Boese - Horror
beinahe Dougs Nase. Er stand im Flur, wütend auf sie, und wollte nichts mehr, als ins Schlafzimmer gehen, ins Bett kriechen und Trish in dem verdammten Badezimmer allein lassen. Das würde ihr genug Angst machen, um ihr eine Lektion zu erteilen. Aber so wütend er auch war, seine Furcht war größer. Sie hatte recht. Sie waren in Gefahr. Der Postbote war im Haus gewesen, wo sie sich bislang immer sicher gefühlt hatten. Er hatte ihre Festung gegen die Welt draußen gestürmt. Doug stand da und drückte das Ohr an die Badezimmertür. Er hörte nur Trish.
Die Toilettenspülung wurde betätigt, und kurz daraufkam sie heraus. »Lass mich den Brief sehen«, verlangte sie.
Doug zog ihn aus der Tasche seines Morgenmantels. »Vielleicht sollten wir ihn nicht anfassen«, meinte er. »Er könnte ein Beweismittel sein ...«
Trish riss den Umschlag auf. Er war an sie adressiert, und es lag ein Blatt weißes Papier darin, auf dem in einer blumigen, weiblichen Handschrift ein einziges Wort stand:
Hallo
Trish zerriss das Blatt in kleine Fetzen.
»He«, sagte Doug. »Tu das nicht! Wir brauchen ...«
»Wir brauchen was?«, schrie sie ihn an. »Das?« Sie zerriss den Brief in winzige Schnipsel. »Weißt du denn nicht, wie dieser Irre vorgeht? Verstehst du es denn immer noch nicht? Bist du wirklich so dumm? Er ist nicht zu fassen! Die Polizei wird kommen, und da werden keine Fingerabdrücke sein, keine Anzeichen für gewaltsames Eindringen, keine Beweise für gar nichts. Nichts, womit sie weitermachen können!«
Doug starrte sie schweigend an.
»Er weiß genau, was er tut. Selbst dieser Brief bedeutet absolut gar nichts, es sei denn, die Fingerabdrücke des Postboten sind darauf, oder wir können beweisen, dass es seine Handschrift ist.«
Trish hatte recht, und Doug wusste es, und dieses Wissen machte ihn wütend und hilflos zugleich. Trish zerriss das Papier in immer kleinere Schnipsel. Ihre Hände bewegten sich schnell, hastig, während ihr Tränen über die Wangen liefen. Doug wollte ihre Hände nehmen und festhalten, doch Trish drehte sich von ihm weg. »Fass mich nicht an!«
Doug kam noch näher, legte die Arme um sie und zog sie an sich. Sie wehrte sich. »Fass mich nicht an«, wiederholte sie. Doch ihre Gegenwehr wurde immer schwächer, ihr Protest halbherzig, und bald schluchzte sie in seinen Armen.
Der Bronco jagte am Circle-K-Einkaufszentrum, an der Bank und am Kindergarten vorbei. Es war noch keine acht Uhr, aber Doug wusste, dass das Postamt geöffnet hatte. Er wusste, dass der Postbote da sein würde - falls er von seiner nächtlichen Runde zurück war.
Nachdem Trish und Doug letzte Nacht wieder zu Bett gegangen waren, hatten sie nicht geschlafen, sondern geredet, hatten mit Flüsterstimme über ihre Ängste und Gefühle gesprochen, über ihre Gedanken und Theorien. Nichts hatte sich aufgeklärt, keine Frage war beantwortet worden, doch beide hatten sich danach besser gefühlt.
Dougs Wut aber loderte so heiß wie zuvor. Am Morgen hatte er geduscht, rasch gefrühstückt und Trish gesagt, sie solle zu Hause bleiben und auf Billy aufpassen. Er selbst würde den Postboten zur Rede stellen, solange er noch wütend genug war, keine Angst zu haben. Trish hatte seinen Zorn und seine Entschlossenheit gespürt und gar nicht erst mit ihm diskutiert. Sie hatte einfach genickt und ihn gebeten, vorsichtig zu sein.
Doug fuhr auf den Parkplatz des Postamts. Das einzige andere Fahrzeug in Sichtweite war der rote Wagen des Postboten. Doug parkte direkt daneben, stieg aus dem Bronco und ging auf die gläserne Doppeltür zu.
Trish, Billy und er selbst waren das Ziel dieses Irren, auch wenn Doug nicht wusste warum. Alles andere jedoch passte wenigstens zusammen und ergab auf perverse Weise einen Sinn: Ronda und Bernie waren umgebracht worden, weil sie Rivalen waren. Stockley war beseitigt worden, um ihn zum Schweigen zu bringen. Die Hunde waren getötet worden, weil - wie jeder weiß - Postboten Hunde hassen. Doch es ließen sich keine solchen Erklärungen für die unablässige Verfolgung Dougs und seiner Familie und Freunde durch den Postboten finden. Natürlich waren auch andere Leute belästigt worden, aber nicht so subtil, so vorsätzlich. Doug wusste, was sich abspielte - und der Postbote wusste, dass Doug es wusste, und trieb seine Spielchen mit ihm. Das Grauen nahm immer mehr zu und bewegte sich in konzentrischen Kreisen auf Doug, Billy und Trish zu.
Die Tür war offen, und Doug betrat das Postamt. Die Kühle des
Weitere Kostenlose Bücher