Böser Mann - Provinzkrimi
doch alles gesagt.«
»Bist nicht a bisserl misstrauisch, Moni? Weil die so nett und verständnisvoll daherkommt, mein ich.«
»Soll sie rumschreien? Soll sie uns einbuchten, weil du gelogen hast? Weil der gute Sammy gelogen hat? Du spinnst ja. Weißt, wie oft die schon angelogen worden ist, wenn’s um so blöde, narrische Fickgeschichten geht? Hättest du am Samstagabend gesagt, prima, Frau Polizistin, als der Mann meiner Freundin überfahren worden ist, bin ich grad aus ihrem Bett gestiegen? Die hat doch von Anfang an gespannt, dass du ihr einen Scheiß erzählt hast.«
»Lass gut sein«, brummte Luginger. Erschöpft sank er auf einen Stuhl und drehte sich eine Zigarette. Dann hustete er ausgiebig, suchte sein Zippo, ließ die Flamme nach oben schießen und steckte sich eine an. Rauchend winkte er Dexter zu. Der Hund lag unter der Garderobe. Als er Lugingers Handbewegung wahrnahm, schlug er die Augen auf und trottete los.
»Frauen«, füsterte Luginger in Dexters Ohr, während er seinen Hals massierte, »Frauen, ich versteh sie nicht. Ich hab die Moni doch nur was Einfaches gefragt. Warum kann sie nicht einfach antworten, Dexter? Verstehst das. Und so geht das ein Leben lang.« Kraulen, Fellsortieren, Ohrziehen. »Ich wollt doch nur wissen«, fuhr er leise fort, »was die Weibel über Sammy noch wissen könnt, eine unverdächtige Frage, oder? Und dann
geht sie ab, die Moni. Herrje, weißt, Dexter, es gibt Momente, da kannst alles nur falsch machen, und die Mädels warten drauf, und dann kriegst eins übergezogen, und hinterher fragst dich, was für ein Film das jetzt war.«
Gegen neun war die Hütte voll. Am Fenstertisch saßen Jugendliche, die mit ihren Rädern gekommen waren und reichlich Weißbier tranken. Unter Leinwand und Beamer diskutierten Bayern-Fans das gestrige Spiel, die Gomez’sche Formschwäche und die Gewichtsprobleme von Uli Hoeneß, und neben dem Kicker kicherten unter Erikas Regie Frauen, ohne dass Luginger eine Ahnung hatte, was sie so belustigte.
»Von der Mitte zur Titte, zum Sack, zack, zack.«
Die jugendlichen Radler wurden übermütig, und Luginger ahnte, dass eine schwierige Phase anbrechen würde. Moni reagierte in letzter Zeit immer empfindlicher auf betrunkene Milchgesichter, und wenn sie dann auch noch dumme Sprüche absonderten und rumkrakeelten, war der Ofen ziemlich schnell aus.
»Hopp, hopp, ab in de Kopp.«
»Nördlich des Mains«, sagte Heider.
»Mainzer Ecke da oben«, ergänzte Gernot.
»Furchtbar«, sagte Faulhuber.
Luginger nickte.
Moni zapfe vier Helle, und Sammy trug Schnitzelsemmeln durchs Lokal.
Einer der Radler stolperte mit hochrotem Kopf zum Klo, als Tequila-Joe das Lokal betrat und direkt auf Luginger zuging.
»Hey, Joe.«
Joe nickte in die Runde. Dann fragte er Luginger: »Hast du mal fünf Minuten?«
Es war schon drei Uhr durch, und Luginger konnte einfach nicht schlafen. Er lag auf seinem Bett und starrte ins Halbdunkel. Noch immer war der Mondschein kräftig genug, um der Nacht eins auszuwischen. Bis um zwei war er planlos durch die Wohnung gelaufen, hatte Musik an- und abgestellt, geraucht, gespült, Wäsche zusammengelegt und mehrmals erfolglos Barbara zu erreichen versucht.
Was Joe ihm erzählt hatte, beschäfigte ihn seit Stunden. Verena Lauscher, eine von Joes Reitschülerinnen, hatte ausgepackt. 19 Jahre das Mädchen und mit den Nerven völlig am Ende. Niemand wusste was, ihre Eltern nicht, ihr Freund nicht, ihre Klasse nicht, wirklich niemand, bis auf Axel Strauss und Britta Höpfner. Britta wusste alles. Dann war sie weg. Und Britta wurde bestimmt genauso erpresst wie Verena und weitere junge Dinger. Strauss hat sie nie zusammengebracht, also, sie kannten sich bestimmt vom Sehen und von der Schule und so, hatten aber keine Ahnung, wer von ihnen mit Strauss zusammenarbeitete. Verena war nach zwei Männern ausgestiegen. Ekel, wahnsinniger Ekel, das hätte sie vorher nie gedacht. Hätte sie das gewusst, wäre sie niemals auf Axels Angebot eingegangen. Axel hatte alles vermittelt und pro Kunde 300 kassiert, sie 500. Und dann hat er sie erpresst. Als sie gesagt hat, Ende, Axel, das ist nichts für mich, hat er immer wieder von Fotos erzählt, die er habe und die er ins Internet stellen würde, wenn sie zur Polizei ginge oder sonst wem was erzählte. Und um zu zeigen, wie ernst er es meinte, hat er es auch gemacht. Für drei Tage hat
er auf Facebook Bilder und Infos einer jungen Frau ausgestellt und Verena gesagt, sie solle sich das mal
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