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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Ein weiterer Blutfleck, größer als der erste, formte sich an ihrer Kehle. Sie hob ihre Hände im Reflex, um der Klinge auszuweichen, verlor das Gleichgewicht und stolperte. Ihr Gewicht und ihre Bewegung schienen den Mann zu überraschen. Für einen winzigen Augenblick, als er versuchte, sie aufzufangen und zurückzuhalten, senkte er seinen rechten Arm. - Ein kurzer, scharfer Knall, und auf seiner rechten Wange war plötzlich ein kleiner roter Punkt. Er warf die Arme zurück, und ein zweiter roter Punkt erschien direkt neben dem ersten. Die Frau fiel zu Boden, und ich hörte Schüsse prasseln, wie Hagel auf einer Fensterscheibe.
    Die Geisel lag in Embryoposition auf der Erde. Der Mann beugte sich vornüber, doch er blieb auf den Füßen. Für eine höllische Sekunde blieb er noch stehen. Dann, plötzlich, fiel das Messer zu Boden, und er brach zusammen. Er fiel auf die Frau, leblos wie eine Stoffpuppe. Sie wand sich und schlug auf ihn ein. Schließlich schaffte sie es, ihn wegzurollen und sich aufzurichten. Sie kniete auf dem Asphalt, schluchzend, die Hände vor dem Gesicht. Polizisten rannten auf sie zu.
    Dann wurde der Bildschirm schwarz. Milo spulte das Band zurück.
    Wie lange hatte der Film gedauert? Ein paar Minuten? Ich fühlte mich, als wäre ich gealtert.
    »Er ist es, nicht wahr? Hewitt. Die Schreie auf meiner Kassette.«
    »Entweder das oder eine gute Imitation«, sagte Milo.
    »Wer ist die arme Frau?«
    »Eine Sozialarbeiterin. Adeline Hurst. Sie hatte das Pech, am falschen Schreibtisch zu sitzen, als er nach dem Mord an Rebecca hinausrannte.«
    »Wie geht es ihr jetzt?«
    »Körperlich geht es ihr gut - nur ein paar kleine Schnitte, die heilen. Aber sonst?« Er zuckte die Schultern. »Sie ist seitdem krankgeschrieben. Sie will mit niemand reden, auch nicht mit mir.«
    »Wie bist du darauf gekommen, dass es Hewitt ist auf dem Band?«
    »Das weiß ich nicht genau.«
    Er nahm das Video heraus, legte es auf den Tisch und setzte sich.
    »Irgendetwas machte mich stutzig, als ich dein Band zum ersten Mal hörte - es erinnerte mich an etwas, aber ich wusste nicht, woran, deshalb sagte ich nichts. Ich dachte, es muss der Ausdruck ›böse Liebe sein, die Tatsache, dass Hewitt diese Worte benutzt hatte. Die Klinikchefin hatte das zu Protokoll gegeben.«
    »Hattest du das Video da schon gesehen?«
    »Ja, aber das war im Büro. Ich hatte nur mit einem Ohr hingehört, es war zu viel Rummel. Als du mir von dem Tonband erzähltest, sah ich erst mal gar keinen Zusammenhang. Ich machte mir keine Sorgen, ich dachte dasselbe wie du - ein schlechter Scherz.«
    »Nach dem Anruf und dem Fisch denke ich anders darüber.«
    »Der Anruf an sich muss nichts bedeuten. Feige Säue, die so etwas machen, gibt es wie Sand am Meer, das hast du selbst gesagt. Wenn aber jemand nachts in deinen Garten kommt und etwas tötet, dann geht es um mehr. Wenn man alles zusammennimmt, dann wird es bedenklich. Wie bedenklich, das kann ich nicht sagen, aber lieber jetzt ein wenig Verfolgungswahn als später eine Überraschung. Nach unserem Gespräch heute Nachmittag bin ich ernsthaft in mich gegangen. Ich nahm die Basille-Akte zur Hand, fand die Videokassette und schaute sie mir noch einmal in Ruhe an. Und plötzlich wurde mir klar, dass es nicht die Worte waren, die mich ins Grübeln gebracht hatten, sondern die Schreie. Jemand hat Hewitts Schreie auf deine Kassette überspielt.«
    »Wo kommt das Video her? Ein Rohschnitt von einem Fernsehsender?«
    Er nickte.
    »Wie viel davon ist gesendet worden?«
    »Kaum etwas. Der betreffende Sender unterhält einen Produktionswagen, der zu sämtlichen Schießereien rast, rund um die Uhr. Du weißt ja, die Leute stehen darauf. Das gesamte Material sind ungefähr zehn Minuten, das meiste ohne Action, bis Hewitt mit Adeline herauskommt. Was du gesehen hast, waren fünfunddreißig Sekunden.«
    »Wirklich? Mir kam es viel länger vor.«
    »Klar, es kommt einem vor wie eine verdammte Ewigkeit, aber länger war es nicht. In die Sechs-Uhr-Nachrichten haben es ganze neun Sekunden geschafft. Fünf mit Adeline, drei mit Rambo-Nahaufnahmen von den Sturmtruppen und eine mit Hewitt am Boden. Kein Blut, kein Schreien, kein toter Mann, der nicht umfallen will.«
    »Warum war das meiste ohne Ton? Technische Schwierigkeiten?«
    »Erraten. Ein loses Kabel am Richtmikrofon. Der Tontechniker war darüber gestolpert.«
    »Was haben die anderen Sender gebracht?«
    »Nur einen Polizeisprecher mit dem Postmortem.«
    »Wenn also die

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