Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
Schreie auf meinem Band echt sind, dann müssen sie von diesem Video kommen.«
»Sieht so aus.«
»Und was bedeutet das? Etwa, dass Mr. Silk bei dem Sender arbeitet?«
»Oder seine Frau, sein Sohn, seine Freundin oder ein Kumpel von ihm. Ich weiß nicht. Wenn du mir deine Patientenliste überlässt, dann könnte ich mir das Personalregister des Senders beschaffen und vergleichen.«
»Es wäre mir lieber, wenn du mir die Unterlagen geben könntest. Du weißt schon, die Schweigepflicht.«
»Kein Problem. Du könntest es auch mit der Teilnehmerliste deiner Konferenz versuchen. Es ist lange her, aber vielleicht hat das Krankenhaus sie irgendwo gespeichert.«
»Ich rufe morgen dort an.«
Er stand auf und fasste sich an die Kehle. »Jetzt könnte ich etwas zu trinken vertragen.«
Wir gingen in die Küche, machten zwei Bier auf und saßen brütend am Tisch. Der Hund legte sich zwischen uns und leckte sich das Maul.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte ich. »Vielleicht ist Hewitts Stimme gar nicht von dem Video überspielt worden. Vielleicht hat jemand gleichzeitig von der Klinik aus eine Aufnahme gemacht. Jemand, der zufällig einen Rekorder zur Hand hatte und ihn einschaltete, als es passierte. Wahrscheinlich liegen die Geräte dort herum. Sie werden oft für Therapiezwecke benutzt.«
»Du meinst, einer der Therapeuten könnte dahinterstecken?«
»Ich dachte eher an einen Patienten. Manche Paranoiker sind besessen davon, alles festzuhalten. Ich habe schon welche gesehen, die ständig einen Rekorder mit sich herumtragen. Bei jemandem, der etwas seit neunundsiebzig nicht vergessen kann, würde es mich nicht wundern, wenn er hochgradig paranoid wäre.«
Er dachte darüber nach. »Einer deiner Patienten, der in der Klinik gelandet ist?«
»Oder jemand, der sich von der Konferenz her an mich erinnert, jemand, der mich mit ›böser Liebe verbindet, was immer die Worte für ihn bedeuten. Wut über schlechte Therapie oder was er als schlechte Therapie empfindet. De Boschs Theorie hat mit Müttern zu tun, die ihre Kinder im Stich lassen oder verraten. Wenn man Therapeuten als Ersatzeltern betrachtet, liegt die Verbindung auf der Hand.«
Milo stellte seine Flasche auf den Tisch und schaute an die Decke. »Einer deiner alten Patienten also, mit dem es bergab gegangen ist und der sich die Privatbehandlung nicht mehr leisten kann und beim Staat Hilfe sucht. Zufällig ist er in der Klinik, als Hewitt durchdreht und Rebecca umbringt. Natürlich hat er einen Rekorder zur Hand, und sobald er die Schreie hört, drückt er die Aufnahmetaste. - Zwei Verrückte mit derselben fixen Idee, die zufällig am selben Tag am selben Ort sind: Ist das nicht ein bisschen viel verlangt?«
»Klar, aber, Milo, nimm einmal an, es war gar kein Zufall, Hewitt und der Mann mit dem Kassettenrekorder kannten sich, hatten dieselbe Wut auf de Bosch und Therapeuten allgemein. Wenn die Klinik keine Ausnahme ist, dann war dort ein Riesenbetrieb. Patienten müssen oft stundenlang warten. Wäre es nicht vorstellbar, dass unter den Umständen zwei verstörte Individuen zusammentreffen und ein gemeinsames Hassobjekt entdecken? Wenn es sich um Paranoiker handelt, dann könnten sie ihre Ängste und Wahnvorstellungen gegenseitig verstärken. Am Ende würden sie glauben, es sei Wirklichkeit, was sie sich einbilden. Der mit dem Tonband bräuchte, unter anderen Umständen, noch nicht einmal zur Gewalt zu neigen, aber der Anblick, wie Hewitt seine Betreuerin ermordet, könnte ihn so weit bringen.«
»So weit, dass er bereit ist, auch einen Psychologen unter die Erde zu bringen?«
»Möglich. Das Tonband und der Fisch sind vielleicht nur als Vorspiel gedacht, oder er hat gar nicht vor, weiter zu gehen. Und noch etwas: Vielleicht bin ich nicht sein einziges Opfer. Wenn er zur Zeit einen Therapeuten hat, dann wäre auch der in Gefahr.«
»Irgendeine Idee, wer es sein könnte, wenn du an deine Patientenliste denkst?«
»Nein. Das ist das Problem. Ich kenne niemanden, zu dem so etwas passen würde. Andererseits habe ich sie alle nur als Kinder gekannt. Wer weiß, was aus ihnen geworden ist.«
Milo lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Wo du von Kindern redest: Wie reimt sich die Kinderstimme auf dem Band mit deiner Theorie von dem Zweiergespann?«
»Wenn ich das wüsste! Vielleicht hat er ein Kind, oder er hat eins in seiner Gewalt. - Mein Gott, ich hoffe nicht. Die Stimme klang eindeutig nach Zwang, findest du nicht? So maschinenhaft. - Hatte
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