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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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hat am meisten Menschenleben auf dem Gewissen?“
    „Die Löwen!“.
    „ Nay . Hippos . Nilpferde. – Tagsüber hocken sie im Wasser, spazieren auf dem Grund des Sees oder Flusses und kommen immer wieder an die Wasseroberfläche, um zu prusten und Luft zu holen. Ihre Haut verträgt kein starkes Sonnenlicht. Aber in der Abenddämmerung kommen sie an Land, um in der Nacht Gras zu fressen. Und wehe, ein Mensch gerät dann in ihre Nähe! Das Nilpferd wird besonders wütend, wenn ein Mensch seinen Fluchtweg zum Fluss abschneidet. Da trampelt es dann halt los. Eeish , bleibt nachts besser weg von Gewässern und Seen!“
    Kein Problem, heute Nacht werden wir bestimmt nicht zu einem Fluss trampen. Alles was wir jetzt noch wollen, ist, in unsere gemütlichen Himmelbetten zu sinken und die Petrollampen auszublasen!

    Für unseren Geschmack doch etwas zu früh kriegen wir Riaan wieder zu sehen: Er weckt uns um 5 Uhr mit einem leisen Klopfen, denn in der Morgendämmerung werden wir schon wieder losfahren. Doch zuerst kriegen wir noch den offenbar traditionellen Morgenimbiss: Kaffee oder Tee mit Rusk , einer Art süssem Zwieback, den man in die warme Flüssigkeit stippen muss, damit man beim Zubeis-sen nicht einen Zahnschaden erleidet. Die Dunkelheit lichtet sich langsam, und wir sehen Gestalten durchs hohe trockene Gras zum Wasserloch staken.
    „Wasserböcke“, flüstert Riaan.
    Eine Gruppe grosser, grauer Antilopen mit einem weissen Kreis auf dem Hintern. Sie senken ihre Köpfe mit den leicht gebogenen Hörnern und trinken. Ganz einfach, ganz natürlich, aber für uns ein unvergesslicher, magischer Anblick.

    Während unserer Morgenfahrt erhält Riaan per Funk die Information, dass Löwen gesichtet wurden. Nichts wie ab, dorthin. Zwei Löwinnen sind es, und als wir sie sehen, muss ich Lukas an der Jacke wieder auf seinen Sitz herunterziehen. Vor Aufregung und um besser zu sehen wollte er doch tatsächlich aufstehen! Das wäre auch gar nicht nötig gewesen, denn Riaan scheint die Bremse nicht zu finden, er fährt immer näher an die Löwinnen heran. Hat er vergessen, dass wir hier im Freien sitzen?! Wir drängen uns in die entgegengesetzte Seite des Landrovers und wagen kaum zu atmen, als Riaan rund drei Meter entfernt von den Löwen doch noch anhält. Die Löwen im Rhino and Lion Park, die sind doch auf ein Fahrzeug gesprungen – woher sollen denn diese Löwinnen wissen, dass dies hier verboten ist?
    „Keine Sorge! Unsere Löwen hier sind mit Safari-Fahrzeugen aufgewachsen. Die wissen, dass dies ein ganz komisches Tier ist, das nach Diesel stinkt, das sie nicht frisst und das sie nicht fressen können, deshalb greifen sie es nicht an. Ihr könnt ganz normal atmen, und sogar sprechen, aber ihr dürft auf keinen Fall aufstehen!“
    Riaan benimmt sich, als wäre er in der normalsten Situation der Welt. Gut, für ihn ist es das wohl auch – muss ihn mal fragen, wie lange er schon Ranger ist. Auch unser Tracker Ndaniso, der ja in seinem Sitz auf der Kühlerhaube sehr exponiert ist, lässt sich keine Nervosität anmerken.
    Die Löwinnen liegen am Boden, aber nicht sehr entspannt. Sie schauen sich um, stecken die Nasen in den Wind und scheinen konzentriert zu riechen, und die schlanken Schwänze mit der schwarzen Quaste am Ende schlagen nervös durch die Luft und auf den Boden.
    „Die beiden Löwinnen sind Schwestern“, erklärt Riaan. „Gestern beim Jagen haben sie ihre Jungen verloren, und jetzt versuchen sie, sie wieder zu finden. Die Jungen sind mit dem Vater unterwegs, aber die Mütter haben keine Ahnung, wo sie sind, und sind deshalb ein bisschen nervös.“
    „Verhungern die Kleinen denn nicht ohne ihre Mütter?“
    „ Nay , die sind nicht mehr so klein, dass sie noch säugen. Aber die Mütter hätten sie halt doch gerne wieder in ihrer Nähe. Wäre auch besser für die Jungen, denn von den Müttern müssen sie das Jagen lernen, vor allem auch das Jagen in einer Gruppe. Bei den Löwen sind es die Weibchen, die mit Jagen das Futter beschaffen. Das dominierende Männchen im Revier kann sich dann einfach am gedeckten Tisch bedienen, sozusagen.“ Dazu grinst Riaan ein bisschen provokativ.
    Eine der Löwinnen holt so tief Luft, dass sich ihr Körper richtig aufbläht, lässt dann einen tiefen, röchelnden Laut von sich und sackt wieder zusammen. Die zweite Löwin fällt darin ein.
    „Jetzt probieren sie, die Kleinen zu rufen und hoffen, dass sie antworten.“
    Das ist also Löwengebrüll? Da bin ich doch ein bisschen

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