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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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Sie Michael Beccanti inzwischen gefunden?«
    Loogan zeigte ihr seine Hände. »Ich habe nicht nach ihm gesucht.«
    »Wenn dies eine Geschichte in
Gray Streets
wäre«, sagte sie, »würden Sie vielleicht sogar mehr tun wollen, als bloß Toms Mörder zu erwischen. Sie würden ihn bestrafen wollen. Sind Sie je bei einer Waffenshow gewesen, Mr Loogan?«
    Er sah verblüfft aus. »Nein. Warum?«
    »Haben Sie je eine Waffe besessen?«
    »Nein.«
    »Entschuldigen Sie, dass ich so abrupt das Thema wechsele«, sagte Elizabeth. »Es war ein langer Tag, und manchmal ermüdet es mich, diesen ganzen Quatsch betreiben zu müssen. Haben Sie |189| Adrian Tully zu einem Maisfeld hinausgelockt und ihm dann eine Kugel in den Kopf gejagt?«
    »Nein«, sagte er leise, aber nachdrücklich.
    Sie näherte sich ihm unter dem Verandalicht und musterte sein Gesicht. Es war kein Zeichen von Betrug darin zu erkennen. Und obwohl sie nicht lange verharrte, hatte sie doch Zeit genug, sich in Erinnerung zu rufen, wie sie ihn das letzte Mal gesehen hatte: erst vor zwei Tagen, bei der Beerdigung von Tom Kristoll. Sie hatte Zeit genug, um zu merken, dass sie froh war, ihn jetzt wiederzusehen. Loogan erwiderte ihren Blick neugierig.
    Andere Gedanken gingen ihr durch den Kopf, ganz von allein: David Loogan hatte einen interessanten Mund. Sie konnte ihn vermutlich dazu überreden, zum Abendessen zu bleiben.
    Und er würde auch hinterher noch eine Weile dableiben. Sarah würde sich zurückziehen, um ihre Hausaufgaben zu machen. Er würde beim Abräumen helfen wollen. Das passte zu seiner Person, dem Flanellhemd und den Jeans und der robusten Breitschultrigkeit. Er würde anbieten, das Geschirr abzuwaschen. Er würde an der Spüle stehen und sie hinter ihm – sie war fast so groß wie er   –, und sein Kragen würde frisch gewaschen riechen, und sie würde ihm die Hände auf seine Schultern legen.
    Seltsame Gedanken.
    Und falls er etwas mit Adrian Tullys oder Tom Kristolls Tod zu tun hatte, würde sie gegen ihn aussagen müssen. Sie würde ins Kreuzverhör genommen werden. Sie würde erklären müssen, warum sie einen Mordverdächtigen als Gast in ihrem Hause bewirtet hatte. Sie würde für jede Handlung Rechenschaft ablegen müssen.
    Und gab es einen Moment, Detective Waishkey, als Sie den Geruch vom Kragen des Angeklagten gerochen haben?
    Mit David Loogan unter dem Verandalicht war sie in der Lage, das amüsant zu finden. Sie wandte sich von ihm ab, um ihr Lächeln zu verbergen. In Wirklichkeit wäre es alles andere als amüsant.
    |190| Es gelang ihr, die Verandatür zu öffnen. Loogan blieb, wo er war.
    »Ich glaube Ihnen«, sagte sie. »Was Tully anbelangt.«
    Er betrachtete sie immer noch neugierig und schwieg.
    »Ich sollte jetzt reingehen«, sagte sie. »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich Sie nicht hereinbitte.«

|191| 21
    In Ann Arbor ist auf den Straßen so viel los wie in viel größeren Städten. Bei gutem Wetter und manchmal auch bei schlechtem sind die Bürgersteige der State Street, der Liberty und Main Street voll mit Leuten: coole, ausgefallene, selbstbewusste Menschen, die ins Theater und zum Einkaufen, in Buchläden und Cafés gehen und sich um die Stehtische auf den Straßen vor den Restaurants scharen.
    David Loogan fand die Leute faszinierend. Er dachte, dass es wahrscheinlich die Universität war, die solche Menschen hervorbrachte.
    Am Montagabend beobachtete er sie aus einiger Entfernung, vom Oberdeck einer Parkgarage an der Main Street aus. Laura Kristoll stand neben ihm. Sie trug einen langen dunkelgrünen Mantel und hatte die Arme fest um sich geschlungen.
    »Zehn Tage«, sagte sie.
    Loogan blickte auf die Straßen herunter. Auf die Leute, die sich an den Ecken einer Kreuzung sammelten. Auf die Lichter der Straßenlaternen, die sich in den Motorhauben der vorbeifahrenden Autos spiegelten.
    »Tom ist jetzt seit zehn Tagen fort«, sagte Laura. »Es scheint länger her zu sein. Findest du nicht auch?«
    »Doch«, sagte Loogan.
    Es hatte einiger Überredungskunst bedurft, um Laura aus dem Haus zu locken. Seine Einladung zu einem Abendessen am Sonntagabend hatte sie ausgeschlagen und gesagt, sie wäre zu erschöpft. Er beschloss, es am Montag noch einmal zu versuchen. Er schlug ihr eine Jazzbar vor, die Firefly Club hieß – |192| mit Sicherheit würde dort Livemusik gespielt werden, selbst an einem Montagabend. Er würde sie um sieben abholen.
    Er war schon früh bei ihr, während sie sich noch schminkte und ihr

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