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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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erhalten hatte, musste auch von Frey stammen! Er ging natürlich davon aus, dass Lilly ihre Tochter war, weil sie mit ihm nie über Christoph gesprochen hatte.
    »Hundestaffel, Notärzte«, drang Bodensteins Stimme in ihr Bewusstsein. »In einer Stunde treffen wir uns in Höchst. Das Gebäude wird weiträumig umstellt und abgeriegelt. Kai, informieren Sie die Verkehrspolizei und die Kollegen in Frankfurt.«
    »Pia?« Rüdiger Dreyer, der KvD der Spätschicht, steckte den Kopf zur Tür herein.
    Pia blickte auf.
    »Ja, was ist?«
    »Wir haben gerade einen Notruf reinbekommen«, sagte der Kollege und kam näher. Sein besorgter Gesichtsausdruck ließ alle Alarmglocken in Pias Kopf schrillen. »Auf dem Birkenhof ist etwas passiert.«
    »Oh Gott, nein!«, flüsterte Pia und legte die Hände vor den Mund. Nicht Lilly! Wenn dem Mädchen etwas zugestoßen war, war einzig und allein sie daran schuld. In dem großen Raum wurde es totenstill. Alle blickten Pia an. Sie zog ihr Handy hervor. Dreiundzwanzig Anrufe in Abwesenheit, fünf SMS , alle von Hans Georg! Und sie hatte geglaubt, er wolle ihr etwas wegen der Heuernte sagen!
    »Komm«, sagte Christian Kröger entschlossen und klopfte ihr mit der Hand auf die Schulter. »Ich fahre dich hin.«
    Ja, danke, wollte Pia erleichtert sagen, doch dann wurde sie sich der kritischen Blicke ihrer Kollegen bewusst. Sie durfte keine Schwäche zeigen, nicht in einer Situation wie dieser, in der jeder Mann gebraucht wurde. Sie war Kriminalhauptkommissarin und musste professionell handeln, durfte nicht einfach kopflos losrennen. Ihr Privatleben konnte unter keinen Umständen wichtiger sein als die Festnahme eines gefährlichen Kriminellen, den ausgerechnet sie selbst auch noch mit Informationen aus erster Hand versorgt hatte.
    »Danke, ich schaff das schon alleine«, sagte sie deshalb mit fester Stimme und straffte die Schultern. »Wir sehen uns später in Höchst.«
    *
    »Du fährst jetzt ganz sicher nicht selbst.« Christian Kröger holte sie auf dem Parkplatz ein und nahm ihr den Autoschlüssel aus der Hand. »Keine Widerrede! Ich fahre dich hin.«
    Pia nickte stumm. Sie zitterte vor Angst und Sorge am ganzen Körper. Wenn sie ein Disziplinarverfahren an den Hals bekam, weil sie dem Staatsanwalt zu viele Informationen gegeben hatte, dann war das eine gerechte Strafe für ihre Dummheit. Aber sie würde es sich in ihrem ganzen Leben nicht verzeihen, wenn Lilly etwas zugestoßen sein sollte und sie die Schuld daran trug.
    Kröger schloss ihr Auto auf und öffnete die Beifahrertür, um sie einsteigen zu lassen. Pia wandte sich zu ihm um.
    »Ich bin an allem schuld«, flüsterte sie.
    »Woran bist du schuld?« Er drängte sie sanft ins Auto, griff an ihr vorbei, als sie saß, und schloss den Gurt, wie bei einem kleinen Kind.
    »Ich habe Frey zu viele Informationen gegeben. Warum habe ich das bloß getan?«
    »Weil er der ermittelnde Staatsanwalt war«, erwiderte Kröger. »Wenn du es ihm nicht gesagt hättest, hätte er es aus den Akten erfahren.«
    »Nein, das stimmt nicht.« Pia schüttelte den Kopf. »Ich habe ihm erzählt, dass Kilian Rothemund nach Amsterdam fährt. Daraufhin muss Frey sofort seine Verbindungen nach Holland aktiviert haben.«
    Kröger stieg ein, ließ den Motor an und setzte rückwärts aus der Parklücke.
    »Pia«, sagte er. »Du hast keinen Fehler gemacht. Du konntest nicht ahnen, was Frey für ein Spiel spielt. Wenn mich ein Staatsanwalt um Informationen bittet, gebe ich sie ihm auch.«
    »Das sagst du jetzt nur so«, seufzte Pia. »Als Frey bei der Durchsuchung von Rothemunds Wohnwagen auftauchte, hast du ihm nicht alles, was du wusstest, auf die Nase gebunden. Sein Interesse an dem Fall hätte mich damals schon warnen sollen.«
    Sie verstummte. Kröger fuhr unter Missachtung der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit die Erdbeermeile Richtung Autobahn hinunter.
    »Bieg links ab und nimm den Feldweg. Das ist schneller«, sagte Pia, bevor er auf die Brücke fahren konnte. Er bremste, setzte den Blinker und lenkte den Wagen scharf nach links über die Gegenfahrspur. Ein entgegenkommender Autofahrer blendete auf und hupte.
    »Wenn Erik Lessing sterben musste, weil er über Bernd Prinzler von dieser Kinderschändersache erfahren hatte«, sagte Kröger nach einer Weile, »dann frage ich mich, was die Engel damals wusste. Und was sie heute weiß. Stell dir vor, sie hat irgendwie damit zu tun!«
    »Darüber darf ich gar nicht nachdenken«, antwortete Pia düster. »Bodenstein

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