Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
unbeholfenes blaues Kruzifix. Daneben die Buchstaben NR und eine kleine rotäugige Spinne in einem winzigen Netz.
Er steckte seine Hände in die Taschen. »Ich verschwind mal unter die Dusche«, sagte er zu seiner Frau und ging ins Haus.
»Ich geh jetzt besser in die Küche. Wahrscheinlich ist es ohnehin zu spät, um mit den Kindern zu reden, aber Sie können morgen wiederkommen.«
Die Dogge begrüßte mich, als ich nach Hause kam, doch ließ sie den Kopf hängen und machte einen betrübten Eindruck. Den Grund dafür konnte ich riechen, bevor ich ihn auf dem Fußboden vor der Hintertür sah.
»Oh«, sagte ich, »mach dir nichts draus. Es war mein Fehler, dich einzuschließen.« Ich rieb seinen Hals, und er leckte mich dankbar ab. Dann trottete er zum Kühlschrank.
»Eins nach dem anderen, mein Lieber.«
Während ich den Haufen wegräumte, dachte ich über die Aufgaben nach, die eine Pflegeelternschaft mit sich bringt, und ob sich wohl schon jemand auf meine Anzeige gemeldet hatte. Ich rief meinen Anrufdienst an: Fehlanzeige. Auch nichts von Shirley Rosenblatt oder von Mr. Silk.
Ich fütterte den Hund und überlegte, was ich selber zu Abend essen könnte. Um zehn nach acht rief Milo an.
»Keine Fingerabdrücke auf der Kassette, außer deinen eigenen. War heute etwas in der Post für dich?« Er klang müde.
»Nein, aber ich hatte einen Anruf.« Ich erzählte ihm von Mr. Silk.
»Das klingt nach noch einem Verrückten.«
»Du meinst, es ist nichts Ernstes?«
Nach einem Moment antwortete er: »Meistens sind solche Typen Feiglinge, die sich nie offen zeigen, aber man weiß nie, Alex.«
»Übrigens weiß ich jetzt, was es mit der bösen Liebe auf sich hat.« Ich berichtete ihm von meinem Fund in den alten Papieren.
»Dieses Symposium war neunundsiebzig, sagst du. Unser Verrückter hat offenbar ein gutes Gedächtnis.«
»Was hältst du davon?«
»Ich weiß nicht. Warum stecken wir nicht einfach die Köpfe zusammen und sprechen es durch. Hast du schon gegessen?«
»Nein.«
»Ich muss noch ein paar Dinge fertigmachen, aber in einer halben Stunde könnten wir uns irgendwo zum Essen treffen.«
»Ich glaube, das ist keine gute Idee. Ich habe meinen Gast schon zu lange allein gelassen.«
»Welchen Gast? Ach so, den. Wieso kannst du ihn nicht zu Hause lassen? Fühlt er sich einsam und kriegt Depressionen?«
»Nein, es ist mehr ein Darmproblem. Er hat soeben gespeist und braucht unbeschränkten Zugang zum Garten, wenn du weißt, was ich meine.«
»Kauf dir doch eine Hundetür. Das lohnt sich. Stell dir vor, du wärst wieder ein freier Mann.«
»Das hieße, ich müsste ein Loch aussägen, und für die paar Tage...«
»Mach, was du willst.«
»Ach, du hast recht. Robin wollte sowieso schon lange einen Hund haben. Kannst du nicht eine solche Tür mitbringen? Ich baue sie dann ein, und danach können wir ausgehen.«
»Wo zum Teufel soll ich um diese Zeit eine Hundetür herkriegen?«
»Was fragst du mich? Du bist der Detektiv.«
Milo knallte den Hörer auf, doch um Viertel nach neun stand er wie versprochen vor meiner Tür. Er hatte seinen Schlips gelockert und sah gestresst aus mit seinen zwei Tragetaschen, eine von einem Tierladen, die andere von einem chinesischen Restaurant. Aus der ersteren zog er eine Metall- und Plastikkonstruktion.
»Da mir nicht danach ist, mich vor dem Essen als Heimwerker zu betätigen, und da das handwerklich geschickte Mitglied dieses Haushalts verreist ist, dachte ich, wir essen lieber aus der Tüte.«
Er ging zum Kühlschrank, der Hund hinter ihm her.
»Du siehst geschafft aus. Hat es wieder ein Massaker gegeben?«
Er machte sich eine Flasche Bier auf und nickte. »Bewaffneter Raubüberfall. Ein Tante-Emma-Laden, der Besitzer ist vor ein paar Monaten gestorben, seine Frau ist achtzig und rackert sich ab, den Laden offen zu halten. Heute Nachmittag marschierten zwei kleine Arschlöcher mit Messern herein und drohten, sie zu vergewaltigen und ihr die Brüste abzuschneiden, wenn sie die Kasse nicht öffnet. Die alte Dame schätzt sie auf dreizehn oder vierzehn. Mehr kann sie nicht sagen, sie ist zu fertig, hat Stiche in der Brust und kann kaum pusten. Sie ist jetzt im Krankenhaus, zur Beobachtung.«
»Die Ärmste. Dreizehn oder vierzehn Jahre alt, sagst du?«
»Ja! Nach der Uhrzeit zu urteilen, haben sie gewartet, bis die Schule aus ist. Gut erzogen, findest du nicht?«
»Beruhige dich. Du sagst, auf der Kassette wären keine Abdrücke gewesen?«
»Nicht ein
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