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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gesteckt. Joe glaubt, die könnt sich was antun, weil sie Angst hat, die Polizei könnt in den Sachen von dem Strauss was gefunden haben, und dann würd rauskommen, was sie für’n Mist gemacht hat.«
    Anna Lugingers Augen glänzten. »In die Sach kommt Bewegung, stimmt’s?«, sagte sie mit Nachdruck. »Das Mädel möcht damit nicht zur Polizei gehn, aber ich soll mit der Kommissarin reden, um ihr zu sagen, wie ernst die Lage ist, und sie soll mir versprechen, nichts nach draußen dringen zu lassen, wenn sie was weiß, weil sonst noch ein Unglück passiert. Hast dir so was gedacht, Bub?«
    »So was, ja.«
    »Von Frau zu Frau«, ergänzte Anna Luginger stolz. »Omas unter sich sozusagen. Die Kommissarin ist ja auch schon 60.«
    »Mama, woher weißt denn das?«

    »Ist doch klar, Bub. Die Höpfner ist zurück, die ist befragt worden, und wenn die was weiß, rollen Köpfe. Jetzt heißt’s aufpassen, dass es nicht die falschen sind.«
    »Wer soll da aufpassen?«, fragte Luginger verblüfft.
    »Du, ich, Dr. Brettmann. Verstehst das nicht? Die Polizei klärt auf, das ist ihre Arbeit, wir aber müssen schauen, dass eine Ordnung bleibt. Und wenn junge Gänse Fehler gemacht haben, die sie nicht noch mal machen, dann müssen wir was machen, dass nicht jeder dumm rumreden kann.« Die alte Frau war laut geworden. »Hab’s dir doch schon vor ein paar Tagen mit der Frau Fischer gesagt. Nix ist schlimmer, als wenn sich alle das Maul zerreißen, weil sie angeblich wissen, was im Schlafzimmer anderer Leute passiert.«
    »Mama, seit wann redst denn so daher? Dich trifft das ja richtig. « Luginger war verwirrt. Er hatte seine Mutter schon lange nicht mehr so aufgewühlt erlebt.
    »Komm, hol den Kräuterschnaps aus dem Schrank«, sagte Anna Luginger. »Dann drehst noch mal Tabak, und ich erzähl dir eine Geschicht, die schon lang her ist.«
    Während Luginger volle Schnapsgläser nach draußen trug, begann seine Mutter zu erzählen: »Nach dem Krieg hat sich hier eine umgebracht. Die beste Freundin meiner Cousine. 1952 war das. Die hat Liebhaber gehabt, alles amerikanische Soldaten, also mehrere halt, und dann ist sie schwanger geworden. Die hat alles gehabt, Kleider, Parfüm, gutes Essen, Kaffee. Klar, die Leut waren neidisch, haben getuschelt, hinter vorgehaltener Hand natürlich auch geschimpft und schlecht über sie geredt. Dann sind die Soldaten zurück, und sie ist hiergeblieben; alle haben sich gewundert, aber sie wollt gar nicht weg, sie wollt bei ihrer Mutter bleiben. Und die gleichen Leut, die vorher von ihr
was zugesteckt bekommen haben, haben sie dann schikaniert. ›Flittchen‹ hat man damals gesagt und ›Amihure‹. Ihr Kind ist 1950 geboren worden, bald danach ist ihre Mutter verstorben. Und dann hat sie sich aufgehängt, der Vater ihrer Tochter kam her, aus Texas, das weiß ich heut noch, und hat das Kind mitgenommen. «
    »Von wem redest eigentlich?«, fragte Luginger leise.
    Die alte Frau trank ihren Schnaps und schwieg eine Weile. »Erinnerst dich an die Hornhaut-Maria?«, fragte sie dann.
    Luginger schüttelte den Kopf.
    »Da wirst 15, 16 gewesen sein. Die hat so einen Laden für Fußpfege und Maniküre gehabt, gar nicht weit vom Ärztehaus, an der Brunnenstraße. Hornhaut-Maria hieß die nur. Das war die Tochter, die zurückkommen ist, ganz jung war die damals, und blass und zerbrechlich hat sie gewirkt, als sie hier das Geschäft aufgemacht hat. Ein paar Jahre später war sie auch tot. Ist an Krebs gestorben. Heute lebt niemand mehr von der Familie. Steinhofer hießen die. Nur Marias Vater, der war ab und zu mal hier, hat immer im Alten Hof gewohnt. Wird auch tot sein, der war noch älter als ich. Mit dem Papa hat er Karten gespielt.«

    Luginger saß mit Faulhuber abseits vom Thekengedränge an einem Tisch. Schon eine ganze Weile grübelten sie, warum die Weibel wollte, dass Luginger wusste, mit was Arno Geiger in jungen Jahren sein Geld verdient hatte. Im Hintergrund dümpelte das Freitagabendspiel der Bundesliga vor sich hin. Bis auf Heider nahm niemand so recht Notiz von der Partie Eintracht Frankfurt gegen SC Freiburg. Heider hatte zu Zeiten von Trainer
Stepanovic und Fußballern wie Jay Jay Okotcha, Uli Stein und Karlheinz Körbel in Frankfurt gelebt, was ihn bis heute mit dem Verein verband.
    Heider stöhnte, und der Kommentator stöhnte mit. Luginger sah mit einem Auge, wie ein Frankfurter verzweifelt ins Gras biss, weil der satte Fernschuss eines Mannschafskollegen vom Freiburger Torhüter gerade

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