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Böse Schafe: Roman (German Edition)

Böse Schafe: Roman (German Edition)

Titel: Böse Schafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Lange-Müller
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ausdrücktest, »geschlagen«, ludest mich etwas unwillig ein, dir zuzusehen, »nur bitte nicht jedesmal«.
    Schon halb sechs, zwanzig Minuten früher, als wir es vereinbart hatten, wartete ich am Abend des nächsten Tages in einem Hinterhof der Neuköllner Hermannstraße vor einem häßlichen Flachbau aus den sechziger Jahren, von dem der Rauhputz bröckelte; doch die offenstehende Holztür zum Karateclub Oyama, durch die nicht gerade beängstigend, aber immerhin imposant wirkende, türkisch oder deutsch miteinander sprechende junge Kerle zu zweit oder zu dritt aus und ein gingen, war frisch und feuerrot gestrichen.
    Ich fühlte mich ein wenig unwohl, weil diese Männer mich entweder gar nicht beachteten oder, falls ich mirdas nicht nur einbildete, abfällig grinsten. Sowieso hatte ich geahnt, daß kaum einer seine Freundin hierher mitnehmen würde, und fürchtete, dich in Verlegenheit zu bringen oder, noch schlimmer, dir peinlich zu sein. Ich hatte getan, was ich konnte, damit mich niemand für deine ältere Schwester oder gar für deine Mutter hielt, Make-up aufgelegt, mir die Locken zur »Asipalme« hochgebunden, meine neue schicke Jeans angezogen, blaue Lederturnschuhe und ein weites, in schrillen Neonfarben bedrucktes T-Shirt, das lässig aussehen und vor allem meine unsportlich pummlige Taille kaschieren sollte.
    Kurz vor sechs liefst du mir, eine Stofftasche über der einen deiner immer leicht nach vorn fallenden Schultern, lächelnd in die Arme. »Siehst nett aus«, sagtest du keine Spur verlegen und küßtest mich mit trockenen Lippen auf den Mund. Wir traten durch die Tür, begrüßten einen bulligen, nicht mehr ganz so jungen Kerl, der sein langes, dichtes Haar zu einer Art Nackendutt zusammengezurrt hatte und den du mir als »Tarik, den genialsten Autoschrauber von Kreuzberg« vorstelltest, und dann die Klingsbrüder, die auch schon da und bereits umgekleidet waren. Sie wirkten in den kastigen weißen Wickeljacken und den weiten, über den Knöcheln endenden Hosen noch gleicher und würfelförmiger.
    Ich setzte mich zu einigen anderen, es waren ausschließlich Männer, die in mehr oder minder perfektem Schneider- oder Lotussitz am Rande des merkwürdig mit gekrümmten und gestrichelten blauen, gelben, schwarzen Linien bemalten Holzbodens Platz genommen hatten, und freute mich, daß ich noch immer gelenkig genug war und keinen Rock trug.
    Sehr aufrecht, in geradezu würdevoller Haltung betratet ihr, also du und noch sieben weitere Männer, unter denen sich Tarik und die Klingsbrüder befanden, die Arena, wie ich den Ort des Geschehens mal nennen will, obwohl mir längst bekannt ist, daß ein Karateübungsraum Dojo heißt. Du sahst in dem weißen Zwirn, den dein breites Kreuz perfekt füllte, und mit dem über deinen schmalen Hüften geknoteten schwarzen Gürtel so umwerfend aus, wie du dann auch tatsächlich warst. Ihr begrüßtet mit einer knappen Verbeugung den Dojo und formiertet euch zu einer Reihe; du standest gleich neben einem an Armen, Händen, Füßen und selbst im Gesicht tätowierten, mit euch verglichen alten, drahtigen Asiaten, der kein Japaner oder Chinese zu sein schien, sondern eher ein Thailänder oder ein Kambodschaner. Dieser Mann, der, abgesehen von dir, der einzige war, der einen, allerdings breiteren, schwarzen Dan trug, rief euch etwas zu; heute weiß ich, daß es das Kommando »sheiza« war und auch, wie jene Kommandos lauten, die sheiza , dem Ritual gemäß, folgten. Daraufhin gingt ihr alle, erst mit dem linken, dann mit dem rechten Bein in die Knie, legtet die Hände auf die Oberschenkel und schautet nach vorn, aber niemanden an. Der Bunthäutige, offensichtlich der ranghöchste Meister, rief »mokuso«, und eure Lider schlossen sich, er rief »mokuso jame«, und ihr machtet die Augen wieder auf, neigtet eure Köpfe gegen den Asiaten, der, wie du mir später sagtest, tatsächlich Taiwanese war; er habe wegen »fortgesetzten Drogenhandels« für fünf Jahre mit dir in Tegel gesessen und sei während dieser Zeit dein Lehrer gewesen. Dem entbotet ihr den Gruß: »Sensei ni rei«. Dann grüßtet ihr euch untereinander, nahmt die Hände von den Schenkeln, schobt sie ein Stück über den Boden, legtet die Oberkörper nach vorn und verneigtet euch, hörbar ausatmend, noch einmal. Dann erst kamt ihr wieder auf die Füße, ebenso umständlich, wie ihr euch hingekniet hattet, verneigtet euch stehend ein letztes Mal und begannt mit der Gymnastik und schließlich sogar mit dem

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