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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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Initialen. An den Fingern von Hifflyns rechter Hand Kleckser der gleichen blauen Tinte.
    Vier Patronenhülsen waren auf dem Fußboden neben Hifflyns Stuhl verstreut. Die Waffe lag unter dem Tisch. Carter Shan kniete sich hin, um sie aufzuheben. Eine halbautomatische Pistole mit vernickeltem Griff. Mit seinen weißen Baumwollhandschuhen hob er sie auf.
    Die Seriennummer war gut zu lesen. Gleich würde Shan in der Dienststelle anrufen und die Nummer im Computer überprüfen lassen. Er würde erfahren, dass die Pistole auf den Namen Sean Wrentmore zugelassen war.
    Gerade als Harvey Mitchum vom Hauseingang her nach ihm rief, fiel Shan auf, dass kleine Erdklümpchen an seinen Handschuhen hafteten. Schmutz aus den Rillen, die sich am Lauf der Pistole entlangzogen, und von der Schraube, mit der der Griff angebracht war. Schwarze Klümpchen auf weißer Baumwolle. Als wäre die Waffe begraben gewesen.
     
    |378| Der zerbrochene Zweig lag irgendwo auf dem Moosbett hinter ihr, und Elizabeth hatte es aufgegeben, das Schloss der Handschellen knacken zu wollen. Eine halbe Stunde lang hatte sie überlegt, ob es möglich war, ihre gefesselten Hände vor ihren Körper zu bringen. Sie müsste die Kette unter ihren Hintern schieben, sie an ihren Hüften entlangziehen und ihre Knie beugen. Es wäre vielleicht machbar, dachte sie, wenn sie Magierin wäre, wenn sie Zeit hätte zu üben, wenn nicht ein bewaffneter Mann sie genau beobachtete.
    Nathan Hideaway war zu seinem Platz auf dem umgestürzten Baumstamm zurückgekehrt. Er stützte sich mit den Ellbogen auf seinen Knien ab, der schwarze Revolver lag in seiner rechten Hand.
    David Loogan stand jetzt bis zu den Schultern in dem Grab. Erde lag in lauter schwarzen Haufen um ihn herum. Nur eine Seite hatte er frei gelassen, als wollte er sich eine ungehinderte Sicht auf Hideaway und vielleicht auch auf Elizabeth wahren. Sie sah zu, wie er den Rücken beugte und wieder streckte, und dann gesellte sich wieder eine Schaufel Erde zu der beweglichen Landschaft um ihn herum.
    Jede Schaufel voller Erde bringt ihn näher, dachte sie.
    Vielleicht muss ich ihn erschießen.
    Sie hoffte, dass Loogan ihr ein Zeichen geben würde, wenn er so weit war. Ihre Hände waren hinter ihrem Rücken, und sie würden auch dort bleiben, aber ihre Beine waren frei. Wenn sie eine Vorwarnung von Loogan bekäme, könnte sie auf dem Boden wegrutschen oder versuchen, aufzustehen. Sie könnte Nathan Hideaway ablenken. Loogan die Chance geben, zu zielen und zu schießen. Sie könnte vielleicht von Nutzen sein. Loogans Plan könnte funktionieren.
    Sie sah zu Hideaway hinüber, merkte, dass er sie beobachtete, ohne zu blinzeln. Seine Augen waren groß und dunkel. Als er sie ansprach, stellten sich ihr die Nackenhaare auf, denn er schien ihre Gedanken gelesen zu haben.
    |379| »Hoffnung«, sagte er.
    »Was?«, erwiderte sie, heftig darum bemüht, sich nicht zu verraten.
    »Hoffnung«, wiederholte er, »ist etwas sehr Merkwürdiges. Nehmen wir Mr Loogan hier. Er will mich töten, ganz klar. Dennoch habe ich ihn gebeten, eine Leiche auszugraben, und da ist er nun und gräbt. Ihm muss schon alles wehtun, er muss erschöpft und durstig sein, aber ich kann ihm nicht mal einen Schluck anbieten. Er darf aber eine Pause machen, wenn er will – das kann ich ihm anbieten. Würden Sie gern eine Pause machen, Mr Loogan?«
    »Nein«, antwortete Loogan, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    »Nein, er möchte keine Pause«, sagte Hideaway. »Er ist unbeirrbar. Er hätte davonlaufen können. Ich hätte natürlich nach ihm geschossen, aber er hätte es vielleicht geschafft. Oder er hätte mich mit der Schaufel angreifen können. Er hätte vielleicht eine Chance gehabt, auch wenn eine Schaufel eine ziemlich schwache Waffe gegen eine Pistole ist. Aber da steht er und gräbt. Als würde das Schaufeln ihm das Leben retten. Er muss begreifen, dass das Grab, das er gräbt, am Ende sein eigenes sein könnte. Was also könnte er für ein Motiv haben, weiterzumachen? Es gibt nur eins: Hoffnung.«
    Das dämmrige Licht ließ Hideaways Augen wie tiefe Brunnen wirken. Elizabeth betrachtete ihn misstrauisch.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte sie.
    »Ich glaube doch, aber es ist auch egal. Ich werde ihm mein Angebot noch einmal unterbreiten. Machen Sie doch eine Pause, Mr.   Loogan. Sean haut schon nicht ab.«
    Da hörte die Schaufel auf, sich zu bewegen, und das Blatt schwebte in der Luft. »Nein«, sagte Loogan. »Bringen wir es hinter

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