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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Halterung, doch seine Finger zitterten und das Klicken erschien mir unnatürlich laut. »Vielleicht hätte deine Mutter weniger Probleme mit solchen Spinnern, wenn sie mal im einundzwanzigsten Jahrhundert ankommen und sich ein Telefon mit Rufnummernanzeige zulegen würde.«
    Er gähnte und hielt sich den Handrücken vor den Mund. »Ich weiß gar nicht, warum ich so müde bin«, sagte er und senkte den Arm, um auf die Uhr zu sehen. »Ich hab versucht, dich anzurufen, aber dein Handy hatte entweder keinen Empfang oder der Akku ist leer.« Er sah mich vorwurfsvoll an. »Mal wieder.«
    Ich brachte es nicht über mich, ihn anzulügen, und ging wortlos zum Kühlschrank, um mir ein Glas Apfelsaft zu holen. Knapp vier Liter davon kippte ich jede Woche in den Abfluss. »Tja, ähm, wird wohl der Akku sein«, erwiderte ich, als ich den Kopf in den Kühlschrank steckte und die kalte Luft einatmete. »Ich, ähm … na ja, hab’s im Moment an Barnabas verliehen.«
    »Madison!«
    Seine Stimme war scharf wie ein Peitschenhieb und ich zog den Kopf aus dem Kühlschrank, den Blick gesenkt. »Nur für kurze Zeit, morgen bekomme ich es zurück«, versprach ich.
    »Nimm so lange meins mit, bis du deins wiederhast, okay?«, sagte er und reichte mir sein Handy. »Wo habt ihr gegessen, Josh und du?«
    Das schwere schwarze Telefon fühlte sich seltsam in meiner Hand an, ganz anders als meins, das klein und rosa war. Die Uhr auf dem Display ging zwei Stunden nach, doch noch während ich daraufsah, sprang sie wie durch Zauberhand auf die richtige Zeit um.
    »Äh, im Low D«, sagte ich und versuchte die Alibigeschichte zusammenzubekommen, auf die wir uns geeinigt hatten. »Nakita und Barnabas waren auch mit. Nach Josh s Rennen, weißt du?«
    »Du hast doch was gegessen, oder?«
    »So viel wie immer.« Lächelnd holte ich ein Glas aus dem Küchenschrank und goss mir Saft ein. Mein Dad erwiderte nichts, sondern blickte mich nur besorgt an. »Aber ich könnte vielleicht noch einen Happen vertragen, bevor ich ins Bett gehe«, fügte ich schnell hinzu und sein Gesicht hellte sich sofort auf. »Darf ich morgen zu Nakita? Wir haben bei dem Rennen ganz viele Fotos gemacht und ich will ihr helfen, sie zu sortieren.«
    »Klar, aber sieh zu, dass du diesmal vorher all deine Aufgaben erledigst«, entgegnete er. »Es kann sein, dass ich nicht da bin, wenn du aufstehst. Ich muss morgen eine Testreihe zu Ende bringen. Ich hasse diese zehntägigen Prozeduren. Meistens muss man die entweder am Wochenende anfangen oder fertig machen. Vergiss nicht, den Geschirrspüler auszuräumen. Und sortier die Pfandflaschen aus. Und es wäre schön, wenn du kurz die Veranda fegen könntest, bevor du gehst. Diesmal vorne und hinten.«
    Das war die übliche Liste. Ich schraubte die Apfelsaftflasche wieder zu und hoffte, dass er gehen würde, bevor ich etwas davon trinken musste. »Ja, Dad«, stöhnte ich.
    Er gähnte wieder und sah auf die Uhr über dem Herd. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich so müde bin. Wahrscheinlich hab ich heute einfach nicht genug Kaffee getrunken.«
    »Ich glaub, ich gehe auch ins Bett«, sagte ich, stellte meinen Saft auf die Arbeitsplatte und gab ihm eine Gute-Nacht-Umarmung. Seine Arme legten sich wie eine schützende Decke um mich und er gab mir einen Kuss auf die Stirn.
    »Du solltest morgen wirklich deine Mom anrufen«, erinnerte er mich sanft und hielt mich immer noch fest. »Sie macht sich Sorgen um dich.«
    »Mach ich«, versprach ich.
    Nachdem er mich aus seiner Umarmung entlassen hatte, trat ich einen Schritt zurück. Mein Dad war gerade dabei, sich umzudrehen, als er noch einmal zögerte. »Du riechst nach Rauch.«
    Ich wusste nicht, ob er den Qualm von dem Feuer meinte oder den Zigarettengestank vom Polizeirevier. Ich blinzelte und sagte: »Ein Freund von Josh hat mich nach Hause gefahren. Sein Auto war ziemlich verqualmt.«
    Mein Dad war damit zufrieden und lächelte, während er sich über den Kopf rieb, bis sein Haar in alle Richtungen abstand. »Wie sieht’s denn aus mit deinen Belichtungswerten?«, fragte er und meinte damit meine Fotografiekünste.
    »Super!«, erwiderte ich fröhlich.
    »Ich will die Fotos auch mal sehen, wenn ihr fertig seid«, sagte er, während er sich diesmal wirklich umdrehte und den Flur hinunterschlurfte, »ich weiß, es ist Wochenende, aber bleib nicht zu lange auf, ja?«, rief er mir noch von der Treppe zu.
    Ich atmete aus und ließ Grace in Gedanken hochleben. Verdammt, sie hatte es wirklich drauf,

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