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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Essen auf dem Teller nur hin und her geschoben. Und dazu einen Flunsch gezogen.« Ihre Stimme versagte. »Es war jedesmal ein Kampf... Immer war es schwer für mich, sie zum Essen zu bewegen.«
    »Litt sie an Durchfall oder Übelkeit?« Sie fixierte mich. »Sie war häufig krank.«
    »Krank kann viel bedeuten, viele verschiedene Dinge, Mrs. Steiner«, sagte ich geduldig. »Litt sie häufig an Durchfall oder Übelkeit?«
    »Ja, das habe ich Max Ferguson bereits gesagt.« Und wieder flossen die Tränen. »Ich verstehe nicht, warum ich immer wieder dieselben Fragen beantworten muß. Das reißt es nur wieder auf. Reißt die Wunden auf.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich mit einer Freundlichkeit, die meine Überraschung Lügen strafte. Wann hatte sie Ferguson das gesagt? Hatte er sie nach seinem Abflug aus Quantico angerufen? Wenn ja, mußte sie einer der letzten Menschen gewesen sein, die vor seinem Tod noch mit ihm gesprochen hatten.
    »Das Ganze ist ihr doch nicht passiert, weil sie kränkelte«, sagte Mrs. Steiner und weinte heftiger. »Man sollte Fragen stellen, die zu seiner Ergreifung führen.«
    »Mrs. Steiner - ich weiß, die Frage werden Sie nur schwer verstehen - , aber wo haben Sie gewohnt, als Mary Jo starb?«
    »O Gott, bitte, hilf mir.«
    Sie vergrub das Gesicht in den Händen, weinte mit zuckenden Schultern, und ich sah, wie sie um Fassung rang. Während ich reglos dasaß, beruhigte sich ihr Körper schließlich wieder. Langsam hob sie den Blick, und aus ihren verweinten Augen glänzte mir ein fremdes, kaltes Licht entgegen, das mich seltsamerweise an den nächtlichen See denken ließ, an Wasser, so dunkel wie Metall.
    Sie sprach mit leiser Stimme. »Eines möchte ich wissen, Dr. Scarpetta. Kennen Sie diesen Mann?«
    »Welchen Mann?« fragte ich. Im selben Moment kam Marino mit einem getoasteten Erdnußbuttersandwich, einem Geschirrtuch und einer Flasche Chablis zurück. »Den Mann, der den kleinen Jungen umgebracht hat. Haben Sie jemals mit Temple Gault geredet?« fragte sie, während Marino ihr Glas wieder aufstellte, nachfüllte und das Sandwich dazustellte.
    »Ich helfe Ihnen.« Ich nahm ihm das Geschirrtuch ab und wischte den verschütteten Wein auf.
    »Sagen Sie mir, wie er aussieht.« Wieder schloß sie die Augen.
    Ich sah Gault vor mir, seinen stechenden Blick und das hellblonde Haar. Er hatte scharf geschnittene Gesichtszüge, war klein und flink. Doch vor allem waren es die Augen, die ich nie vergessen würde. Ich wußte, daß er einem Menschen die Kehle aufschneiden konnte, ohne mit der Wimper zu zucken. Und ich wußte, er hatte sie alle mit demselben starrblauen Blick angesehen, als er sie umbrachte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich, als ich merkte, daß Mrs. Steiner noch immer mit mir redete.
    »Warum haben Sie ihn freigelassen?« wiederholte sie ihre Frage, und es klang wie eine Anklage. Sie fing wieder an zu weinen.
    Marino sagte ihr, sie solle sich ausruhen und wir würden jetzt sowieso gehen. Als wir in den Wagen stiegen, war er in einer schrecklichen Laune. »Gault hat die Katze getötet«, sagte er.
    »Das wissen wir nicht mit Sicherheit.«
    »Ich habe keine Lust, Sie wie eine Anwältin reden zu hören. «
    »Ich bin Anwältin«, sagte ich.
    »Ach ja. Verzeihen Sie, ich vergaß, daß Sie auch dieses Examen haben. Mir kam gerade in den Sinn, daß Sie wirklich so eine Mischung aus Doktor, Anwalt und Indianerhäuptling sind.«
    »Wissen Sie, ob Ferguson Mrs. Steiner angerufen hat, nachdem er Quantico verlassen hatte?«
    »Nein, zum Teufel, woher soll ich das wissen?«
    »Während der Besprechung dort kündigte er an, er wolle ihr ein paar medizinische Fragen stellen. Nach den Angaben von Mrs. Steiner muß er das wohl getan haben. Das heißt, er muß noch kurz vor seinem Tod mit ihr gesprochen haben.«
    »Vielleicht hat er sie gleich nach seiner Rückkehr vom Flughafen angerufen.«
    »Und dann geht er geradewegs nach oben und legt sich eine Schlinge um den Hals?«
    »Nein, Doc. Er geht geradewegs nach oben, um sich einen runterzuholen. Vielleicht hatte ihn das Gespräch mit ihr in Stimmung gebracht.«
    Das war möglich.
    »Marino, wie hieß der kleine Junge mit Nachnamen, den Emily so mochte? Sein Vorname ist Wren.«
    »Wieso?«
    »Ich möchte ihn kennenlernen.«
    »Für den Fall, daß Sie sich mit Kids nicht so auskennen: Es ist fast neun Uhr abends, und morgen ist Schule.«
    »Marino«, sagte ich, »ich habe Sie etwas gefragt.«
    »Soviel ich weiß, wohnt er nicht weit vom Haus der

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