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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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müssen Frau Fischer noch befragen.«
    Luginger stand auf und sah, wie Faulhuber mit Polterer redete.
    »Wo ist Sammy?«, fragte er Fröhlich, der mit verrutschtem Krawattenknoten und verschwitzten Haaren immer noch neben ihm stand.
    »Sie meinen den jungen Schwarzen, der uns mit seinem Rennrad fast alle über den Haufen gefahren hätte, ehe er ins Haus von Herrn Flegel gerannt ist?«
    Luginger marschierte los. Die uniformierten Beamten am Hauseingang interessierten ihn ebenso wenig wie Fröhlichs Geschimpfe in seinem Rücken. »Sie können da nicht rein. Hören Sie, das ist ein Tatort. Bleiben Sie gefälligst zurück. Wie ich das hasse, macht denn hier eigentlich jeder, was er will?«
    Sammy stand am Treppengeländer, und Luginger hörte ihn zu Frau Weibel sagen: »Ja, hab ich. Ja, ich hab das gesagt.« Dann sah er Luginger im Flur stehen. »Hören Sie«, fuhr er fort, »er war ein Arschloch. Er hat Helga beleidigt. Er wollte sie fertigmachen, dafür gibt’s Beweise. Fragen Sie Helga.«
    Von einer Sekunde auf die andere fing er an zu schluchzen.
Luginger hatte ihn noch nie weinen sehen. Frau Weibel reichte ihm ein Taschentuch.
    »Niggerfotze hat er sie genannt«, stammelte Sammy, »und dass sie eine Schande für jede deutsche Frau sei. Früher hätte man eine wie sie einfach zugenäht …«
    »Das reicht, Sammy, das reicht«, unterbrach ihn Frau Weibel. »Wir unterhalten uns später. Ich sage einem Kollegen Bescheid, der kümmert sich um Sie.«
    »Ich will mit Helga reden.«
    »Das geht jetzt nicht. Wir müssen erst wissen, was hier passiert ist. Wo waren Sie denn heute ab achtzehn Uhr zum Beispiel? «
    »Ich war im Hammer-Eck. Vorher bin ich Rad gefahren, einfach so, zum Gerolsee und dann Richtung Grafing.«
    »Hat Sie jemand im Hammer-Eck gesehen?«
    »Ab sieben war ich in der Küche, davor hab ich geduscht, Musik gehört und so.«
    »Gut, Sammy. Jetzt warten wir mal ab, was der Arzt sagt. Bevor ich den genauen Todeszeitpunkt nicht kenne, bleiben Sie bei uns. Nach Lage der Dinge hatten Sie allen Grund, Herrn Flegel die Treppe runterzuschubsen. So ein Motiv wiegt schwer, wissen Sie. Und wenn ich berücksichtige, in was Sie in den vergangenen Tagen sonst noch verwickelt waren, fällt es mir selbst beim bestem Willen schwer anzunehmen, Sie seien unschuldig. «
    Luginger sah, wie Sammy sich die Tränen abwischte.
    »Guten Abend«, sagte er und reichte Frau Weibel die Hand. Dann wandte er sich an seinen Koch. »Faulhuber ist draußen, ich sag ihm Bescheid, wenn du willst.«
    »Das geht nicht, Herr Luginger«, bemerkte Frau Weibel.
»Sammy sieht vorerst niemanden außer Polizisten und einen Anwalt, wenn er das möchte.«
    Luginger nickte. »Die Vorschriften, wie?«
    »Die Sachlage, Herr Luginger. Die Zeugen, die Möglichkeiten, die Verzweiflung.«
    Luginger nickte. Dann sagte er zu Sammy: »Ich ruf Barbara an. In einer Stunde hast du einen Anwalt.«
    Sammy wurde nach draußen geführt.
    »Rauchen Sie ruhig eine, wenn Sie wollen«, sagte Frau Weibel. »Herr Flegel hat auch geraucht, also tun Sie sich keinen Zwang an. Wo kommen Sie eigentlich her?«
    »Intuition«, sagte Luginger.
    »Ihre Familie strotzt ja nur so vor Intuitionen. Wissen Sie, wo ich herkomme?«
    Luginger verneinte.
    »Von Ihrer Mutter, Herr Luginger. Die Dame ist ja ganz eine Eigene.«
    Luginger steckte sich eine Zigarette an.
    »Na ja, die jungen Mädchen, die ihre Höschen haben fallen lassen, müssen erst mal warten. Bei Ihnen in Leuterding geht’s ja zu wie im Fernsehen. Nette Gemeinde. Drei Tote in einer Woche, richtig beschauliches Speckgürtelleben, und immer ist Sammy im Spiel. Kommen Sie, wir suchen uns einen Kaffee und warten, was der Arzt zu sagen hat.«

    Luginger stand mit einem Becher Kaffee in der Hand neben Faulhuber im Vorgarten des Flegel’schen Reihenhauses. Barbaras Rückruf war überfällig.
    »Die Dinge laufen richtig scheiße«, brummte Faulhuber.
»Korbinian Flegel, wenn der Name Programm ist, dann gute Nacht.«
    Luginger schwieg.
    »So ein feiger Hund mit Nazisprüchen, Franz. Sucht sich Sammy und die Witwe für seinen Privatkrieg gegen Sittenverfall und Unmoral.«
    Lugingers Handy zeigte den Eingang einer SMS an.
    Bin gleich bei dir. Bringe den weißen Ritter mit. Barbara
    Luginger reichte Faulhuber das Handy.
    Faulhuber lächelte. »Das klingt gut, Franz. Wenn der Anwalt teuer ist, lege ich was dazu.«
    Luginger schwieg, und Faulhuber klopfe ihm auf die Schulter.
    Dann kam Clara Weibel mit Fröhlich aus Helga Fischers Haus.

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