Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
einziger.«
»Das bedeutet, jemand hat sich die Mühe gemacht, sie abzuwischen.«
»Oder er hat Handschuhe getragen, als er damit hantierte. Oder es waren Fingerabdrücke da, und du hast sie verschmiert.« Er streckte die Beine aus. »Zeig mir doch mal die Papiere, die du gefunden hast.«
Ich ging in mein Arbeitszimmer und holte das Konferenzprogramm. Er las es schnell durch. »Ein Mr. Silk taucht hier nicht auf.«
»Er könnte unter den Zuhörern gewesen sein.« Ich erzählte ihm, wie ich damals im Komitee gelandet war.
Er setzte die Bierflasche ab. »Neunundsiebzig. Jemand soll so viele Jahre einen Groll mit sich herumtragen?«
»Oder vor kurzem ist etwas passiert, das eine Erinnerung in ihm wachgerufen hat. Ich habe versucht, Katharina und Rosenblatt zu erreichen. Vielleicht haben die auch Post bekommen, aber sie hat das Institut in Santa Barbara dichtgemacht, und er praktiziert nicht mehr. Es gibt eine Psychologin in New York, die seine Frau sein könnte. Ich habe ihr eine Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen.«
Er schaute sich noch einmal das Programm an. »Um was könnte es denn gehen, wenn es sich um einen Rachefeldzug handelt?«
»Keine Ahnung. Vielleicht ist es gar nicht die Konferenz, vielleicht fühlt sich jemand ganz allgemein als Opfer der Psychotherapie - oder der Psychoanalyse. Ob dieses Gefühl begründet ist, spielt keine Rolle. Es könnte sich um eine Art Verfolgungswahn handeln.«
»Ist nach deiner Erinnerung irgendetwas Außergewöhnliches, Verrücktes auf der Konferenz passiert?«
»Nein, überhaupt nichts.«
»War dieser de Bosch ein Typ, der sich leicht Feinde machte?«
»Nicht, dass ich wüsste, aber ich kenne ihn nur von seinen Schriften, und die sind nicht besonders kontrovers.«
»Und die Tochter?«
Ich dachte darüber nach. »Ja, von der könnte ich mir vorstellen, dass sie eine Menge Feinde hat. Man könnte sie als eine arrogante Hexe bezeichnen. - Aber wieso nun die Kinderstimme auf dem Tonband, und welche Rolle spielt der Kerl, der Rebecca Basille umgebracht hat?«
»Hewitt, David Hewitt war sein Name. Tja, ich weiß auch nicht...«
»Vielleicht war er bei den de Boschs in Behandlung gewesen. Vielleicht haben sie den Ausdruck ›böse Liebe in der Therapie benutzt. Aber was würde das bedeuten? Eine ganze Meute ehemaliger Therapiepatienten, die fast gleichzeitig durchdrehen und sich auf ihre Therapeuten stürzen?«
»Langsam, Alex. Hewitt hat einen Mord begangen. Bei dir haben wir es erst mit einem Tonband und einem Anruf von einem Verrückten zu tun, noch lange nicht mit Mord.« Er gab mir das Programm zurück. »Ich frage mich, ob Donald Wallace je von den de Boschs behandelt worden ist. Ich warte noch auf weitere Informationen aus dem Gefängnis. Wie geht es denn den Mädchen?«
»Sie haben all die Probleme, die man erwartet in solch einem Fall. Es dürfte nicht schwer sein, zu belegen, dass ein Gefängnisbesuch keinen Sinn macht. Die Großmutter steht mir inzwischen positiver gegenüber. Ich war heute Nachmittag bei ihnen zu Hause. Ich habe auch ihren derzeitigen Gatten gesehen. Er ist mit selbst gemachten Tätowierungen bedeckt und macht den Eindruck, als sei er in jüngeren Jahren ein ziemlicher Wüterich gewesen.«
»Ich sehe, du gibst dich nur mit der Elite ab, genau wie ich.« Er legte die Beine übereinander und schaute den Hund an. »Komm her, alter Streuner.«
Der Hund nahm keine Notiz von ihm.
»Guter Hund«, sagte er und trank sein Bier.
Milo ging um halb elf. Ich beschloss, den Einbau der Hundetür auf den nächsten Tag zu verschieben. Um zehn vor elf rief Robin an und teilte mir mit, sie hätte sich entschieden, früher zurückzukommen - am nächsten Abend um neun. Ich schrieb mir die Flugnummer auf und sagte ihr, dass ich sie liebte und sie abholen würde. Dann ging ich schlafen.
Etwa um drei Uhr früh weckte mich der Hund aus einem angenehmen Traum, irgendwas mit Sex. Er knurrte und kratzte an der Bettdecke. Ich brummte. Meine Augen waren verklebt. Er kratzte weiter, bis ich mich aufsetzte.
»Was ist los?«
Er zog seine Altmännerhusten-Nummer ab. Ich verfluchte mich, weil ich die Hundetür noch nicht eingebaut hatte, rollte mich mühsam aus dem Bett und tastete mich im Dunkeln zur Küche vor. Sobald ich die Hintertür öffnete, raste der Hund die Treppe hinunter. Ich gähnte und brummte vor mich hin: »Nun komm schon, beeil dich.«
Anstatt sich vor dem Busch niederzulassen, rannte er weiter und war bald nicht mehr zu sehen. Als
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