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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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man sich nicht umsieht, wird man überfallen.«
    Ihre Finger umschlossen den Zettel in seiner Tasche. »Ich passe auf dich auf, David. Ich lasse es nicht zu, dass dich jemand überfällt.«
    Er sah, wie sich Lauras Mund zu einem kleinen Lächeln verzog. Sie nahm den Zettel an sich, faltete ihn auseinander und glättete ihn.
    Schließlich blickte sie darauf. »Was ist das?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Bloß ein paar Notizen, die ich mir vor ein paar Wochen gemacht habe.«
    Sie las den ersten Satz laut vor: »›Jemand, den Tom Kristoll als Michael Beccanti identifiziert, wurde am Abend des
7.
Oktober im Arbeitszimmer in Toms Haus am Huron River getötet
.
‹ Na, das ist ein vielversprechender Anfang. Du hast auf Anhieb meine Aufmerksamkeit geweckt.«
    Loogan lehnte sich an die Mauer. »Ich kann sogar etwas korrigieren«, sagte er. »Es war nicht Michael Beccanti, der gestorben ist. Es war Sean Wrentmore.«
    |195| »Okay«, sagte sie, »dann wollen wir mal weiterlesen. ›Der Tote trug eine Pistole in einem Halfter am Knöchel – warum?‹ Das ist eine gute Frage. ›Er hatte Blut und Hautpartikel unter seinen Fingernägeln, was auf einen Kampf mit seinem Mörder hindeutet.‹ Eine berechtigte Schlussfolgerung.«
    Sie wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »›Höchstwahrscheinlich hat er seinen Mörder im Gesicht, am Hals, an den Händen oder an den Armen gekratzt. Tom hat an keiner dieser Stellen irgendwelche Kratzer. Laura Kristoll hat keinerlei Kratzer an ihrem Körper.‹ Na, das ist also wirklich gute Detektivarbeit, oder? Erinnere mich daran, dass ich dich das nächste Mal nach deinen Gründen frage, wenn du mich wieder darum bittest, mich für dich in meinem Büro nackt auszuziehen.«
    Loogan musterte sie, während sie den Rest schweigend durchlas. Er konzentrierte sich auf den letzten Satz, den er geschrieben hatte:
Ich weiß praktisch gar nichts über Tom und Laura Kristoll
.
    »David«, sagte sie, »du hättest mich schon früher danach fragen sollen. Ich hätte es dir erzählt.« Sie gab ihm den Zettel zurück. »Möchtest du, dass ich es dir jetzt erzähle?«
    »Du musst nicht«, sagte er.
    »Lass uns zum Auto gehen«, sagte sie. »Hier oben wird es kalt. Und außerdem ist es gefährlich.«
     
    »Sean Wrentmore hat einen Roman geschrieben«, sagte Laura.
    Die Parkplätze auf beiden Seiten waren leer. Loogan hatte den Motor angestellt, ließ ihn laufen und machte die Heizung an.
    Er sagte: »
Lügner, Diebe und unschuldige Menschen.«
    »Das stimmt«, sagte Laura. »Hat Tom dir das erzählt?«
    »Tom nicht. Ich habe meine Quellen.«
    »Er hatte an die tausend Seiten«, sagte sie. »Damit war der Roman drei- oder viermal so lang, wie er hätte sein sollen. Sean hat ihn einigen Agenten geschickt. Sie haben die Qualität seiner Sprache gelobt, aber sie sagten ihm, was er eigentlich auch selbst hätte wissen müssen – niemand würde den Roman veröffentlichen. |196| Ein Debütroman eines unbekannten Schriftstellers? Mit einem solchen Umfang? Das würde niemals klappen. Sean hat Tom ein Exemplar des Manuskripts gegeben. Tom hat es gefallen. Das war Anfang dieses Jahres, bevor wir dich kennengelernt haben. Ich habe es auch gelesen, es war ein gutes Buch. Aber Tom hat es nicht dabei belassen. Ich glaube, er war hingerissen davon. Er dachte, er könnte einen Weg finden, es hinzubiegen. Weißt du, wovon es handelt?«
    Loogan nickte knapp. »Ungefähr. Ich habe eine Zusammenfassung gehört.«
    »Dann hast du eine Vorstellung davon, wie kompliziert es war«, sagte Laura. »Es gab zu viele Figuren, zu viele Handlungsstränge, lange Rückblenden. Es war eine Liebesgeschichte. Und ein Kriminalroman. Und ein Adoleszenzroman.«
    Sie starrte durch die Windschutzscheibe, obwohl dort nichts anderes zu sehen war als eine nackte Betonwand. »Tom hat monatelang an dem Manuskript gearbeitet. Hat es lektoriert, umstrukturiert. In der ersten Oktoberwoche hatte er es schließlich so weit, dass es nur noch einen Umfang von gut dreihundert Seiten hatte. Er wollte es Sean zeigen. Die ganze Zeit über hatte er Sean nicht erzählt, was er da machte. Ich glaube, das war sein erster Fehler. Zu dem Zeitpunkt hat Tom das Buch schon als sein eigenes betrachtet. Das war es in gewisser Weise auch, er hatte sich damit regelrecht abgeplagt.
    Er wollte Sean persönlich treffen, um ihm endlich alles zu erklären. Also hat er Sean zu uns nach Hause eingeladen. Auch jetzt hatte er ihm bloß erzählt, dass er ein paar Ideen

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