieren. Allein. Was, zum Teufel, hätten Sie denn gemacht, wenn er auch da draußen gewesen wäre?«
    »Wer?«
    »Verdammt, ich habe Hunger. Auf dem Weg hierher habe ich an der Tunnel Road ein Steakhouse gesehen. Ich hoffe, sie haben noch auf.«
    »Es ist erst Viertel vor sieben, Marino.«
    »Warum sind Sie gegangen?« fragte er noch einmal, und wir beruhigten uns beide wieder.
    »Jemand hat Süßigkeiten am Fundort der Leiche verloren, Fireballs«, sagte ich in die Stille hinein. Als er schwieg, setzte ich hinzu: »Die gleichen Süßigkeiten, die sie auch in ihrem Tagebuch erwähnt.«
    »Daran erinnere ich mich nicht.«
    »Der Junge, in den sie verknallt war. Ich glaube, er hieß Wren. Sie schrieb, sie habe ihn in der Kirche beim Gemeinschaftsessen getroffen, und er habe ihr einen Fireball gegeben. Sie hat ihn in ihre Geheimschachtel gelegt.«
    »Man hat es nie herausbekommen.«
    »Was?«
    »Was für eine Geheimschachtel das war. Denesa hat sie auch nicht gefunden. Also könnte auch Wren die Fireballs am See verloren haben.«
    »Wir müssen mit ihm reden«, sagte ich. »Sieht ganz so aus, als entwickelte sich ein gutes Verhältnis zwischen Ihnen und Mrs. Steiner.«
    »So etwas hätte ihr niemals zustoßen dürfen.«
    »So etwas hätte niemandem zustoßen dürfen.«
    »Da, ein Restaurant. Ein Western Sizzler.«
    » Nein, danke.«
    »Wie wäre es mit dem Bonanza?« Er wollte den Blinker betätigen.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage.« Marino fuhr prüfend an den hellerleuchteten Restaurants der Tunnel Road entlang und rauchte dazu die nächste Zigarette. »Doc, ich will Sie ja nicht kränken, aber Sie haben einen Dünkel.«
    »Gehen Sie mir nicht mit Ihrer >Ich-will-Sie-ja-nicht-kränken< Floskel auf die Nerven, Marino. Mit der kündigen Sie doch nur die nächste Beleidigung an.«
    »Ich weiß, daß es hier auch ein Peddler gibt. Ich habe es in den Gelben Seiten entdeckt.«
    »Wieso haben Sie in den Gelben Seiten nach Restaurants gesucht?« wunderte ich mich, denn ich wußte, er wählte die Restaurants nach denselben Regeln aus, wie die Lebensmittel im Supermarkt. Er machte sich keine Einkaufsliste, sondern kurvte mit dem Wagen herum und lud ein, was einfach, billig und sättigend war.
    »Ich wollte wissen, was es hier gibt, für den Fall, daß ich mal was Nettes suche. Rufen wir an und fragen, wie wir hinkommen.«
    Ich griff nach dem Autotelefon und dachte an Denesa Steiner, denn nicht ich war es, die Marino an diesem Abend zu Peddler auszuführen gehofft

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