Boese - Horror
Etwas, das ihn immer wieder dazu trieb, das Verbotene zu tun -, das ihn auch jetzt wieder reizte, die Post zu öffnen, obwohl er wusste, dass er unter den gegebenen Umständen gar nichts Dümmeres tun konnte.
Er dachte an Hobie und Irene, die beide nicht mehr an die Tür oder ans Telefon gingen.
Der Kies knirschte unter seinen Füßen. Er erreichte den Beginn der Auffahrt und öffnete den Briefkasten. Es war nur ein einziger Umschlag darin, der mit einem computererstellten Adressaufkleber »An den Hauseigentümer« versehen war. Doug holte den Umschlag heraus und schloss die Klappe. Er kämpfte noch mit sich, ob er den Brief wegwerfen oder lesen sollte, als seine Hand schon den Umschlag aufriss.
Nacktfotos.
Von Trish.
Sein Mund wurde plötzlich trocken, seine Knie weich. Er drehte die Broschüre um und begann zu lesen.
»Hi«, stand da. »Ich heiße Trish, und ich möchte deine ganz besondere Freundin sein. Als Einführung in den Ranch Club schicke ich dir zwei Fotos von mir, um dir zu zeigen, was du bekommst, wenn du unser Einführungsangebot nutzt. Nachts bin ich Ehefrau und Mutter, aber am Tag bin ich alles, was ich für dich sein soll. Deine heiße Schlampe. Deine Liebessklavin ...«
Doug konnte nicht weiterlesen. Vor Wut und Abscheu heftig atmend und zitternd vor Angst, sah er sich die beiden Fotos an. Auf dem einen, eine Rückenansicht, beugte Trish sich über die Rückenlehne eines Sofas und bot der Kamera einen perfekten Blick auf ihren weißen, ungebräunten Hintern.
Nur ...
Nur dass es nicht Trish war. Der Po war zu fest und rund. Es war der knackige Hintern einer jungen Frau um die zwanzig. Doug sah genauer hin. Das kleine Muttermal, das Trish unten am Rücken hatte, fehlte ebenfalls.
Er sah sich das andere Foto an, auf dem Trish in einem Rohrstuhl saß, die Beine gespreizt, die Augen geschlossen, während sie sich selbst befingerte. Doug bemerkte, dass die Brüste anders waren. Die Größe stimmte ungefähr, aber Trishs Brustwarzen waren viel dunkler und standen weiter vor.
Doug zerriss die Fotos, zerriss die Broschüre, zerriss den Umschlag. Der Postbote hatte offensichtlich Fotos von Trishs Kopf auf den Körper einer anderen Frau kopiert, wenn Doug auch nicht wusste, wie oder wo der Postbote an Bilder von Trish gekommen war. Die Fotomontagen waren gut gemacht, ohne sichtbare Ränder und Übergänge, und sie würden wahrscheinlich jeden außer ihn selbst täuschen. Aber zu welchem Zweck hatte der Postbote diese Bilder angefertigt? Warum diese Mühe?
Vielleicht war es nicht nur für ihn. Vielleicht hatte der Postbote dieselbe Broschüre, dieselben Fotos auch an andere Leute in der Stadt geschickt. Vielleicht starrten gerade jetzt, in diesem Moment, andere Männer den angeblichen Körper seiner Frau an, träumten von ihr, machten Pläne ...
Als Doug zum Haus zurückging, schob er diesen Gedanken beiseite und warf die Papierfetzen in den Müll.
Als sie neulich zum Einkaufen gefahren waren, schien die Stadt beinahe verlassen gewesen zu sein. Es waren kaum Wagen auf der Straße und nur sehr wenige Menschen zu sehen gewesen, und so war Doug überrascht, nun auf dem Parkplatz vor dem Feinkostgeschäft eine Menschenmenge versammelt zu sehen. Er hatte vorgehabt, zum Haushaltswarengeschäft zu gehen, um noch ein paar Taschenlampen und Batterien zu besorgen, ehe alle ausverkauft waren, doch als er all die Leute sah, fuhr er auf den Bayless-Parkplatz. Er parkte neben einem grauen Jeep Cherokee und stieg aus. Die Gruppe, die vor dem Feinkostgeschäft stand, war ziemlich ruhig, aber die Leute hatten etwas Bedrohliches an sich, wie sie im Halbkreis um Todd Golds Kombi standen. Doug ging weiter nach vorn. Er erkannte die Gesichter von mehreren Schülern und Erwachsenen. Sie schienen auf etwas zu warten.
Todd kam aus seinem Laden und schleppte eine große, weiße Kiste. Er stellte sie hinten in den offenen Kombi neben mehrere andere Kisten, die schon dort verstaut waren. Dann schlug er die Hecktür zu. Doug drängte sich durch die Menge nach vorn, während der Feinkosthändler die Zuschauer durch wütende Gesten zu vertreiben versuchte. »Verdammt noch mal, verschwindet von hier. Habt ihr nicht schon genug angerichtet?«
Die Menge stand stumm da und beobachtete, wie Todd in den Laden ging und bepackt mit mehreren Beuteln wieder herauskam. Dann stieß er die Tür zum ausgeräumten Feinkostladen zu und schloss ab. »Haut endlich ab!«, rief er wieder. Als er die Wagenschlüssel aus der Tasche fischte, ließ
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