Boese - Horror
er einen der Beutel fallen.
Doug erreichte den Mann, kurz bevor er die Fahrertür öffnete. »Was ist los, Todd? Was ist passiert? Was tun Sie da?«
Der Feinkosthändler funkelte Doug wütend an. »Wenigstens von Ihnen hätte ich was Besseres erwartet. Bei einigen dieser Vollidioten«, mit einer abschätzigen Handbewegung deutete er auf die Menge, »kann ich das verstehen. Die haben noch nie einen Juden gesehen, wissen nicht, was sie tun oder wie sie damit umgehen sollen. Aber Sie ...«
Doug starrte ihn verdutzt an. Der Mann faselte wirres Zeug. »Wovon reden Sie?«
»Wovon ich rede? Was zum Teufel glauben Sie denn, wovon ich rede?« Der Ladenbesitzer stellte einen Beutel voller Briefe auf den Sitz und durchwühlte ihn hektisch, nahm Briefe in die Hand und warf sie wieder beiseite, bis er fand, was er suchte. Er hielt einen Brief hoch. »Kommt Ihnen der Wisch bekannt vor?«
Doug schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Nein?« Todd las den Brief laut vor. »›Du Jesus-mordender Jude, wir haben es satt, dass deine schmierigen Finger unseren Fisch, unser Fleisch und unsere Nahrungsmittel berühren. Wie würde es deiner Frau gefallen, von einem schönen weißen Schwanz gevögelt zu werden?‹«
Doug starrte ihn fassungslos an. »Sie glauben doch nicht, dass ich ...«
»Wollen Sie mir weismachen, dass Sie das nicht waren?«
»Natürlich war ich das nicht!«
Todd blickte auf das Papier und las vor: »›Ich gebe deiner Frau mal eine richtige Schweinsknackwurst zu schmecken.««
»Todd, ich ...«, sagte Doug hilflos.
Der Feinkosthändler spuckte Doug vor die Füße. Sein Gesicht war hasserfüllt, und Doug wusste, dass er nichts sagen oder tun konnte, was den angerichteten Schaden wiedergutmachen oder den Ladenbesitzer davon überzeugen konnte, dass er nichts mit dem Brief zu tun hatte.
»Schlappschwanz!«, rief jemand in der Menge. »Heulsuse!«
Doug blickte hoch, um zu sehen, wer diesen Kommentar abgegeben hatte, doch die Gesichter schienen alle ineinander zu verschwimmen. Jetzt bemerkte er, dass die Leute, auch wenn sie schwiegen, keineswegs passive Zuschauer waren. In mehreren Gesichtern spiegelte sich Wut, gepaart mit dem hässlichen Schatten der Intoleranz.
»Juden raus aus Willis!«, rief ein Mann hasserfüllt.
»Geht dahin, wo ihr hergekommen seid«, keifte eine Frau.
Todd warf den Brief auf den Rücksitz und stieg in den Wagen. Er ließ den Motor an, legte den Sicherheitsgurt um und blickte Doug ins Gesicht. »Von Ihnen hätte ich etwas Besseres erwartet«, sagte er. »Ich hoffe, Sie sind jetzt zufrieden.«
»Ich bin auf Ihrer Seite, verdammt!«, erwiderte Doug, aber Todd setzte den Wagen bereits zurück und wendete. Irgendjemand aus der Menge warf einen Stein und traf die hintere Stoßstange des Kombis. Der Wagen fuhr auf die Straße, bog um die Ecke und war verschwunden.
Doug blickte in den leeren Laden und sah nur das Bild der Menge im Spiegel. Er sah Gesichter, die er nicht kannte - von Menschen, die er kannte. Er sah Menschen, die er auf keinen Fall kennen wollte.
Er drehte sich um.
»Sie sind auf seiner Seite?«, fragte ein Mann herausfordernd.
Doug zeigte ihm den erhobenen Mittelfinger. »Verpiss dich.«
Langsam ging er zu seinem Wagen zurück.
35.
Trish starrte im Dunkeln an die Decke. Sie musste dringend ins Badezimmer, hatte aber Angst, das Bett zu verlassen. Sie wusste, er war da draußen. Irgendwo in der Nähe. Sie hatte das leise, gleichmäßige Geräusch seines näher kommenden Wagens gehört, der dann verstummt war. Doch Trish hatte nicht gehört, dass er den Motor wieder angelassen hatte. Also war er wohl noch da. Sie wusste, dass sie Doug wecken sollte, aber er war in letzter Zeit sehr angespannt und hatte große Probleme mit dem Einschlafen gehabt. Sie wollte ihn nicht stören.
Oben hatte Billys Bett geknarrt, als der Junge sich im Schlaf ruhelos hin und her wälzte. Er war die letzten beiden Tage nervös und ängstlich gewesen, seitdem sie und Doug zum Einkaufen gefahren waren und ihn allein gelassen hatten. Trish machte sich Sorgen um ihn. Er wurde immer verschlossener. Wieder einmal beschäftigte Billy etwas, was er nicht mit ihnen bereden wollte, und obwohl Trish versuchte, geduldig und verständnisvoll zu sein, war es schwer, von Billys mangelndem Vertrauen nicht enttäuscht zu sein.
Der Druck in ihrem Unterbauch wurde stärker. Sie würde bald ins Bad gehen müssen, daran führte kein Weg vorbei. Und sie würde sich entscheiden müssen, ob sie Doug wecken sollte oder
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