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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Worte wieder, die buchstäblich zu behalten ich mich bemüht habe? Erkennen Sie das Aktionsprogramm wieder, das Sie uns in Ihrer Eigenschaft des Bevollmächtigten eines zentralen, aber uns bis auf den heutigen Tag vollkommen unbekannt gebliebenen und beinahe ins Reich der Phantasie entrückten Komitees vorgelegt haben?«
    »Stimmt, aber Sie machen’s zu lang.«
    »Jeder hat das Recht auf eigene Meinung. Indem Sie uns zu verstehen gaben, daß die Zahl der einzelnen Knoten des allgemeinen, ganz Rußland umspannenden Netzes bereits mehrere hundert erreicht hätte, und von der Annahme ausgingen, daß ganz Rußland, wenn jeder seine Aufgabe erfolgreich erfüllen würde, im gegebenen Augenblick, auf ein Signal hin …«
    »Hol’s der Teufel, ich habe auch ohne Sie genug zu tun!«
    Pjotr Stepanowitsch rutschte in seinem Sessel ungeduldig hin und her.
    »Wie Sie belieben, ich werde mich kürzer fassen und mit einer Frage schließen: Wir haben bereits Skandale gesehen, die Unzufriedenheit der Bevölkerung gesehen, waren Zeugen und Mitwirkende bei der Destruktion der regionalen Behörden, und schließlich haben wir mit eigenen Augen eine Feuersbrunst gesehen. Was also ist der Grund Ihrer Unzufriedenheit? Entspricht das etwa nicht Ihrem Programm? Was können Sie uns zur Last legen?«
    »Die Eigenmächtigkeit!« brüllte Pjotr Stepanowitsch wütend. »Solange ich hier bin, dürfen Sie sich nicht unterstehen, ohne meine Genehmigung zu handeln. Jetzt reicht’s! Die Anzeige liegt vor, und vielleicht werden Sie morgen oder heute nacht noch einer nach dem anderen verhaftet. Da haben Sie’s. Ich weiß es aus zuverlässiger Quelle.«
    Jetzt sperrten alle den Mund auf.
    »Sie werden einer nach dem anderen nicht nur als Anstifter zum Feuerlegen, sondern auch als Mitglieder der Fünfergruppe verhaftet. Der Denunziant ist im Besitz aller Geheimnisse des Netzes. Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben!«
    »Das ist Stawrogin, ganz bestimmt!« rief Liputin.
    »Wie … wieso Stawrogin?« Pjotr Stepanowitsch schien plötzlich zu stutzen. »Ach was«, er faßte sich augenblicklich, »Schatow ist es! Ich glaube, Ihnen allen ist inzwischen bekannt, daß Schatow seinerzeit zu unserer Sache gehörte. Ich muß Ihnen eröffnen, daß ich, indem ich ihn durch Personen, die sein Vertrauen genießen, beobachten ließ, zu meinem Erstaunen erfahren mußte, daß es für ihn keine Geheimnisse gibt, weder über die Organisation des Netzes noch über … mit einem Wort, er weiß alles. Um sich vor der Anschuldigung früherer Mitgliedschaft zu retten, will er uns alle denunzieren. Bis jetzt hat er immer noch geschwankt, und ich habe ihn geschont. Sie aber haben ihn durch die Brandstiftung vor vollendete Tatsachen gestellt: Er ist erschüttert und schwankt nicht mehr. Spätestens morgen werden wir verhaftet, als Brandstifter und politische Verbrecher.«
    »Stimmt das denn? Woher weiß Schatow das alles?«
    Die Aufregung war unbeschreiblich.
    »Stimmt alles, absolut. Ich bin nicht berechtigt, Ihnen meine Wege bekanntzugeben und wie ich was entdeckt habe, aber ich kann vorläufig nur eines für Sie tun: Durch eine gewisse Person kann ich Schatow dahingehend beeinflussen, daß er, ohne das Geringste zu argwöhnen, die Anzeige einen Tag verschiebt – aber nicht länger als vierundzwanzig Stunden. Mehr als vierundzwanzig Stunden kann ich nicht. Also, Sie dürfen sich in Sicherheit wiegen, bis übermorgen früh.«
    Alle schwiegen.
    »Man sollte ihn endlich zum Teufel befördern!« rief Tolkatschenko als erster.
    »Hätte man schon längst tun sollen!« platzte Ljamschin boshaft heraus und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Aber wie macht man das?« murmelte Liputin.
    Pjotr Stepanowitsch ging sofort auf diese Frage ein und legte seinen Plan vor. Er bestand darin, Schatow zur Übergabe der noch in seiner Obhut befindlichen Druckerpresse an jenen entlegenen Ort zu locken, wo sie vergraben war, morgen, bei anbrechender Nacht, und – »an Ort und Stelle die Maßnahme zu treffen«. Er ging auf mehrere notwendige Einzelheiten ein, die wir an dieser Stelle übergehen, und erläuterte ausführlich Schatows in der Tat zweideutige Beziehungen zur Zentrale, über die der Leser bereits unterrichtet ist.
    »Schön und gut«, bemerkte Liputin zaghaft, »aber wenn nun schon wieder ein … neues Ereignis derselben Art … das muß die Gemüter zu sehr erregen.«
    »Zweifellos«, bestätigte Pjotr Stepanowitsch, »aber auch dafür ist bereits vorgesorgt. Es gibt ein

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