Boeser Traum
sich an. In dem Blick liegt ein bisschen Erinnerung, Belustigung, Trauer, Kichern.
Papa und seine Stofftaschentücher.
Sophie nimmt es und schnütet laut hinein. Sie denkt daran, wie sie die Tücher früher gebügelt hat, wie sie ihre Puppen damit gewickelt hat.
Sie spürt es ganz tief in sich. Als ihr Vater gegangen ist, ist ein bisschen in ihr gestorben. Wenn Emilia dieses Krankenhaus nicht verlassen wird, wird ein groÃer Teil in ihr absterben. Vielleicht ein zu groÃer, um je wieder ganz sein zu können.
Mein Gott. Sie hätte nie gedacht, diese verfluchte Schwester so zu brauchen. Das ist mehr als lieben. Schlimmer als nur lieben.
Die drei haben nicht mitbekommen, dass sie belauscht worden sind. Der junge Mann hatte hinter Sophie und den Eltern gestanden, eigentlich hatte er sich nach Emilias Befinden erkundigen wollen. Hatte gehofft, dass sie ihm etwas über Charlottas Verschwinden erzählen können. Doch er hat genug gehört. Mats dreht sich unerkannt um und fährt wieder nach Hause.
Hundekuchengut
L ara Croft ? Der Polizist guckt seiner Kollegin über die Schulter und auf den Bildschirm. »Du hast dich als Lara Croft bei Facebook angemeldet? Sind das geheime Wünsche in dir?«
»Nein, ich finde einfach, dass sie mir sehr ähnlich ist«, lacht die Beamtin zurück.
»Gibt es was Neues von unserer Jenny? Noch mehr News über diesen Mats?«
»Ich bin gerade dran. Habe einfach mal behauptet, dass ich den Mats ganz süà finde.«
Erstaunlicherweise meldet sich nicht Jenny darauf, sondern ein Mädchen mit dem Nickname Zahnfee .
Fand die Jenny doch auch. Deswegen musste ich ja dauernd im Schwimmband mit ihr abhängen. Laaaaangweilig. Und alle fünf Minuten hat Jenny sich mit kaltem Wasser bespritzt, damit die Nippel schön hart sind. Peeeeeeeinlich.
Die Polizistin guckt sich zu ihrem Kollegen um. »Ups.«
»Machen Frauen so etwas wirklich?« Der Polizist ist wirklich überrascht.
»Betriebsgeheimnis. Aber im Ernst. Diese Jenny ist eine Luftnummer. Die wollte über Mats ablästern, weil er sie nicht beachtet hat. Du hast den Jungen gesehen. Der ist e infach hundekuchengut. Das ist eine falsche Fährte. Glau b mir. Wir vergeuden hier unsere Zeit. Lass uns noch mal neu überlegen. Ich habe einfach das Gefühl, dass wir etwas ganz Entscheidendes übersehen haben. Irgendetwas stimmt nicht.«
Stundenlang gehen sie noch mal alle Zeugenaussagen durch, immer auf der Suche nach dem entscheidenden Widerspruch, einem Haken. Natürlich stoÃen sie auf Emilias Unfall. Ein komischer Zufall, dass den beiden Mädchen, die als siamesische Zwillinge bezeichnet werden, offenbar genau zur selben Zeit etwas Fürchterliches passiert. Aber laut Zeugenaussage kann Charlotta nicht in der Nähe von Emilias Unfallort gewesen sein. Das ist Fakt. Der Zeuge ist natürlich überprüft worden. Es hat sich einfach kein Anhaltspunkt ergeben, warum er gelogen haben sollte. Er ist sogar ein paar Stunden überwacht worden. Immerhin ist er offenbar die Person, die das verschwundene Mädchen zuletzt gesehen hat. Und es gibt Fälle, in denen sich Täter so sicher fühlen, dass sie sich selbst als Zeuge melden. Selbstverliebte, arrogante Täter, die sich für so schlau halten. So wirkt dieser Jogger nicht.
Blutige Worte
C harlottas Gedanken spulen ihren Film zurück. Sie geht noch mal zu der Stelle, als Maya so glücklich mit ihrem Bruder spielt. Und so egoistisch ist dabei. Sie denkt an Niklas und alles in ihr zieht sich zusammen. Als würden ihre Gedärme, ihr Herz ausgewrungen. Sie war nicht eine Sekunde eifersüchtig, als Niklas geboren wurde. Im Gegenteil. Sie war stolz. Und die anderen Mädchen haben sie natürlich beneidet um ihre lebendige Puppe. Sie hat Niklas herumgeschoben, ihm was vorgesungen, sie hat Kasperletheater für ihn gespielt, ihn gekitzelt, gefüttert. Sie durfte helfen, wenn er gebadet wurde. Und manchmal, wenn er gar nicht aufhören wollte mit Brüllen, hat Mama sie gerufen. Charlotta hat dann irgendeinen Unsinn für ihren kleinen Bruder gemacht und meistens hat es geklappt.
Später hat sie für ihn die Holzeisenbahn aufgebaut, mit ihm riesige Lego-Türme aufgestapelt. Natürlich war sie auch mal sauer auf ihn. Aber meist nicht länger als fünf Minuten. Und wenn Mama und Papa Krach haben, kommt Niklas in ihr Zimmer getappt, schlüpft unter ihre Decke und
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