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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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alter Freundschaften, zufälliger Begegnungen und unserer Arbeit im Auge. Paul arbeitete mit einigen Bikern in einer Süßwarenfabrik, und ich begegnete Bikern als Bauarbeiter. Alles, was ich von ihnen hörte, überzeugte mich davon, dass der Club keine Zukunft hatte. Die Zahl der Mitglieder in Kalifornien, die 1960 etwa 250 betragen hatte, sank innerhalb von vier Jahren um zwei Drittel. 8

Kapitel 6
Der Weg zurück
    »Für einen Motorradfahrer ist ein Angel wie Gott. Kein Angel zu sein bedeutet, in der Furcht vor Gott zu leben.«
    Ein Biker, der nie Mitglied wurde
    M eine Arbeit führte mich in jeden Winkel der San Francisco Bay, von den noblen Vorstädten an der East Bay bis zu den Wolkenkratzern in San Francisco. Die abwechslungsreiche Arbeit forderte mich heraus und vermittelte mir Grundkenntnisse in mehreren Berufen, die mit dem Bau zu tun hatten, auch im Zimmerhandwerk.
    Einer der größten Vorteile dieses Berufes war die Kameradschaft. Sie glich ein wenig derjenigen bei den Angels, obwohl meine Kollegen an kalten Vormittagen vor Lagerfeuern aus Holzresten kauerten und mich wegen des Clubs aufzogen. Ich trug einen Churchill-Cowboyhut mit schmaler Krempe sowie einen Bart anstelle eines Schutzhelms und außerdem Old Spice, aber ich kam mit den meisten Leuten gut zurecht, weil ich meine Arbeit erledigte. Ich konnte doppelt so viele Gipskartonplatten tragen wie die meisten anderen. Mein größter Nachteil waren meine knapp 120 Kilo: Ich schnappte mir so viele Bretter, dass niemand mit mir ein Gerüst bauen wollte.
    Nach meiner vierjährigen Lehre behandelten mich die knorrigen Veteranen, denen der eine oder andere Finger fehlte, als gleichrangig. Und als mein Ruf sich festigte, wurde die Gewerkschaftspolitik für mich wichtiger als die Arbeit. Ich trat für längere Kaffeepausen und kürzere Arbeitszeiten ein. Manchmal übernahm ich ungefragt die Aufgaben des Vorarbeiters und beaufsichtigte Arbeiten selbst.
    Im Laufe der Jahre wurde unser Trupp immer geschickter, sodass wir eine Tagesarbeit in mehreren Stunden erledigten. Deshalb konnten wir nachmittags faulenzen.
    Einige Männer spielten Krieg und benutzten kupferne Blasrohre, um mit Nägeln zu schießen. Dabei gingen einige Fenster zu Bruch. Die Spaßvögel nagelten Lunchboxen an die Decke und Werkzeugkästen an den Boden. Auf einem Hochhaus mit Blick auf die Golden Gate Bridge erreichte unsere Spielkunst ihren Zenit. Wir wetteten auf die Männer, die im Blaumann zur Arbeit gingen, dann zogen wir eine oder zwei Stunden Mauern hoch, ehe wir Feierabend machten. Danach setzten wir uns eine Weile auf die Tragbalken und suchten Dächer und Fenster mit Ferngläsern nach leicht bekleideten Frauen ab. »Die ist splitternackt«, hörte man jemanden schreien, und prompt rannten die Leute in diesen Teil des Gebäudes. Die meiste Zeit verbrachte ich jedoch in einer Pokerbude, die wir gebaut hatten, um uns vor dem Wind zu schützen.
    Zum ersten Mal pflegte ich auch außerhalb der Arbeit Kontakt mit Kollegen, vor allem mit John J. Wir legten uns ein gemeinsames Hobby zu und werkelten in seinem Hinterhof herum. Aschenbecher und Bücherstützen gab es zwar in jedem Laden, aber wir schufen mit Hilfe von Muscheln, Treibholz und Steinen besonders schöne Exemplare.
    Nachdem wir etwa tausend Dollar in unsere Experimente gesteckt hatten, machten wir aus unseren wildesten Fantasien und Ideen Produkte, die sich verkaufen ließen. Ein paar Kreationen verscherbelten wir an Freunde, um Platz für neue zu schaffen. Der Durchbruch kam schließlich, als ich einen runden Tisch mit einem rot-schwarz-weißen Hakenkreuz schreinerte – ein gefundenes Fressen für ein Clubmitglied. Aber einer von Johns Nachbarn sah ihn zuerst und ließ 2000 Dollar dafür springen. Innerhalb eines Monats eröffneten wir ein Geschäft an der Ecke 38th Street und Foothill Boulevard.
    Während wir unsere Familien ernährten und uns als Geschäftsleute versuchten, erlebten die Angels nach einigen stillen Jahren ein Comeback. Dafür war vor allem die große Fahrt nach Monterey am 6. September 1964, einem Labor-Day-Wochenende, verantwortlich. 46 Mitglieder wurden festgenommen, nachdem zwei Teenagermädchen behauptet hatten, sie seien dort in den Sanddünen mehrfach vergewaltigt worden. Vier Angels wurden angeklagt – Terry, Marvin, Mother Miles und Crazy Cross. Obwohl das Verfahren später mangels Beweisen eingestellt wurde, verlangten aufgebrachte Abgeordnete von der Regierung, den Club unter die Lupe zu nehmen,

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