Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
sorgen. Sandra Wallace und Stefanie Wallace brauchen mich. Bitte bedenken Sie diese Fakten.
Hochachtungsvoll
Donald Wallace
Ich heftete den Brief zu dem Obduktionsbericht über Annie. Gegen Mittag rief Milo an. Ich erzählte ihm von meinem Fisch.
»Der Spaß geht allmählich etwas zu weit, meinst du nicht?«
Milo brauchte ein paar Sekunden für seine Antwort. »Weiter, als ich gedacht hätte.«
»Wallace hat meine Adresse. Ich habe soeben einen Brief von ihm bekommen.«
»Und was schreibt er?«
»Dass er eines Tages herauskommen wird und ein guter Vater sein will, deshalb sollte ich ihm jetzt nicht seine Rechte verweigern.«
»Eine unterschwellige Drohung?«
»Wenn du das beweisen kannst.«
»Deine Adresse könnte er von seinem Anwalt haben. Du machst das Gutachten über den Fall, also hat er das Recht, deinen Namen zu kennen. Übrigens habe ich über meine Quellen erfahren, dass er keinen Kassettenrekorder in seiner Zelle hat, nur Fernsehen und Video.«
»Was soll ich nun tun?«
»Ich komme rüber und schaue mir deinen Teich an. Hast du Fußabdrücke gesehen oder andere Spuren?«
»Abdrücke, ja, obwohl ich als Amateur nicht viel damit anfangen kann. Vielleicht gibt es noch anderes, das mir entgangen ist. Ich habe mich bemüht, nichts zu verändern - oh, verdammt, ich habe den Fisch beerdigt. War das falsch?«
»Mach dir nichts draus, ich glaube kaum, dass wir eine Autopsie machen werden.« Es klang unbehaglich.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Nichts. Ich komme vorbei und schaue es mir an, sobald ich kann, vielleicht heute Nachmittag.«
Die letzten Worte klangen vage, eher wie eine Frage. »Sag, Milo, was hast du?«
»Was ich habe? Ich kann nun mal nicht viel tun für dich in diesem Fall. Einen Fisch umzubringen ist kein Kapitalverbrechen. Für die Polizei handelt es sich höchstens um unbefugtes Betreten und bösartigen, groben Unfug.«
»Ich verstehe.«
»Wahrscheinlich kann ich selber Abgüsse von den Fußabdrücken machen. Mehr kann ich nicht tun.«
»Hör zu«, sagte ich, »ich sehe es auch nicht als einen Fall fürs FBI. Und wer immer dahintersteckt, ist wahrscheinlich ein Feigling und wird nie eine Konfrontation wagen.«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte er, aber er klang immer noch besorgt.
»Noch etwas anderes, obwohl es wahrscheinlich nichts zu bedeuten hat: Ich hab mir noch einmal das Konferenzprogramm angeschaut und versucht, die drei hiesigen Therapeuten zu erreichen, die damals Vorträge gehalten haben. Zwei stehen nicht mehr im Telefonbuch, und der einzige, den ich ausfindig machen konnte, ist im Mai umgekommen, von einem Auto überfahren während einer Psychiaterkonferenz. Das habe ich erfahren, weil seine Praxis zufällig denselben Telefondienst benutzt wie ich.«
»War das hier in Los Angeles?«
»Nein, außerhalb. Die Telefonistin wusste nicht mehr, wo. Ich warte darauf, dass einer seiner Partner zurückruft.«
»Gespenstisch, diese Konferenzen. Kennst du den Fluch der Pharaonen?«
»Ja, ich weiß, es kann alles Zufall sein. Ich verstehe nur nicht, warum ich niemanden erreichen kann, der mit der De-Bosch-Veranstaltung zu tun hatte. Andererseits ist es lange her. Leute ziehen um und verschwinden.«
»Ja, das ist möglich.«
»Milo, nun sag schon, was hast du?«
»Na ja... wenn man alles zusammennimmt, was in den letzten Tagen passiert ist bei dir... Vielleicht wäre es ratsam, wenn du ein bisschen Acht gibst. Ich meine, kein Grund zur Panik, sei nur etwas aufmerksamer, als du es normalerweise wärst.«
»Na prächtig. Robin kommt heute Abend zurück. Ich hole sie vom Flughafen ab. Was soll ich ihr erzählen?«
»Sag ihr die Wahrheit. Sie ist stark, sie wird damit fertig. Wann erwartest du sie?«
»Um neun.«
»Dann komme ich vorher bei dir vorbei, und wir unterhalten uns noch mal. Wenn du willst, bleibe ich da und hüte das Haus, während du weg bist. Ich brauche nur etwas zu essen und zu trinken, und sag deinem Hund, er soll mich in Ruhe lassen.«
»Der Kleine ist ein Held. Er hat den Eindringling gehört.«
»Ja, aber was hat er dann gemacht? Hat er ihn aufgefressen? Nein. Er stand sicher nur herum und glotzte. Also!«
»Du hast kein Herz. Hast du nie Lassie geguckt?«
»Das war nichts für mich. Ich habe für Godzilla geschwärmt. Das wäre ein Haustier für mich.«
Als bis drei noch niemand meine Anrufe beantwortet hatte, fühlte ich mich wie ein Schiffbrüchiger, der auf eine Flaschenpost wartet. Ich erledigte etwas Papierkram und schaute aus dem
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