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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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das sonderbarste Geheimnis verraten. Falls sie wußte, was ein Doktor ist, dann war ihr wohl noch nie ein weiblicher begegnet.
    »Weißt du, was ein Medizin- Doktor, ein Arzt, ist?« fragte ich sie.
    Sie starrte auf meinen Wagen, als stünde er in Widerspruch zu dem, was ich eben gesagt hatte.
    »Es gibt Ärzte, die helfen der Polizei, wenn Menschen verletzt worden sind. Das ist das, was ich tue«, sagte ich. »Ich helfe der hiesigen Polizei. Deswegen habe ich so einen Wagen. Die Polizei hat ihn mir zur Verfügung gestellt, solange ich hier bin. Ich wohne nämlich woanders. Ich bin aus Richmond in Virginia.«
    Mir stockte die Stimme, als sie weiter schweigend den Wagen ansah, und ich hatte plötzlich das entmutigende Gefühl, zuviel gesagt und damit meine Chance vertan zu haben. Ich würde Creed Lindsey nie finden. Es war unglaublich dumm von mir gewesen, mir auch nur einen Augenblick lang einzubilden, ich könnte Kontakt zu Leuten finden, die ich nicht kannte und auch nicht verstehen würde. Als ich schon zu meinem Wagen zurückgehen und wegfahren wollte, kam das Mädchen plötzlich auf mich zu, faßte mich an der Hand und zog mich zu meinem Wagen. Es deutete durch das Fenster auf meine schwarze Arzttasche auf dem Beifahrersitz.
    »Das ist meine Arzttasche«, sagte ich. »Soll ich sie holen?«
    »Ja, hol se mal«, sagte das Mädchen. Ich schloß auf und nahm die Tasche heraus. Gerade fragte ich mich, ob die Kleine vielleicht nur neugierig war, als sie mich schon aus dem Wagen und die Schotterstraße hinauf zog, wo ich sie zum erstenmal bemerkt hatte. Wortlos führte sie mich bergauf. Ihre Hand fühlte sich rauh an, trocken wie Spreu und hielt die meine entschlossen fest.
    »Sagst du mir, wie du heißt?« fragte ich, während wir eilig weitergingen.
    »Deborah.«
    Sie hatte schlechte Zähne, war unterernährt und wirkte vorzeitig gealtert. Ein typischer Fall von chronisch schlechter Ernährung, wie ich ihn oft in Gesellschaftsschichten erlebt habe, in denen vom Essen nicht viel Aufhebens gemacht wird. Ich vermutete, daß Deborahs Familie sich wie so viele, die ich aus den einschlägigen Großstadtvierteln kannte, nur von magenfüllenden Sattmachern ernährte, wie man sie auf Essensmarken bekam.
    »Deborah - und weiter?« fragte ich. Wir gingen jetzt auf eine winzige Bretterbude zu, die offenbar aus dem Abfallholz eines Sägewerks zusammengezimmert war. Das Dach war mit Teerpappe gedeckt, und an manchen Stellen erkannte man noch den ursprünglich roten Anstrich, der einmal ein Ziegeldach vortäuschen sollte.
    »Deborah Washburn.«
    Über wackelige Holzstufen ging es auf eine verwitterte Veranda, leer bis auf einen Stapel Kaminholz und die Überreste eines ausgeblichenen, einst grünen Schaukelstuhls. Deborah öffnete eine Tür, von der längst alle Farbe abgeblättert war, und zog mich hinein. Der Grund dieser Aktion wurde im selben Moment deutlich.
    Zwei winzige, viel zu alte Gesichter sahen von einer nackten Matratze auf dem Fußboden zu mir auf. Daneben saß ein Mann, der einen Schnitt am rechten Daumen zu nähen versuchte. Das Blut tropfte ihm dabei auf einen Stoffetzen, den er über seinen Schoß gebreitet hatte. Neben ihm stand ein Krug, halbvoll mit einer klaren Flüssigkeit, die mir nicht unbedingt nach Wasser aussah. Einen oder zwei Stiche hatte er offenbar bereits geschafft, wohlgemerkt mit einer normalen Nadel und Faden. Für einen Moment sahen wir uns im Licht einer nackten Glühbirne an, die von der Decke hing.
    »Die is 'n Doktor«, sagte Deborah zu ihm. Er sah mich noch immer an. Blut tropfte von seinem Daumen. Ich hielt ihn für Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig. Das lange schwarze Haar hing ihm in die Augen. Die Haut war ungesund blaß, als habe er noch nie die Sonne gesehen. Er war groß, hatte einen Bauch und roch nach altem Schmierfett, Schweiß und Alkohol.
    »Woher hast du sie?« fragte der Mann das Kind. Die anderen Kinder starrten mit leerem Blick in den Fernseher, der auf den ersten Blick neben der Glühbirne das einzige elektrische Gerät im Haus zu sein schien.
    »Hat dich gesucht«, sagte Deborah zu ihm. Die Begrenztheit ihres Wortschatzes war erschütternd.
    Dieser Mann mußte also Creed Lindsey sein.
    »Warum bringst du sie her?« fragte er, schien aber weder besonders beunruhigt noch ängstlich. »Bist verletzt.«
    »Wie ist das passiert?« fragte ich ihn und öffnete meine Arzttasche.
    »Mit meinem Messer.«
    Ich sah mir die Wunde genauer an. Es war ein flacher, aber recht

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