Bodyfinder - Das Echo der Toten
gern sie mit ihren Freunden beim Footballspiel wäre.
Sie griff nach einem Buch, legte es aber gleich wieder zur Seite. Sie konnte sich auf nichts richtig konzentrieren. Schließlich humpelte sie die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Sie hoffte, dass ihre Eltern noch wach waren und sie sich zu ihnen setzen konnte. Doch die beiden waren schon ins Bett gegangen.
Mit zusammengebissenen Zähnen humpelte sie weiter in die Küche, um in der Mikrowelle eine Schale Popcorn zu machen. Ihre Krücken hatte sie an die Wohnzimmerwand gelehnt stehen gelassen. Unter einiger Anstrengung hüpfte sie dann mit der Schüssel in der Hand insWohnzimmer zurück. Als sie wieder beim Sofa ankam, war sie total erschöpft.
Da vernahm sie mit einem Mal ein leises Klopfen, so schwach, dass sie im ersten Moment glaubte, sich verhört zu haben.
Aber dann wurde es lauter und ließ sich nicht mehr leugnen. Es kam von der Haustür.
Angst stieg in Violet auf, auch wenn ihr der Verstand sagte, dass das Unsinn war. Draußen bewachte ein Polizist den Eingang. Und ihre Eltern waren oben, sie brauchte nur zu schreien, dann würden sie angerannt kommen.
Schließlich stand sie auf. Sie beschloss, einen Blick durch den Spion zu wagen.
Ihr Puls raste, ihr Mund war auf einmal ganz trocken. Ihre Sinne waren geschärft. Konnte sie auf der anderen Seite der Tür etwas Ungewöhnliches erspüren?
Doch da war nichts.
Sie beugte sich nach vorn, schaute durch den Spion und atmete erleichtert auf.
Draußen auf der Veranda war Jay und grinste sie an. Ihr Herz machte einen Satz. Schnell entriegelte sie die Tür.
»Wieso hat das so lange gedauert?«, wollte Jay wissen.
Außer Atem lehnte sie am Türrahmen. »Was glaubst du wohl, du Idiot?«, sagte sie leise, um ihre Eltern nicht zu wecken. »Außerdem hast du mir eine Heidenangsteingejagt. Meine Eltern sind schon im Bett, und ich war ganz allein hier unten.«
»Gut!«, rief er, umfasste ihre Taille und zog sie an sich.
Sie kicherte, während er sie mit den Armen fest umschlungen hielt. »Was machst du hier? Ich dachte, wir sehen uns erst morgen wieder.«
»Ich wollte dir was zeigen!« Er strahlte sie an und seine Begeisterung wirkte ansteckend. Unwillkürlich musste auch sie lächeln.
»Was denn?«, fragte sie.
Er ließ sie nicht los, hielt sie sanft in den Armen und drehte sie zur Seite, sodass sie hinaus in die Einfahrt sehen konnte. Als Erstes bemerkte sie den Polizisten in seinem Auto, der sie jetzt wachsam im Auge behielt. Es war spät, schon nach elf, und der Beamte machte den Eindruck, als hätte er auf einen ruhigen Abend ohne Zwischenfälle gehofft.
Und dann entdeckte sie den Wagen. Er war wunderschön und schnittig, in glänzendem Schwarz, das sogar im Dunkeln das Licht wie ein blanker Spiegel reflektierte. Violet sah das Acura-Emblem am Kühlergrill, und wenn der Wagen auch nicht brandneu war, sah man doch, dass er sehr gut gepflegt war.
»Wem gehört der?«, fragte sie. Der war tausendmal schöner als ihr blöder kleiner Honda.
Wieder grinste Jay und sein Gesicht glühte vor Begeisterung. »Das ist meiner. Ich hab ihn heute Abend abgeholt. Deshalb musste ich weg …« Er lächelte sie an. »Ich wollte mir nicht dein Auto leihen, um dich zum Ball zu fahren.«
»Echt?«, stieß sie hervor. »Wie …? Ich wusste ja gar nicht, dass du …«
»Ich weiß«, sagte er, »ich hab eine Ewigkeit darauf gespart. Was meinst du?«
Violet lächelte Jay an und dachte, dass er einfach vollkommen war. »Superschön«, sagte sie. Dann schaute sie wieder zu dem Wagen. »Ich hatte keine Ahnung, dass du ein Auto kaufen wolltest. Es ist wirklich toll«, sagte sie und schlang die Arme um seinen Hals. Er hob sie hoch und wiegte sie in den Armen.
»Ich würde dich ja zu einer Probefahrt einladen, aber ich fürchte, dann würde der Supercop da drüben seine Elektroschockpistole auf mich abfeuern. Also musst du dich bis morgen gedulden«, sagte er und trug sie ins Haus, nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.
Arm in Arm setzten sie sich aufs Sofa. Im Fernsehen lief ein Spielfilm, aber keiner von beiden achtete darauf. Jay lehnte sich zurück und zog sie an sich. Zusammengekuschelt lagen sie beieinander, und irgendwann merkte Violet, dass sie in den Schlaf glitt, ihre Gedanken wurden unzusammenhängend, verschwommen und flüchtig. Siekämpfte nicht dagegen an, sie genoss es, sich treiben zu lassen, mit Jays schützendem Körper neben sich.
So geborgen hatte sie sich seit Tagen nicht gefühlt, vielleicht
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