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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wohnten. Es war jetzt näher, dorthin zu gehen, als zurück zu meinem Wagen.
    Ich schwitzte unter meiner Jacke und hatte Angst zu stolpern, zumal ich neben einer Taschenlampe auch mein Handy vergessen hatte, mit dem ich bei einem Unfall hätte Hilfe holen können. Mir wurde bewußt, daß ich mich im Moment besser von keinem meiner Kollegen sehen ließ. Und sollte ich mich irgendwo verletzen, mußte ich mir wohl irgendeine Lügengeschichte ausdenken. Schon nach zehn Minuten auf diesem schrecklichen Marsch, hatten mir die Sträucher die Strümpfe zerrissen und die Beine zerkratzt. Einmal stieß ich mir den Zeh an einer Wurzel, dann versank ich bis zu den Knöcheln im Matsch. Als mich auch noch ein Zweig ins Gesicht stach und knapp das Auge verfehlte, blieb ich abrupt stehen, schnappte nach Luft und war vor Frust den Tränen nahe. Die Situation war ziemlich verfahren: Rechts trennte mich ein dichter Gehölzstreifen von der Straße, links lag das Wasser.
      »Scheiße«, sagte ich ziemlich laut.
    Mich direkt am Wasser entlangzutasten, schien mir weniger gefährlich, und als ich meinen Marsch fortsetzte, kam ich tatsächlich mit meiner Umgebung etwas besser zurecht. Meine Augen hatten sich daran gewöhnt, mit dem spärlichen Mondlicht auszukommen, so daß meine Schritte sicherer wurden, und bald konnte ich an Veränderungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit erkennen, ob ich mich auf trockeneren oder feuchteren Boden zubewegte oder zu weit vom Weg abkam. Es war, als sei ich, nur um meine Art zu erhalten, plötzlich zu einem Nachtlebewesen mutiert.
    Endlich sah ich Straßenlaternen vor mir. Ich hatte das Seeufer erreicht, das meinem Parkplatz direkt gegenüber lag. Hier war das Gelände für die Anlage von Tennis- und Parkplätzen gerodet worden, und wie Emily ein paar Wochen zuvor, verließ auch ich jetzt den Trampelpfad und stand wieder auf der Straße. Im Weitergehen merkte ich, daß ich zitterte.
    Ich erinnerte mich daran, daß das Haus der Steiners das zweite links war. Während ich darauf zuging, wurde mir klar, daß ich gar nicht genau wußte, was ich Emilys Mutter sagen sollte. Wo ich gewesen war und warum, wollte ich ihr lieber nicht erzählen, denn weitere Aufregungen konnte sie gewiß nicht gebrauchen. Andererseits kannte ich sonst niemanden in der Gegend, und bei wildfremden Leuten anzuklopfen, um ihr Telefon zu benutzen, konnte ich mir nur schlecht vorstellen. Trotz aller Gastfreundlichkeit in Black Mountain würde man mich doch fragen, warum ich aussähe, als hätte ich mich in der Wildnis verlaufen, und möglicherweise würde ich jemandem auch noch einen Schrecken einjagen, vor allem dann, wenn ich erklären müßte, welchem Beruf ich nachging.
    Meine Befürchtungen wurden jedoch hinfällig, als unerwartet ein Retter aus der Dunkelheit auftauchte und mich beinahe überfuhr.
    In dem Moment, als ich in die Auffahrt der Steiners einbog, kam Marino in einem mitternachtsblauen Chevrolet, offenbar seinem neuen Polizeiwagen, herausgefahren. Ich winkte, als mich das Licht der Scheinwerfer traf. Marino machte ein verständnisloses Gesicht, trat abrupt auf die Bremse und sah mich zuerst ungläubig, dann wütend an.
    »Herrgott noch mal, mich hätte glatt der Schlag treffen können. Beinahe hätte ich Sie überfahren.«
    Ich stieg ein, legte den Sicherheitsgurt an und schloß die Tür.
    »Was, zum Teufel, machen Sie hier draußen? Scheiße!«
    »Ich bin froh, daß Sie endlich Ihren Wagen haben und dieser Scanner funktioniert. Ich brauche ganz dringend einen anständigen starken Scotch, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wo man den in dieser Gegend kriegt«, sagte ich. Mittlerweile war ich so durchgefroren, daß mir die Zähne klapperten. »Wie stellt man die Heizung an?«
    Marino zündete sich eine Zigarette an, und ich hätte verdammt gerne auch eine gehabt, doch ich hatte mir vorgenommen, nicht mehr zu rauchen. Und diesen Schwur wollte ich niemals brechen.
    Marino drehte die Heizung hoch. »Meine Güte, Sie sehen aus, als kämen Sie vom Schlamm-Catchen«, sagte er. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals so außer Fassung erlebt zu haben. »Was, zum Teufel, haben Sie getrieben? Ich meine, sind Sie okay?«
    »Mein Wagen steht am Clubhaus.«
    »Welchem Clubhaus?«
    »Am See.«
    »Am See? Was? Sie waren nach Einbruch der Dunkelheit da draußen? Herrgott noch mal, haben Sie denn vollkommen den Verstand verloren?«
    »Verloren habe ich nur meine Taschenlampe. Doch als mir das wieder einfiel, war es ein

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