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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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den Kopf und fing wieder an zu planschen, ganz langsam, als wäre es Schwerstarbeit. Stefanie legte noch eine Runde Seilhüpfen ein, in waghalsigem Tempo.
    »Sie wird sich noch den Schädel aufschlagen, wenn sie so weitermacht«, sagte Evelyn.
    »Sie hat eine Menge Energie.«
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«
    »War Annie genauso?«
    Sie zog an ihrer Zigarette und begann zu weinen, nur wenige Augenblicke lang, dann wischte sie sich mit schnellen, wütenden Bewegungen die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. Einen Moment lang dachte ich, sie wollte weggehen, doch sie blieb vor mir stehen und sagte: »Annie war ganz genau wie sie, als sie klein war. Ständig in Bewegung, ich konnte sie kaum bändigen. Sie hatte so ein Feuer, so viel Kraft...«
    Sie schniefte und zupfte ihre Shorts zurecht.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Ja, gern.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind.« Sie ging ins Haus.
    »Na, Mädchen?«, rief ich, als sie verschwunden war.
    Stefanie hüpfte ungerührt weiter. Sandra schaute auf. Ihr Mund stand leicht offen. Auf ihrer Stirn standen Wassertropfen wie übergroße Schweißperlen. Ich ging zu ihr hinüber.
    »Spielst du viel im Wasser?«
    Sie nickte schwach und platschte mit einer Hand ins Wasser. Dann drehte sie sich von mir weg und starrte wieder den Baum an.
    Evelyn kam mit zwei großen Tassen zurück, Bonnie im Schlepptau mit einem kleinen Teller mit Zuckerwaffeln. Sie schaute drein, als sei sie zu Höherem bestimmt. Ich ging zu meinem Stuhl zurück.
    »Bitte schön«, sagte Bonnie und gab mir den Teller in die Hand, bevor sie wieder ins Haus stolzierte. Evelyn reichte mir eine der Tassen.
    »Möchten Sie Milch?«
    »Nein, danke, ich trinke ihn schwarz.«
    Wir setzten uns und nippten an unserem Kaffee. Den Teller balancierte ich auf meinem Schoß.
    »Nehmen Sie ruhig eine, oder sind Sie einer von diesen Gesundheitsfanatikern?«
    Ich nahm eine Waffel und kaute. Sie schmeckte etwas muffig und leicht nach Zitrone.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie, »vielleicht hätte ich mich mehr nach den Körnerfressern richten sollen. Ich hab meinen Kindern immer alles gegeben, was sie wollten, Süßigkeiten und so weiter. Vielleicht war das falsch. Mein Junge hat sich drüben in Deutschland von der Armee abgesetzt. Desertiert. Das sind nun zwei Jahre her, und ich hab keine Ahnung, wo er jetzt ist. Das Fräuleinchen hat keinen Schimmer, was sie mit ihrem Leben anstellen soll, und Annie...« Sie schaute zu Stefanie hinüber. »Pass auf mit dem Ast da. Du stößt dir noch den Kopf!«
    »Das Fräuleinchen ist Bonnie?«, fragte ich.
    »Ja. Dabei hat sie alles, was man braucht, Köpfchen und Aussehen. Genau wie ihr Vater, wie ein Filmstar. Das einzige Mal, dass ich aufs Aussehen abgefahren bin - was für ein Reinfall!« Sie lächelte. »Dreizehn Monate nach der Hochzeit ließ er mich sitzen mit Bonnie und verdrückte sich nach Louisiana, um auf den Bohrinseln zu arbeiten. Kurz darauf kam er um. Ein Sturz, ein Unfall, haben die damals gesagt. Er hatte natürlich keine Versicherung, also guckte ich in die Röhre. - Mein Gott, hatte der ein Temperament. Das haben alle meine Männer. Bei Roddy brennt auch manchmal die Sicherung durch, wenn es auch länger dauert. Er ist Mexikaner, aber von denen ist er der Beste.«
    »Reden wir mal von den Mädchen. Schlafen sie nachts durch?«
    »Natürlich nicht, was erwarten Sie? Die Kleine wacht auf und jammert, dass sie Hunger hat - kann gar nicht sein, weil sie ununterbrochen isst, den ganzen Tag, obwohl man es ihr nicht ansieht. Ich war genauso, ob Sie es glauben oder nicht.« Sie tätschelte ihren Bauch. »Stefanie steht zwei-, dreimal auf jede Nacht und bettelt um Bonbons, Lakritz und Eis.«
    »Und bekommt sie, was sie will?«
    »Aber nein, wo denken Sie hin, irgendwo ist eine Grenze. Ich gebe ihr gewöhnlich ein Stück Apfelsine und vielleicht einen Keks und schicke sie ins Bett zurück. Aber es passiert jede Nacht.«
    »Und Sandra?«
    »Sie steht nicht auf, aber ich höre sie weinen unter der Bettdecke.« Sie schaute zu dem älteren Kind hinüber, das in der Mitte des Planschbeckens saß und träumte. »Sie ist die weichere von den beiden. Weich wie Butter.«
    Sie seufzte und schaute angeekelt in ihre Tasse. »Pulverkaffee. Ich hätte richtigen machen sollen.«
    »Das macht mir nichts aus«, sagte ich und trank einen Schluck, um glaubwürdiger zu klingen.
    Die Sonne verschwand hinter einer Wolkenbank, und es kühlte angenehm ab.
    »Was werden Sie mit uns machen?«, fragte

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