Body Farm
halten.«
»Sind Sie fertig?«
»Außerdem« - er ließ sich nicht stoppen - »gibt es eine Menge wirklich guter Angelplätze hier in der Gegend. Den Bee Tree und den Lake James, und bis auf Montreat und Biltmore sind die Immobilienpreise wirklich niedrig. Vielleicht bin ich einfach die Schmarotzer leid, die auf Schmarotzer schießen, und die Serienmörder, die uns im Knast lebendig mehr Unterhalt kosten, als ich dafür kriege, diese Arschlöcher zu fangen und einzubuchten. Wenn diese Ärsche überhaupt eingebuchtet bleiben. Das ist das größte Wenn überhaupt.«
Wir standen jetzt schon seit fünf Minuten in der Auffahrt der Steiners. Ich sah zu den erleuchteten Fenstern hinüber und fragte mich, ob Mrs. Steiner wußte, daß wir hier waren, und wenn ja, warum.
»Aber jetzt sind Sie fertig?« fragte ich ihn.
»Nein, ich bin immer noch nicht fertig. Ich habe bloß keine Lust mehr zu reden.«
»Also, erstens habe ich keine Eliteschule besucht...«
»Ach, wie nennen Sie dann die John Hopkins und die Georgetown?«
»Verdammt, Marino, halten Sie die Klappe.«
Er starrte aus dem Fenster und zündete sich die nächste Zigarette an.
»Ich war eine arme Italienerin, aufgewachsen genau wie Sie in einem armen Italienerviertel«, sagte ich. »Der Unterschied ist, daß ich in Miami war und Sie in New Jersey. Ich habe nie vorgegeben, besser zu sein als Sie, und ich habe Sie nie als beschränkt bezeichnet. Tatsächlich sind Sie alles andere als beschränkt, auch wenn Sie äußerst brutal mit der englischen Sprache umgehen und nie in der Oper gewesen sind. Mein Klagelied über Sie setzt immer an demselben Punkt ein. Sie sind starrsinnig und an besonders schlechten Tagen selbstgerecht und intolerant. Mit anderen Worten, Sie gehen mit anderen Menschen so um, wie Sie glauben, daß sie es mit Ihnen tun.«
Marino griff heftig nach der Türklinke. »Ich habe nicht nur keine Zeit für Ihre Lektionen, sondern auch nicht das geringste Interesse daran.« Er warf die Zigarette auf den Boden und trat sie aus.
Wir gingen schweigend zu Denesa Steiners Haustür, und ich hatte das Gefühl, sie spürte, daß Marino und ich gestritten hatten, als sie uns öffnete. Marino ließ mich völlig links liegen, als sie uns in ein Wohnzimmer führte, das mir von Fotos schon allzu bekannt war. Es war im Countrystil eingerichtet, mit gerüschten Vorhängen, dicken Kissen, Hängepflanzen und Makrameegegenständen. In einem Kamin mit Glastüren brannte ein Gasfeuer, und die zahllosen Uhren gingen, wie sie wollten. Mrs. Steiner sah sich gerade einen alten Bob-Hope-Film im Kabelfernsehen an.
Sie wirkte sehr erschöpft, als sie den Apparat ausschaltete und sich in einem Schaukelstuhl niederließ. »Heute war kein besonders guter Tag«, sagte sie.
»Nein, Denesa, ganz bestimmt nicht.« Marino setzte sich in einen Ohrensessel und widmete ihr seine ganze Aufmerksamkeit.
»Sind Sie gekommen, um mir zu sagen, was Sie herausgefunden haben?« fragte sie, natürlich auf die Exhumierung bezogen.
»Wir haben noch eine Menge Untersuchungen durchzuführen«, sagte ich.
»Dann haben Sie also nichts entdeckt, was zur Ergreifung dieses Mannes führen kann.« Mrs. Steiner sprach ruhig, doch ihre Verzweiflung war deutlich zu erkennen. »Ärzte reden immer von Untersuchungen, wenn sie nichts wissen. Soviel habe ich gelernt, nach allem, was ich durchgemacht habe.«
»Diese Dinge brauchen ihre Zeit, Mrs. Steiner.«
»Hören Sie, Denesa«, sagte Marino. »Es tut mir wirklich leid, Sie belästigen zu müssen, aber wir müssen Ihnen noch ein paar Fragen stellen, vor allem die Frau Doktor hier.«
Mrs. Steiner sah mich an und schaukelte in ihrem Sessel vor und zurück.
»Mrs. Steiner. In Emilys Sarg lag ein Päckchen in Geschenkpapier, von dem der Bestattungsunternehmer sagt, Sie wollten, daß es in den Sarg kommt«, sagte ich.
»Ach, Sie meinen Socks«, sagte sie nüchtern.
»Socks?« fragte ich.
»Ein junges Kätzchen, das hier herumstreunte. Das ist etwa einen Monat her. Und Emily, mitfühlend, wie sie war, fing einfach an, es zu füttern. Das war alles. Sie liebte diese kleine Katze.« Mrs. Steiner lächelte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Sie hat sie Socks genannt, weil sie völlig schwarz war bis auf diese perfekt gezeichneten weißen Pfoten.« Sie streckte die Hände aus und spreizte die Finger. »Es sah aus, als hätte sie Socken an.«
»Wie ist Socks umgekommen?« fragte ich vorsichtig.
»Das weiß ich wirklich nicht.« Mrs. Steiner griff nach
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